# taz.de -- Stufenplan fürs Sorgerecht: Schweigt Mutti, darf Papi mitentscheid… | |
> Die Justizministerin schlägt einen Stufenplan vor, um das Sorgerecht für | |
> uneheliche Kinder zur regeln. Bisher hatte die Mutter ein gesetzliches | |
> Veto-Recht. | |
Bild: Die Union lehnt jeden "gesetzlichen Automatismus" für ein gemeinsames So… | |
KARLSRUHE taz | Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) | |
hat der Union ein "Kompromissangebot" gemacht. Das Sorgerecht bei | |
nichtehelichen Kindern soll künftig nach einem Drei-Stufen-Plan | |
festgestellt werden, den die Ministerin jetzt vor Journalisten in Karlsruhe | |
vorstellte. | |
Direkt nach der Geburt, so die erste Stufe, soll das alleinige Sorgerecht | |
bei der unehelichen Mutter liegen. Ist aber der Vater bekannt und wünscht | |
er ein gemeinsames Sorgerecht, so hat die Frau acht Wochen Zeit, dem zu | |
widersprechen (zweite Stufe). Reagiert sie nicht, haben Vater und Mutter | |
das gemeinsame Sorgerecht für das Kind. Widerspricht die Mutter, | |
entscheidet in der dritten Stufe auf Klage des Vaters das Familiengericht. | |
Ursprünglich wollte die Ministerin in der ersten Stufe erst mal das | |
gemeinsame Sorgerecht vorsehen. Doch nun kam sie der Union entgegen: Bei | |
uninteressierten Vätern muss die Mutter nicht aktiv werden, um das | |
alleinige Sorgerecht zu erhalten. Wenn der Vater jedoch Verantwortung | |
übernehmen will und die Mutter dagegen ist, muss sie ausdrücklich | |
widersprechen. | |
Die Union lehnt aber jeden "gesetzlichen Automatismus" zugunsten eines | |
gemeinsamen Sorgerechts ab, erklärte die zuständige CDU-Abgeordnete Ute | |
Granold gestern auf Nachfrage der taz. Nach Ansicht der CDU/CSU muss der | |
Vater aktiv werden und das Familiengericht anrufen, wenn die Mutter einfach | |
schweigt. | |
Bisher hatte die Mutter ein gesetzliches Veto-Recht. Gegen ihren Willen | |
konnte ein nichtehelicher Vater kein gemeinsames Sorgerecht erhalten. Diese | |
Rechtslage wurde jedoch sowohl vom Europäischen Gerichtshof für | |
Menschenrechte als auch vom Bundesverfassungsgericht beanstandet. | |
Als Grundziel der Reform sind sich Union und FDP nun einig, dass die | |
gemeinsame Sorge für nichteheliche Kinder künftig der Regelfall sein soll. | |
In einem Gerichtsverfahren müsste die Mutter also auf jeden Fall belegen, | |
warum die gemeinsame Sorge dem Kindeswohl schadet. | |
Nach einer einstweiligen Anordnung des Verfassungsgerichts können | |
nichteheliche Väter bereits seit August gerichtlich die gemeinsame Sorge | |
erstreiten, wenn es dem Kindeswohl dient. Das Sorgerecht betrifft | |
grundlegende Entscheidungen im Leben eines Kindes wie den Wohnort, die | |
Schulwahl oder größere Operationen. Ein Umgangsrecht haben nichteheliche | |
Väter auch ohne Sorgerecht. | |
11 Jan 2011 | |
## AUTOREN | |
Christian Rath | |
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