# taz.de -- Eiskunstlaufen: Talentsuche auf dünnem Eis | |
> Der Sportart fehlt der Nachwuchs. Mit einem von einem Shopping-Center | |
> gesponserten Training und Wettbewerb wollen die Berliner Vereine | |
> Neugierige anlocken. | |
Bild: Eiskunstlauf, geht jetzt auch ganz nebenbei im Shoppingcenter | |
Kilian kann schon mit den Schlittschuhen über das Eis gleiten. Damit ist | |
der fünfjährige Wilmersdorfer gegenüber seinen Alterskameraden im Vorteil, | |
die noch über das Eis tapsen. Eine Runde gleitet er um einen Reifen herum. | |
Eine weitere Runde geht es um den nächsten Reifen in die andere Richtung. | |
Dann muss der Junge in der Hocke durch einen Hütchentunnel hindurchgleiten | |
und drei Hindernisse umfahren. Fertig. Kilian hat sich am Sonntag dem | |
Wettbewerb "Eissternchen 2011" gestellt. Auf der Eisbahn am Potsdamer Platz | |
konnten Kinder im Alter von vier bis sieben Jahren zeigen, was sie gelernt | |
hatten. | |
Gelernt hatten sie die Grundlagen des Eislaufens an den Wochenenden im | |
November und Dezember unter der Anleitung von Berliner | |
Eiskunstlauftrainern. Die Eisbahn hat das Management der Potsdamer Platz | |
Arkaden und die Interessengemeinschaft Potsdamer Platz das siebente Jahr in | |
Folge errichtet - als Attraktion des Weihnachtsmarkts. An den Wochenenden | |
war sie bisher den Vier- bis Siebenjährigen vorbehalten, die kostenlos die | |
Grundlagen der Schlittschuhtechnik unter Anleitung von Profitrainern | |
erlernten. | |
"Die Trainerhonorare hat das Management der Arkaden gestellt", freut sich | |
Trainer Reinhard Ketterer. "Das ist ein Sponsoring, wie wir es uns öfter | |
wünschen würden." Als Randsportart hat Eiskunstlauf unter finanziellen | |
Problemen zu kämpfen. Sponsoring ist selten, ganz besonders für Anfänger. | |
Den Wettbewerb nutzen die Eissportvereine - neben den Kunstläufern auch die | |
Schnellläufer und der Eishockeyclub Eisbären - schon seit einiger Zeit zur | |
Sichtung von Nachwuchs. Die Grundlagen der Schlittschuhtechnik sind erst | |
einmal für alle Kufensportler gleich, und in welchem Verein ein Kind | |
landet, entscheidet das Kind mit seiner Familie. "Mehrere der hier vor | |
Jahren entdeckten Talente haben den Weg in die Sportvereine bis hin in den | |
Landeskader geschafft", berichtet Ketterer. | |
Gäbe es den "Eissternchen-Wettbewerb" nicht, so Ketterer, "dann hätten wir | |
Nachwuchsprobleme". Dass die Berliner Kufensportler im Bundesvergleich | |
ziemlich gut dastünden, verdanken sie auch diesem Wettbewerb und der damit | |
verbundenen öffentlichen Aufmerksamkeit. "Der Potsdamer Platz ist ja schon | |
allein wegen der guten Lage Werbeträger." | |
300 Kinder beim Training | |
300 Kinder haben diesen Winter kostenlos trainiert. Besonders gefragt waren | |
die Trainingsstunden bei Kindern mit russischem Migrationshintergrund, | |
erzählt Trainer René Lohse, der 2004 bei den Weltmeisterschaften gemeinsam | |
mit Kati Winkler die Bronzemedaillie im Eistanz holte. "Auch in den | |
Vereinen haben wir viele Kinder mit russischen Wurzeln. In diesen Familien | |
ist unsere Sportart populärer." | |
Auch Laura, die Silbermedailliengewinnerin des Wettbewerbes, stammt aus | |
einer russisch-litauischen Familie. Trotz der bitteren Kälte lief die | |
Fünfjährige im kurzen Kleidchen übers Eis. Gewonnen hat sie einen | |
Schlittschuhgutschein und weitere kostenlose Trainingsstunden. | |
Kilian hingegen blieb ohne Medaillie. Das entmutigt den Jungen nicht. Im | |
neuen Jahr will er im Verein eislaufen, das hat er schon entschieden. Sein | |
Vater ist noch unentschlossen: "Wir müssen uns erst mal informieren, welche | |
zeitlichen und finanziellen Belastungen da auf uns zukommen würden", sagt | |
er. | |
Fünfmal pro Woche muss ein kleiner Eisläufer eigentlich zum Training - wenn | |
er erfolgreich sein will. "Das ist eine harte Anforderung", gesteht René | |
Lohse ein. "Aber wenn das Kind Spaß am Laufen hat und der Weg zur Eishalle | |
nicht zu weit ist, ist es ein schönes Hobby." | |
13 Dec 2010 | |
## AUTOREN | |
Marina Mai | |
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