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# taz.de -- Kommentar zur Wettmanipulation: Der ganz alte Fußballgeist
> Der neue Fußball-Wettskandal erinnert an alte Zeiten, als Fußballer noch
> Kerle waren, die in dunklen Kaschemmen ihr Gehalt verspielten.
Es gibt sie noch - echte Kerle im Fußball. Auch das ist eine Nachricht, die
mit all den Enthüllungen um manipulierte Spiele einhergeht. Es ist der ganz
alte Fußballgeist, der sich regt, wenn über Kicker berichtet wird, die
Wettschulden in Millionenhöhe haben, denen Gläubiger aus der Halbwelt mit
gezückter Waffe gegenüberstehen, die immer den Geldbeutel zücken, wenn
jemand eine Wette anbietet.
Der neue Fußballgeist weilt derweil im Trainingslager irgendwo am Golf, wo
sich schon als Bubis zu Weicheiern verhätschelte Jungprofis von einem
Psychologen beraten lassen, wie sie aus ihrem mentalen Loch wieder
herausfinden können, und danach im Hotelzimmer überlegen, welches Auto sie
dem Model, das sie ihre Freundin nennen, kaufen sollen.
In Bochum vor dem Landgericht wird dieser Tage in Sachen Wettmanipulation
verhandelt. Spiele in ganz Europa sind geschoben worden. Über den Fußball
sind aus kleinen Hinterzimmergaunern große Ganoven geworden. Schieber aus
dem kleinkriminellen Milieu konnten am großen Rad drehen, weil es in der
Kickerszene unter Spielern wie Schiedsrichtern immer noch genug Menschen
gibt, für die Fußball etwas anderes ist als verwissenschaftlichter
Leistungssport.
Es gab einmal eine Zeit, da wurden die Fußballer am meisten verehrt, die es
nicht nur wegen guter Leistungen auf dem Platz in die Medien geschafft
haben, sondern auch weil sie regelmäßig Räusche heimgetragen und eventuell
in dunklen Kaschemmen Schlägereien angezettelt haben.
Das waren Männer, die nicht nur auf dem Fußballfeld gespielt haben - und
sich gerade deshalb als wahre Kicker fühlten. Um diesen verruchten, wahren
Fußball geht es im Bochumer Prozess. Der hat seine Fans. Die wissen auch:
Wettmanipulation ist unfair, aber Schieber am Spielfeldrand gehören
irgendwie dazu beim Fußball
5 Jan 2011
## AUTOREN
Andreas Rüttenauer
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