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# taz.de -- Hamburger Datenschützer offline: Alles nicht so einfach
> Peinlich: Auf der Website des Hamburger Datenschutzbeauftragten kam ein
> Tracking-Dienst zum Einsatz, der den eigenen erklärten Ansprüchen an
> Datenschutz nicht genügt. Die Seite ist nun offline.
Bild: Die Webseite des Hamburger Datenschutzbeauftragten (aus dem Google Cache).
HAMBURG/BERLIN dpa/taz | Wenn es um große Konzerne wie Facebook oder Google
geht, sind die Hamburger Datenschützer streng. Doch beim eigenen
Web-Auftritt der Aufsichtsbehörde ging es anscheinend einige Monate lang
auch nicht ganz nach dem deutschen Datenschutzrecht zu: Dort kam ein
Tracking-Dienst zum Einsatz, der die Informationen der Nutzer nach der
Einschätzung der Datenschutzer nicht gesetzeskonform verarbeitete. Am
Donnerstagabend zog die Behörde Konsequenzen und ließ die Website vorerst
abschalten.
Die Hamburger Datenschutzbehörde findet sich normalerweise unter
[1][www.datenschutz-hamburg.de], der Internet-Auftritt lief über die Seite
Hamburg.de. Und über die technische Infrastruktur entscheide nicht seine
Behörde, sondern der Betreiber, erklärte der Hamburger
Datenschutzbeauftragte Johannes Caspar.
Seine Behörde begann nach eigenen Angaben im März 2010, das Portal
Hamburg.de zu überprüfen. Am Montag dieser Woche sei klar geworden, das ein
Tracking-Programm, das auch auf der Datenschützer-Seite zum Einsatz kam,
gegen das Telemedienrecht verstoße.
Da es nicht gelungen sei, mit dem Betreiber von Hamburg.de eine "zeitnahe
Umsetzung unserer Rechtsauffassung zu erreichen", habe man den
Internet-Auftritt vorerst vom Netz genommen. Derzeit wird auf
[2][www.datenschutz.de] umgeleitet.
Die Betreiber von Hamburg.de haben einen Dienstleister damit beauftragt,
Statistiken über Besucher der Website zu erstellen. In diesem Fall kommt
der Dienst INFOnline zum Einsatz, der die Daten aggregiert und anonymisiert
an die Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von
Werbeträgern (IVW) weiterreicht.
Dieser Dienst ist Standard für alle News-Websites, die Anzeigeplätze
verkaufen, weil er ausweist, wie viele Menschen über eine Website mit
Werbung erreicht werden können – auch taz.de nutzt ihn. Aus den Ergebnissen
leiten sich zum Beispiel auch die Website-Vergleiche von [3][Meedia.de] ab,
wie wir sie [4][regelmäßig in unserem Hausblog] veröffentlichen.
Dabei geben die Nutzer dieses Dienstes – technisch gesehen – direkt keine
Daten weiter. Das Tool wird eingebunden, indem ein sogenanntes Zählpixel in
alle einzelnen Seiten eines Auftritts integriert wird. Beim Zählpixel
handelt es sich um ein 1 Pixel großes, unsichtbares "Bild", das direkt von
einem INFOnline-Server geladen wird. INFOnline wertet diese Zugriffe aus –
und kann dabei auch an die IP-Adressen kommen.
Auch taz.de hat den Zählpixel von INFOnline für IVW auf seiner Website
integriert. Was genau sie dabei erheben, inwieweit sie anonymisieren, das
steht außerhalb der direkten Kontrolle von taz.de und allen anderen
Kunden-Websites. Nach Angaben des Hamburger Datenschutzbeauftragte Caspar
will der Anbieter IVW seinen Dienst bis Juli 2011 an dessen rechtlichen
Vorgaben anpassen.
Der Dienst INFOnline erhebt nach Caspars Angaben die vollen IP-Adressen der
Nutzer. Das verstößt gegen die Vorgaben des Düsseldorfer Kreises, eines
informellen Zusammenschlusses der Datenschutzbeauftragten. Unter Umständen
lassen sich mithilfe von IP-Adressen personalisierte Nutzerprofile
erstellen. Zum anderen bieten INFOnline und IVW keine
Widerspruchsmöglichkeit an.
Dazu kommt, dass die Datenschutzerklärung auf Hamburg.de offenbar veraltet
ist. IVW und INFOnline werden dort nicht erwähnt. Dagegen widmen sich drei
Absätze den "Social Plugins" von Facebook, mit der Website-Betreiber den
"Gefällt mir"-Daumen des Online-Netzwerks einbinden können. Diesen Dienst
warf Hamburg.de jedoch bereits im Juni 2010 auf Caspars Drängen hinaus –
aus Datenschutzgründen.
Peinlich für den Hamburger Datenschutzbeauftragten wegen des Streit um
Google Analytics. Erst diese Woche beklagte Caspar, Google Analytics
anonymisiere die IP-Adressen bestimmter Nutzer nicht, erklärte Johannes
Caspar diese Woche und ließ Gespräche mit dem Unternehmen platzen.
Caspar weist aber nicht zu unrecht darauf hin, dass sich die
Datenschutz-Versäumnisse auf der Webseite seiner Behörde nicht mit dem, was
er an Google Analytics kritisiere, vergleichen ließen: "Anders als Google
hat der Hersteller des auch auf Hamburg.de zum Einsatz kommenden
Tracking-Tools deutlich gemacht, dass er die rechtlichen Vorgaben
anerkennen und auch umzusetzen will."
Die Verantwortung für die Datenerhebung tragen nicht die Hersteller von
Tracking-Software, sondern die Website-Betreiber, im Falle des Hamburger
Datenschutzbeauftragten ist das Hamburg.de. Dennoch bleibt Caspar dabei,
auch die Anbieter von Tracking-Diensten in die Pflicht nehmen zu wollen.
"Ich hoffe, dass auch Google hinsichtlich der Software Analytics weiterhin
daran arbeitet, die Vorgaben des Düsseldorfer Kreises umzusetzen", betonte
er.
14 Jan 2011
## LINKS
[1] http://www.datenschutz-hamburg.de
[2] http://www.datenschutz.de
[3] http://meedia.de/
[4] http://blogs.taz.de/hausblog/2011/01/13/tazde_legt_um_44_prozent_zu/
## TAGS
Schwerpunkt Überwachung
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Peinlich für die Hamburger Datenschützer. Ihre Webseite anonymisiert die
IP-Adressen der User nicht. Gerade das aber werfen sie Google Analytics
vor.
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