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# taz.de -- Nach dem Anschlagsversuch in Dänemark: Erleichterung und Entsetzen
> Es ist noch einmal gutgegangen für die Mitarbeiter der Zeitung
> "Jyllands-Posten". Und doch ist sich Dänemark nach der Verhaftung von
> fünf mutmaßlichen Terroristen der Bedrohung gewiss.
Bild: Kein sicherer Ort: Verlagsgebäude der "Jyllands-Posten" in Kopenhagen.
KOPENHAGEN dpa/afp | Einen Tag nach dem Terroralarm in Dänemark haben drei
der festgenommenen mutmaßlichen Islamisten bei ihrer ersten Anhörung alle
Vorwürfe zurückgewiesen. Ein Gericht in Glostrup westlich von Kopenhagen
verhängte gegen sie aber dennoch eine vierwöchige Untersuchungshaft. Die
Männer sollen einen Anschlag auf die Kopenhagener Redaktion der Zeitung
Jyllands-Posten geplant haben, die 2005 die umstrittenen
Mohammed-Karikaturen veröffentlicht hatte.
Staatsanwalt Lykke Sorensen sagte, die Männer seien des Terrorismus und des
Verstoßes gegen das Waffengesetz verdächtig. Er verwies darauf, dass die
Polizei bei ihnen eine Maschinenpistole und eine Handfeuerwaffe gefunden
habe. Nach Einschätzung des dänischen Geheimdienstes PET wollten die aus
der arabischen Welt stammenden Männer in der Zeitungsredaktion so viele
Menschen wie möglich töten.
Weitere Angaben zur Sache machten die Verdächtigen vor Gericht nicht. Die
drei lebten in Schweden und waren auf dem Weg nach Kopenhagen gefasst
worden. Einer war in Tunesien geboren worden, einer im Irak, der dritte ist
ein schwedischer Staatsbürger mit unbekanntem ethnischen Hintergrund.
Gegen einen vierten in Dänemark Festgenommenen, einen 26-jährigen
irakischen Asylbewerber, hatte der PET keine Haft beantragt.
Sprengstoff-Experten hätten in der Nacht zu Donnerstag seine Wohnung
durchsucht und ein verdächtiges Paket sichergestellt, das sich als harmlos
erwiesen habe. Der Mann bleibe aber verdächtig, teilte der Geheimdienst
mit. Unklar war, ob der 26-Jährige am Donnerstag noch auf freien Fuß kommen
sollte.
Ein fünfter Verdächtiger, der in Schweden festgenommen worden war, sollte
dort am Nachmittag vor Gericht angehört werden. Auf dem Profilbild seiner
Facebook-Seite sei der 37-jährige in Tunesien geborene Mann als Krieger mit
Schild und Schwert zu sehen, schrieb die Tageszeitung "Expressen".
Ministerpräsident Lars Løkke Rasmussen sagte zur Festnahme der fünf
mutmaßlichen Islamisten in Kopenhagen, es bestehe für sein Land eine "sehr
ernste Bedrohung" durch Terroristen. Die Verdächtigen sollen in Verbindung
mit internationalen Terror-Netzwerken gestanden haben. Der
Ministerpräsident sagte in Kopenhagen, ungeachtet aller Gefahren dürfe die
dänische Gesellschaft aber nicht ihre Offenheit verlieren. Die Grundwerte
wie Demokratie und Meinungsfreiheit müssten davon unangetastet bleiben.
Auch der Karikaturist Kurt Westergaard, der mit seinen Mohammed-Zeichnungen
den Hass der Islamisten auf sich zog, mahnte Beharrlichkeit an. "Wir dürfen
und werden uns Kritik am radikalen Islamismus nicht verbieten lassen. Wir
dürfen uns nicht einschüchtern lassen", sagte Westergaard der Bild-Zeitung.
Der Jyllands-Posten-Zeichner war vor fast genau zwölf Monaten von einem
Islamisten aus Somalia überfallen und dabei fast erschlagen worden.
Nach Angaben der Ermittler vom Mittwoch erfolgte der Zugriff auf die
Verdächtigen kurz vor der Ausübung der Bluttat in der Zeitungsredaktion.
"Nach unserer Überzeugung wollten sie so viele der dort arbeitenden
Menschen wie möglich töten", sagte der dänische Geheimdienstchef Jakob
Scharf. Damit dürfte Skandinavien zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen
nur knapp einem schweren Terroranschlag mit vielen Opfern entgangen sein.
Bei einem Selbstmordanschlag am 11. Dezember in der schwedischen Hauptstadt
Stockholm war nur der Attentäter gestorben, ein 28-jähriger Schwede
irakischer Abstammung. Er hatte seine Tat unter anderem mit einer
Mohammed-Karikatur des schwedischen Zeichners Lars Vilks sowie Schwedens
Teilnahme am Afghanistan-Krieg begründet.
Scharf sagte, die Verdächtigen gehörten radikal-islamistischen Kreisen an.
In Verbindung mit den Festnahmen in den Kopenhagener Vororten Herlev und
Greve fand die Polizei unter anderem eine Maschinenpistole mit
Schalldämpfer, Munition und Kabelbinder, die zum Fesseln von Händen benutzt
werden können. "Der Angriff sollte nach unseren Erkenntnissen in den
nächsten Tagen durchgeführt werden", sagte Scharf.
30 Dec 2010
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