# taz.de -- Kommentar Portugal: Was die EU jetzt tun muss | |
> Die EU-Kommission reagiert auf Portugals Krise hilflos. Noch mehr vom | |
> Gleichen ist die Devise. Der Rettungsschirm muss eben ausgeweitet werden. | |
> Doch schiere Quantität wird nicht helfen. | |
Portugal ist auf dem direkten Weg in die Pleite. Wie Irland und | |
Griechenland befindet es sich in der Schuldenfalle. Die Wirtschaft | |
schrumpft, und gleichzeitig schießen die Zinsen für die Staatsanleihen in | |
die Höhe. Da bleibt dem Land als fataler Ausweg bald nur noch, die Zinsen | |
durch neue Kredite zu bezahlen. Landläufig heißt dieser Zustand: Bankrott. | |
Die Frage ist daher nicht, ob Portugal den EU-Rettungsschirm in Anspruch | |
nimmt - sondern nur noch wann. Allerdings ist die Semantik irreführend: Die | |
EU-Finanzhilfen heißen zwar "Rettungsschirm", wären aber keine Rettung für | |
Portugal. Denn auch die Euro-Länder verlangen einen überhöhten Zinssatz von | |
5,8 Prozent, wie Irland und Griechenland leidvoll erfahren. Wie sie bliebe | |
Portugal in seiner Schuldenfalle gefangen, selbst wenn es EU-Hilfen nimmt. | |
Diesen Zusammenhang haben die Finanzmärkte natürlich längst erkannt, | |
weswegen die EU-Hilfen auch so wirkungslos verpuffen. Das Rettungspaket von | |
750 Milliarden Euro ist beispiellos - und wird von den Anlegern trotzdem | |
ignoriert. Als wäre nichts gewesen, steigen die Risikoaufschläge weiter und | |
infizieren immer neue Länder. Inzwischen gilt auch Belgien als gefährdet. | |
Die EU-Kommission reagiert hilflos. Noch mehr vom Gleichen ist die Devise: | |
Wenn ein Rettungsschirm von 750 Milliarden Euro nicht reicht, dann muss er | |
eben ausgeweitet werden. Doch ist sehr zu bezweifeln, ob schiere Quantität | |
hilft. Denn für die Anleger bleibt ja unübersehbar, dass einige Euro-Länder | |
in die Pleite steuern. | |
Langfristig wird die EU daher drei Maßnahmen nicht vermeiden können. | |
Erstens: Sie muss die Strafzinsen für ihre Hilfen senken. Zweitens: Einige | |
Länder benötigen einen Teilerlass ihrer Schulden. Ganz sicher gilt dies für | |
Griechenland und Irland, wahrscheinlich auch für Portugal. Drittens: Die | |
Länder der Peripherie müssen wettbewerbsfähig werden. Das funktioniert aber | |
nicht, solange Deutschland auf Lohndumping setzt. | |
12 Jan 2011 | |
## AUTOREN | |
Ulrike Herrmann | |
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