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# taz.de -- College-Football USA: Der Vater und das viele Geld
> Der 21-jährige Quarterback Cam Newton ist der unbestrittene Star des
> College-Footballs und zugleich auch seine größte Skandalnudel. Sein Vater
> hat einen wesentlichen Anteil daran.
Bild: Das war's! College Championship Gewinner sind die Auburn University Tiger…
Cam Newton hatte einen guten Tag am vergangenen Samstag. Einen
spektakulären Tag. Er warf den Ball, mal butterweich, mal knallhart. Er
klemmte sich das Lederei unter den Arm, rannte Verteidigern davon oder um
sie herum. Ein Mann, der mit Kindern spielte. Am Ende hatte der Quarterback
vier Touchdowns geworfen, zwei erlaufen und die Auburn Tigers zum Sieg
gegen die University of South Carolina geführt.
Wichtiger noch: Mit dem überzeugenden 56:17-Erfolg im Endspiel der
Southeastern Conference (SEC), der wichtigsten Liga im College-Football,
haben sich Newton und Auburn für das Endspiel um die National Championship
qualifiziert. Am 10. Januar treffen die Tigers in Glendale, Arizona, auf
die Oregon Ducks, um die beste Uni-Football-Mannschaft zu ermitteln. Für
Auburns Trainer Gene Chizik ist sein Quarterback nun der "wohl beste
Footballspieler, den ich jemals gesehen habe".
Aber Cam Newton hatte nicht immer gute Tage. Noch vor zwei Jahren deutete
kaum etwas darauf hin, dass aus dem aus Georgia stammenden 1,98 Meter
großen Modellathleten der überragende Akteur der diesjährigen
College-Football-Saison werden würde. Damals war Newton noch an der
University of Florida eingeschrieben, aber kam kaum für die Gators zum
Einsatz, weil die Quarterback-Position mit dem überragenden Tim Tebow fest
besetzt war.
Dann wurde er auch noch verhaftet und von seinem Team suspendiert. Newton
soll in die Wohnung eines anderen Studenten eingebrochen und dort einen
Laptop gestohlen haben. Er behauptete, den Computer für 120 Dollar auf der
Straße gekauft zu haben, eine, wie er selbst zugab, "dämliche Aktion". Zu
einer Anklage kam es nicht, aber Newton verließ Florida und ging an ein
unbedeutendes Junior College in Texas.
Am Blinn College kam Newton wieder auf die Beine und spielte 2009 so gut,
dass sich auch große Universitäten wieder an ihm interessiert zeigten. Er
wechselte nach Alabama an die Auburn University und ließ vom ersten Spiel
an keinen Zweifel daran, was für ein spektakuläres Talent er besitzt.
Dann allerdings tauchten neue Vorwürfe auf. Sein Vater Cecil, früher selbst
Football-Profi bei den Dallas Cowboys und heute Pastor, soll seinen Sohn
für sechsstellige Dollar-Summen verschiedenen Colleges angeboten haben. Das
ist zwar wohl gängige Praxis, offiziell aber verboten. Die NCAA, die den
College-Sport organisiert, versucht tapfer den Amateur-Status der
Studentensportler hochzuhalten, obwohl deren Universäten Millionen mit
Football oder Basketball einnehmen. Ein Kampf gegen Windmühlen.
Sogar das FBI zeigte sich interessiert an dem Fall, als Verbindungen zu
einem vorbestraften Glücksspielpaten ruchbar wurden. Die NCAA musste
reagieren. Sie sperrte Newton zuerst, hob die Sperre aber zwei Tage später
wieder auf. Doch während der Skandal immer größer wurde, spielte Newton
immer besser.
Der Umgang der NCAA mit dem Fall Newton bleibt bei anderen Funktionären
umstritten. "Mich beunruhigt die Tatsache", so Dan Beebe, Chef der
College-Liga Big 12, "dass wir hier einen Spieler haben, mit dessen
Diensten sein Vater anscheinend hausieren ging."
Mike Slive, Chef der SEC, in der die Auburn Tigers antreten, sieht die
Sache differenzierter. Die NCAA habe den Fall untersucht, aber "keine
verfügbaren Beweise" gefunden. Allerdings gibt auch Slive zu, dass das
System, in dem angebliche Amateure für Universitäten spielen, die Millionen
mit dem Sport verdienen, aus der Balance geraten ist: "Die Gesetzgebung der
NCAA ist nicht eindeutig genug, um mit einem Fall wie diesem umgehen zu
können."
Den Newtons wird es egal sein. Egal, wie das Finale ausgeht, Cam wird wohl
am kommenden NFL-Draft teilnehmen. Als Profi kann der 21-Jährige dann ganz
offiziell Geld annehmen. Und Papa Cecil darf sich endlich legal als Agent
betätigen und einen Millionen-Vertrag für seinen Sprössling aushandeln.
7 Dec 2010
## AUTOREN
Thomas Winkler
Thomas Winkler
## TAGS
American Pie
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