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# taz.de -- Weiße Weihnacht in Mitteleuropa: Chaos und Kälte
> Schnee lässt den Reiseverkehr zeitweise zusammenbrechen. In manchen Orten
> fällt auch der Strom aus. Konsequenzen für Verkehrsunternehmen kündigt
> bislang nur Großbritannien an.
Bild: Für Stunden zu Weihnachten geschlossen: der Düsseldorfer Flughafen.
BERLIN dpa/dapd | Nach den Feiertagen geht die Bescherung weiter. Weil
Schneefall den Güterverkehr auf Schiene und Straße behinderte, waren nicht
alle Briefe und Pakete rechtzeitig zu Weihnachten ausgeliefert worden. Das
wolle man nun nachholen, so die Deutsche Post AG. Die Aussichten dafür,
dass die Geschenke endlich ankommen, sind gut: Nachdem der Verkehr am
Freitag in weiten Teilen Deutschlands völlig zusammengebrochen war, hatte
sich die Lage am Sonntag entspannt.
"Alle größeren bundesweiten Fernstrecken sind frei befahrbar", sagte ein
Bahnsprecher. Allerdings könne es wegen eingefrorener Weichen noch zu
Verspätungen kommen. Auch Flüge fielen kaum noch aus. Weil aber immer
wieder Flugzeuge enteist werden mussten, konnten auch hier nicht alle
Abflugzeiten eingehalten werden. Es sei sinnvoll, mit der Fluggesellschaft
Kontakt aufzunehmen, bevor man sich auf den Weg zum Flughafen mache, sagte
ein Sprecher des Flughafens Düsseldorf. Schwierigkeiten gebe es vor allem
an anderen europäischen Airports.
Im Regionalverkehr der Bahn gab es jedoch weiterhin Störungen. Vor allem
sorgten eingefrorene Weichen und Oberleitungen für zahlreiche Ausfälle:
Bildet sich bei Eisregen ein Eismantel um die stromführende Leitung, geht
der Kontakt zum Stromabnehmer der elektrischen Lokomotiven verloren. Damit
der Eispanzer um die Leitung abtaut, müssen die Strecken langsam mit einer
Elektrolok abgefahren werden. Auch die Weichen müssen einzeln bearbeitet
werden. Weil auch viele Landstraßen gesperrt blieben, war nicht für alle
Züge Busersatzverkehr möglich. Auf den freien Strecken meldete die Polizei
immer noch zahlreiche Unfälle. Als Ursache nannte sie "nicht an die
Schneeverhältnisse angepasste Geschwindigkeit".
Am Freitag und Samstag hatten Böen im Norden und Osten Schneehindernisse
aufgetürmt. An der Küste Mecklenburg-Vorpommerns waren Straßen
unpassierbar, auf Rügen fuhr die Bahn gar nicht. Für Zehntausende Menschen
in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg war es
selbst zu Hause ungemütlich: Sie waren vom Stromnetz abgeschnitten, weil es
in den Kraftwerken und Überlandnetzen Störungen gab oder umstürzende Bäume
die Leitungen kappten.
Nach der vorübergehenden Beruhigung zum Wochenbeginn sagt der Deutsche
Wetterdienst vor allem für den Nordosten schon wieder neue Schneefälle
voraus, die sogar zu neuen Rekorden führen können. Im Wochenverlauf sollen
die Temperaturen fast überall zweistellige Minusgrade erreichen.
In Großbritannien, wo es vor Weihnachten im Flugverkehr ebenfalls große
Probleme gegeben hatte, will die Regierung die Verkehrsunternehmen nun
stärker in die Pflicht nehmen. "Es sollte eine wirtschaftliche Strafe für
Serviceversagen geben", sagte Verkehrsminister Philip Hammond der Sunday
Times. Man erwäge Bußgelder für Flughafenbetreiber, wenn es zu Problemen
wie zuletzt in London-Heathrow komme. Heathrow-Betreiber BAA, eine Tochter
des spanischen Ferrovial-Konzerns, soll an der Schneeräum- und
Enteisungstechnik gespart haben. So führten schon zwei Zentimeter Schnee zu
einem Betriebsstopp.
26 Dec 2010
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