# taz.de -- Konflikt um Liebig 14: "Meine Mittel sind ausgeschöpft" | |
> Friedrichshains Bürgermeister Franz Schulz hat kaum noch Hoffnung, dass | |
> das Hausprojekt gerettet werden kann. Die Gewaltdrohung gegen sich nimmt | |
> er gelassen. | |
taz: Herr Schulz, in einem Bekennerschreiben nach einem Brandanschlag auf | |
Ihr Rathaus wird Ihnen offen mit Gewalt gedroht - wegen der anstehenden | |
Räumung der Liebig 14. Wie ernst nehmen Sie den Aufruf? | |
Franz Schulz: Natürlich kann man nach so etwas nicht einfach sorglos | |
weitermachen. Aber man sollte das auch nicht überbewerten. Ich werde | |
versuchen, meinen Arbeitsalltag und mein Leben so weiterzuführen wie | |
bisher. Ich denke, das wird auch gut möglich sein. | |
Wird dies jetzt mit Polizeischutz geschehen? | |
Es gab dazu Gespräche mit dem LKA, aber das werde ich nicht in der | |
Öffentlichkeit ausbreiten. Ich bin sehr zuversichtlich, dass es erst gar | |
nicht zu einem Anschlag kommt. | |
2002 gab es schon einmal einen Brandanschlag auf das Auto Ihrer | |
Lebensgefährtin. Sind Sie jetzt besonders vorsichtig? | |
Eigentlich nicht, viel kann man gegen so etwas ohnehin nicht machen. Und | |
bei dem Anschlag 2002 ist die Zuordnung zum autonomen Milieu bis heute | |
nicht beweisbar. | |
Haben sich die Bewohner der Liebig 14 schon bei Ihnen gemeldet? | |
Ich habe heute einen Anruf von dort erhalten, bei dem mir versichert wurde, | |
dass die Bewohner nicht hinter dem Inhalt des Bekennerschreibens stehen. | |
Der Anschlag und die Drohung dürften aus einer anderen Ecke kommen. | |
Aus welcher denn? | |
Wahrscheinlich von einer Gruppe aus dem weiteren Unterstützerkreis, die gar | |
nicht mitbekommen hat, was zuvor an den Runden Tischen passiert ist. | |
Monatelang habe ich mich für die Liebig 14 eingesetzt, habe auf allen | |
Ebenen genervt. Und das zuvor auch bei anderen Hausprojekten. Da ist man | |
schon mehr als irritiert, dass plötzlich Freund und Feind verwechselt | |
werden. | |
Wird die linke Szene in Berlin allgemein wieder militanter? | |
Das würde ich nicht sagen. Nehmen wir den Indikator Autobrände: Da sind die | |
Zahlen stark rückläufig. | |
Innensenator Ehrhart Körting spricht von linker Gewalt, die sich nun | |
gezielter gegen Institutionen und Entscheidungsträger richtet. | |
Das kann ich nicht beurteilen. Für mich ist die jetzige Drohung jedenfalls | |
eine Premiere. Und dass sich die Szene gegen die Räumung der Liebig wehrt, | |
war doch erwartbar. Das Haus steht als Chiffre für den Kampf um Freiräume. | |
Was heißt das für den Tag der Räumung? | |
Es dürfte zu erheblichen Auseinandersetzungen kommen. | |
Können Sie als Bürgermeister noch etwas für die Liebig 14 tun? | |
Ich fürchte nein, meine Mittel habe ich alle ausgeschöpft. Jetzt könnte nur | |
noch ein kleines Wunder helfen, indem doch noch ein leeres Wohngebäude zum | |
Kauf oder Anmieten auftaucht. Wahrscheinlich ist das aber nicht. | |
Bedauern Sie dieses Ende? | |
Schon. Es ist ein Stück Friedrichshainer Vielfalt, das hier verloren geht, | |
und auch ein Stück Geschichte. | |
Sie waren immer dafür offen, sich mit der linken Szene an einen Tisch zu | |
setzen. Ist diese Solidarität jetzt passé? | |
Überhaupt nicht, da sehe ich auch gar keinen Zusammenhang. Ich setze mich | |
für alternative Hausprojekte ein, weil ich überzeugt bin, dass es auch | |
dafür Räume in Berlin und Friedrichshain-Kreuzberg geben muss. Das ist nach | |
wie vor eine richtige Idee, für die ich mich einsetze. | |
Ihr Parteikollege Christian Ströbele erklärte, er würde sofort auf eine | |
Soli-Demo für die Liebig 14 gehen. Sie auch noch? | |
Das ist gut vorstellbar. | |
13 Jan 2011 | |
## AUTOREN | |
Konrad Litschko | |
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