# taz.de -- Atomgesetz passiert Bundesrat: Nächste Station Bundespräsident | |
> Im Bundesrat konnte die Opposition keinen Einspruch gegen die | |
> AKW-Laufzeitverlängerung erreichen. Die SPD-regierten Länder planen nun | |
> eine Verfassungsklage. | |
Bild: Will gegebenenfalls gegen die AKW-Laufzeiten klagen: Kurt Beck. | |
Die von der schwarz-gelben Bundesregierung beschlossenen längeren | |
Laufzeiten für die deutschen Atomkraftwerke können voraussichtlich wie | |
geplant zum Beginn nächsten Jahres in Kraft treten. Der Bundesrat | |
verzichtete am Freitag darauf, Einspruch gegen das Gesetz zu erheben und | |
den Vermittlungsausschuss anzurufen, was das Verfahren verzögert hätte. | |
Eine aktive Zustimmung des Bundesrats, für die die schwarz-gelb regierten | |
Länder allein keine Mehrheit gehabt hätten, war nicht erforderlich, weil | |
die Regierung das Gesetz als nicht zustimmungspflichtig deklariert hatte. | |
Ein Antrag der SPD-geführten Länder, dass diese Entscheidung nicht zulässig | |
sei, fand keine Mehrheit - obwohl zuvor der Rechtsausschuss des Bundesrats | |
mehrheitlich diese Position vertreten hatte. | |
Während die Bundesregierung die Entscheidung begrüßte, kündigten die | |
Ministerpräsidenten der SPD-geführten Länder eine Normenkontrollklage vor | |
dem Bundesverfassungsgericht an. Die Klageschrift liege bereits vor und | |
werde eingereicht, sobald Bundespräsident Christian Wulff das Gesetz | |
unterzeichnet habe. "Wir stützen uns auf eine Reihe von Gutachten", sagte | |
Kurt Beck, Ministerpräsident in Rheinland-Pfalz. | |
Durch die längeren Laufzeiten seien Länderinteressen eindeutig berührt, so | |
Beck, von einer moderaten Verlängerung könne keine Rede sein. Auf die | |
Atomaufsicht der Länder kämen durch die verlängerten Laufzeiten mehr und | |
neue Aufgaben zu. | |
Auch gegen die geplante Brennelementesteuer erhob der Bundesrat keinen | |
Einspruch. Mehrere CDU-geführte Länder, die zuvor damit gedroht hatten, | |
stimmten zu, nachdem der Bund angekündigt hatte, eine Arbeitsgruppe | |
einzusetzen und die Auswirkungen des Gesetzes Mitte 2012 zu evaluieren. | |
Die Steuer auf Brennelemente soll dem Bund bis zu 2,3 Milliarden Euro pro | |
Jahr einbringen. Weil dadurch die Gewinne der Energiekonzerne geringer | |
ausfallen, drohen Ländern und Kommunen Ausfälle bei der Körperschaft- und | |
Gewerbesteuer im Umfang von 500 bis 600 Millionen Euro im Jahr. | |
Die Novelle des Atomgesetzes sieht vor, dass Reaktoren, die vor 1980 ans | |
Netz gegangen sind, 8 Jahre länger laufen dürfen als unter dem rot-grünen | |
Atomkonsens beschlossen. Jüngere AKWs bekommen 14 Jahre Zuschlag. Durch die | |
Berechnung anhand von Strommengen sind aber noch deutlich längere | |
Laufzeiten möglich. Neben der Opposition und Umweltverbänden hatten auch | |
die Branche der erneuerbaren Energien und die Stadtwerke das Gesetz | |
kritisiert. | |
Nachdem das Gesetz den Bundesrat passiert hat, muss nun zunächst der | |
Bundespräsident prüfen, ob er die verfassungsrechtlichen Bedenken der SPD | |
gegen das Atomgesetz teilt. Unterschreibt er, werden die SPD-geführten | |
Länder klagen, ebenso wie Anwohner von Atomkraftwerken mit Unterstützung | |
der Umweltorganisation Greenpeace. Das Verfassungsgericht wird wohl | |
frühestens in einem Jahr eine Entscheidung fällen. | |
26 Nov 2010 | |
## AUTOREN | |
Malte Kreutzfeldt | |
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