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# taz.de -- Kommentar Entschädigung Heimkinder: Im Zweifel für die Opfer
> Die Entschädigung der Heimkinder ist ein guter Kompromiss. Auch wenn
> einige Ehemalige das anders sehen. Denn zum ersten Mal wird ihr Leid
> anerkannt.
Es ist ein Kompromiss. Aber der ist gut. Auch wenn einige ehemalige
Heimkinder das anders sehen. Zum ersten Mal wird das Leid vieler Frauen und
Männer anerkannt, die von 1949 bis 1975 in Heimen der früheren
Bundesrepublik zum Teil schwer misshandelt, zur unbezahlten Arbeit
gezwungen und obendrein noch sexuell missbraucht worden sind.
Der Bund und vor allem die Kirchen bekennen sich zu ihrer Schuld an den
Zuständen in den Heimen, in denen im "Namen Gottes" schlimme Zustände
herrschten. Den Opfern werden Renten nachgezahlt und Therapien für
Folgeschäden angeboten. Sie müssen dafür nicht bis ins kleinste Detail
nachweisen, was ihnen geschehen ist: Es genügen "glaubhafte Darstellungen".
Das alles ist richtig und wichtig.
Verständlich ist aber auch, dass viele ehemalige Heimkinder mehr erwartet
haben als nur ein paar magere Euros. Viele von ihnen sind durch die
Demütigungen und die systematische Folter, die sie in ihren frühen
Lebensjahren erleiden mussten, bis heute traumatisiert. Nicht wenige haben
deshalb nie einen Beruf gelernt, leben von Hartz IV und misstrauen allem
und jedem.
Doch der runde Tisch mit Vertretern aus Bund, Ländern, Kirchen und
ehemaligen Heimkindern hatte keine Vorbilder, auf die er sich berufen
konnte, das außerparlamentarische Gremium musste seine Rolle erst finden.
Es hat nun dafür gesorgt, dass sich der Rechtsstaat selbst korrigiert, und
einen Präzedenzfall geschaffen.
Das, was früher als richtig galt, ist es heute nicht mehr: Das gilt nicht
nur für Erziehungsmethoden, sondern lässt sich auf andere Bereiche des
gesellschaftlichen Lebens übertragen. Das ist ein Sieg der Demokratie. Und
wichtig für die Zukunft - auch für die ehemaligen Heimkinder.
13 Dec 2010
## AUTOREN
Simone Schmollack
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