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# taz.de -- Neue Ski-Bindung hebelt Gewichtsregel aus: Magersucht könnte sich …
> Der technische Fortschritt fördert Skispringer-Magersucht? Vielleicht.
> Neue Ski-Bindungen machen die Ski-Länge unwichtig. Damit wird die
> Hungerbremse der Fis ausgehebelt.
Bild: Simon Ammann schockte die Konkurrenz mit technischen Kniffs.
BISCHOFSHOFEN taz | Es bleibt wenig Zeit, um nachzudenken. Der Terminplan,
den der Weltskiverband Fis den weltbesten Skispringern vorgegeben hat, ist
eng gestrickt. Schon am Wochenende geht es ins tschechische Harrachov zum
Skifliegen. Eine riesige Schanze bedeutet neue Herausforderungen, neue
Anstrengungen nach der Tournee-Sause.
Das Skispringen hat sich bei der Vierschanzentournee erstmals in diesem
Winter dem großen Publikum gezeigt. Es gab zauberhafte Sprünge, vor allem
vom Gesamtsieger Thomas Morgenstern aus Österreich. Es gab aber auch
Bedenken wegen der neuen Bindung. Und es tauchte ein Gespenst auf, das
bereits vertrieben schien: das extreme Leichtgewicht.
Es geht zunächst um die Frage, ob der kleine Stab, der Skier und Schuh
verbindet, gebogen ist oder nicht. Ein gebogener Stab erlaubt einen anderen
Anstellwinkel der Skier und damit aerodynamische Vorteile. Der Schweizer
Simon Ammann hat die Konkurrenz vor einem Jahr bei den Olympischen Spielen
von Vancouver mit diesem technischen Kniff geschockt.
Nach dem Winter, in dem Ammann zwei Olympiatitel gewann, tüftelte also jede
Nation an der Bindung. Auch der deutsche Cheftrainer Werner Schuster findet
das Thema höchstspannend - war er es doch, der bei seinem Intermezzo als
Coach der Schweizer mit Ammann erste Experimente zum gekrümmten
Bindungsstab wagte.
Aber er hat auch die Gefahren erkannt, die nun mitschweben: "Das System ist
sehr sensibel." Dieses besteht aus Material, Athletenkörper und
Sprungtechnik und wird schon von kleinsten Änderungen
durcheinandergebracht. Einige Experten mutmaßen auch, dass bei Stürzen nach
der Landung die neue Bindung gefährlicher ist - weil der Schuh sich nicht
vom Ski löst.
Und dann steht das Gespenst vom hohläugigen Springer wieder vor einem.
Eigentlich hatte der Weltverband Fis dem krassen Hungern ein Ende setzen
wollen. Der Verband schrieb einen Mindestwert für den Body-Mass-Index (BMI)
fest. Wer leichter war, musste kürzere Skier springen und hatte damit
weniger Tragfläche.
Dieser Zusammenhang ist nun ausgehebelt - die neuen Bindungen erlauben eine
Skistellung in der Luft, bei der die Länge der Skier keine große Rolle mehr
spielt. Leichtgewichte können die Nachteile der kürzeren Skier künftig
leicht kompensieren. Geht die Tendenz also wieder zum radikalen Hungern?
Die meisten Verantwortlichen drucksen bei diesen Fragen noch herum. "Die
Gefahr ist jetzt wieder wesentlicher größer", sagt der österreichische
Trainer Alexander Pointner. Dabei schien es doch vertrieben, dieses
Gespenst. Dass Skispringer nicht alles in sich hineinfuttern können, was
sie wollen, und dass Gewichtsdisziplin notwendig ist, will ja längst
niemand mehr bestreiten. Aber die BMI-Regel sollte die Extreme verhindern,
vor der Saison war er sogar auf 20,5 inklusive Kleidung angehoben worden.
7 Jan 2011
## AUTOREN
Kathrin Zeilmann
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