# taz.de -- Der Iran lädt zur Atomanlagenbesichtigung: Westmächte müssen dra… | |
> Die Teheraner Führung möchte ausländische Gäste von der Friedfertigkeit | |
> ihres Programms überzeugen. Die EU reagiert zögerlich, die USA sind nicht | |
> dabei. | |
Bild: Auf dem Besichtigungsprogramm: Reaktoranlagen in Buschehr. | |
BERLIN taz | Iran hat im Vorfeld der nächsten Runde der Atomgespräche | |
ausgewählte Staaten zu einer Besichtigung seiner Atomanlagen eingeladen. Zu | |
ihnen gehören Russland, China, die Gruppe der Blockfreien, die Mitglieder | |
der Arabischen Liga bei der Internationalen Atombehörde sowie Ungarn, das | |
ab 1. Januar die EU-Ratspräsidentschaft übernommen hat. In dem vom 27. | |
Dezember datierenden Schreiben erklärt sich der Iran bereit, sämtliche | |
Kosten für den Besuch zu übernehmen. Die Besichtigung der Atomnlagen ist | |
für den 15. und 16. Januar vorgesehen. | |
Auf dem Plan steht die Besichtigung des Atomreaktors in Buschehr, der nach | |
neuesten Informationen im Februar ans Netz gehen soll, und der | |
Urananreicherungsanlage in Natans. Geplant sind außerdem ein Treffen mit | |
dem amtierenden iranischen Außenminister Ali Salehi, der zugleich Leiter | |
der iranischen Atombehörde ist, und dem Chefunterhändler bei den | |
Atomgesprächen, Said Dschalili. | |
Mit der Einladung will die Regierung in Teheran offenbar demonstrieren, | |
dass sie mit offenen Karten spielt und nichts zu verbergen hat. Hochrangige | |
Vertreter der eingeladenen Staaten sollen sich vor Ort davon überzeugen, | |
dass die iranische Atomtechnologie nur friedlichen Zwecken dient. Wie | |
allerdings Politiker dies feststellen sollen, bleibt offen. | |
Die Einladung soll nach den Worten des iranischen Außenamtssprechers Ramin | |
Mehmanparast auch als "ein erneutes Zeichen des guten Willens" verstanden | |
werden und im Vorfeld der nächsten Gespräche Ende Januar in Istanbul eine | |
versöhnliche Stimmung erzeugen. Auch die arabischen Staaten, die sich vor | |
einem mit Nuklearwaffen ausgerüsteten Iran fürchten, sollen beruhigt | |
werden. Schließlich deutet die besondere Auswahl der Gäste, vor allem der | |
Ausschluss der USA, auf den Versuch, die Staatengemeinschaft | |
auseinanderzudividieren. | |
Philip Crowley, Sprecher des US-Außenministeriums, sprach von einem | |
"cleveren Trick". Es sei entscheidend, dass Teheran seine Atomanlage der | |
Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) öffne. Auch die Staaten der EU | |
reagierten auf die Einladung ziemlich verhalten. Es sei unwahrscheinlich, | |
dass die EU noch vor der nächsten Gesprächsrunde die Einladung annehmen | |
würde - wenn überhaupt, verlautete aus Diplomatenkreisen. | |
Nach einer Pause von vierzehn Monaten hatten sich Vertreter Irans und der | |
Gruppe 5 + 1, die sich aus den ständigen Mitgliedern des UN-Sicherheitsrats | |
und Deutschland zusammensetzt, Anfang Dezember in Genf getroffen. Erreicht | |
wurde dabei lediglich ein Beschluss, die Verhandlungen Ende Januar in der | |
Türkei fortzusetzen. | |
Der Westen verdächtigt Iran, unter dem Vorwand der zivilen Nutzung der | |
Kernenergie Atomwaffen zu entwickeln, und fordert deswegen die Einstellung | |
der Urananreicherung. Die iranische Führung weist den Verdacht zurück und | |
beharrt auf ihrem im Atomwaffensperrvertrag verankerten Recht, im eigenen | |
Land Uran anzureichern und den atomaren Brennstoff herzustellen. | |
4 Jan 2011 | |
## AUTOREN | |
Bahman Nirumand | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Atomgespräche mit dem Iran: Nächstes Treffen Ende Januar | |
Das Treffen zwischen den UN-Vetomächten, Deutschland und dem Iran blieb | |
weitgehend ergebnislos. Ende Januar soll es weitere Gespräche geben. Der | |
Iran stellte dafür bereits Bedingungen. | |
160 Brennstäbe in Buschehr eingesetzt: Iran bestückt erstes AKW mit Brennstoff | |
Der nächste Ärger kommt bestimmt: Im iranischen AKW Buschehr wurden die | |
ersten Brennelemente geladen. Internationale Atomgespräche zögert das | |
Regime weiter hinaus. | |
Irans Atomprogramm: Der Countdown läuft | |
Trotz aller Sanktionen hält der Iran an seinem Atomprogramm fest - und | |
riskiert militärische Reaktionen. Doch das Land hat seine Abwehrkraft | |
erheblich verstärkt. | |
Gespräche zwischen Iran und UNO-Staaten: In trauter Atomrunde | |
Am Montag treffen sich in Genf wieder Vertreter Irans und der | |
"Sechsergruppe". Die iranische Regierung will "höchstens am Rande" über ihr | |
Nuklearprogramm reden. |