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# taz.de -- Beisetzung in Pakistan: Geistliches Lob für Mord an Gouverneur
> Der Mord am Gouverneur der pakistanischen Provinz Pandschab hat völlig
> konträre Reaktionen hervorgerufen. Sie zeigen die tiefe innere Spaltung
> der pakistanischen Gesellschaft.
Bild: Kerzen werden zu Erinnerung an den ermordeten Gouverneur entzündet.
BANGKOK taz | Unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen ist der ermordete
Gouverneur der Provinz Pandschab, Salman Taseer, am Mittwoch beigesetzt
worden. Tausende Menschen trotzten Drohungen durch religiöse Gruppen und
nahmen an der Beisetzung in der Stadt Lahore teil.
Die Trauergebete für den vor seinem Amtssitz ermordeten 66-Jährigen
begannen verspätet, weil es in der aufgebrachten Menge zu Gedränge kam.
Premierminister Yusuf Raza Gillani nahm persönlich an der Feier teil.
Bereits am Dienstag hatte es in der Stadt vereinzelt Ausschreitungen durch
Anhänger der regierenden Pakistan Peoples Party (PPP) gegeben. Daher hatten
Sicherheitskräfte am Mittwoch die Stadt weitgehend abgeriegelt.
Taseers Mörder, der 26-Jährige Mumtaz Hussain Qadri, hat kurz nach der Tat
erklärt, er habe den Politiker getötet, weil dieser sich gegen die
Blasphemie-Gesetze aus der Zeit des Diktators Zia ul-Haq ausgesprochen
habe. Quadi war erst vor vier Tagen als Leibwächter des Gouverneurs
abgestellt worden. Die Ermittlungen sollen nun feststellen, ob Qadri
alleine gehandelt hat oder Kontakte zu militanten Gruppen unterhielt. Er
soll bereits am heutigen Donnerstag vor ein Antiterrorgericht gestellt
werden.
Taseers Tod löste jedoch nicht nur Bestürzung aus. Eine Gruppe von mehr als
500 eigentlich moderaten religiösen Gelehrten und Klerikern warnte davor,
den Tod Taseers zu betrauern. "Jene, die die Blasphemie des Propheten
unterstützen, begehen selbst Blasphemie", hieß es in einer Erklärung der
Gruppe Jamaat-i-Ahl-i-Sunnat.
Die führende Urdu-sprachige Tageszeitung Jang griff die Erklärung auf und
schrieb auf ihrer Titelseite: "Es sollte keine Beerdigung für Taseer geben
und keine Verurteilung seines Todes. […] Wer einen Gotteslästerer
unterstützt, ist selbst ein Gotteslästerer."
Auch auf der Internetplattform Facebook begrüßten tausende Nutzer die
Ermordung des Politikers. Binnen kürzester Zeit schlossen sich beinahe
2.000 Facebook-Nutzer einer Gruppe an, die den Attentäter Qadri für seine
Tat würdigten. Diese Äußerungen im Internet, zu dem nur Mittelschicht und
Elite Zugang haben, verdeutlichen in drastischer Weise, dass es den
Militanten gelungen ist, ihr Gedankengut und die Bereitschaft, zu Gewalt zu
greifen, in die pakistanische Gesellschaft zu tragen.
6 Jan 2011
## AUTOREN
Sascha Zastiral
## TAGS
Pakistan
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