# taz.de -- Berliner Nachtleben: Kein Platz für Kreuzberger | |
> Einer Gruppe von Migranten wurde der Einlass in die Bar Luzia in der | |
> Oranienstraße verwehrt. Abgewiesene fühlen sich diskriminiert, | |
> Barbetreiber weisen Vorwürfe als "unverantwortlich" zurück | |
Bild: Gehört eigentlich zu den Guten: Das „Moments“ im Bremer Steintorvier… | |
Die Kreuzberger Oranienstraße ist bekannt für ihre Bars und ihr | |
Multikultiflair. Zwischen Moritzplatz und Görlitzer Bahnhof tummeln sich | |
allabendlich Ausgehfreudige aus aller Welt. Dass es auch hier | |
unterschiedliche Konzepte von Offenheit und Diversität gibt, musste im | |
Dezember eine Gruppe von Migranten erleben: Ihnen wurde an einem | |
Freitagabend der Zutritt ins Café Luzia verwehrt. Die Betreffenden, | |
Mitglieder des migrationspolitischen Vereins Allmende, der sich gegen | |
Rassismus in der aktuellen Integrationsdebatte einsetzt, fühlen sich von | |
dieser Türpolitik diskriminiert. Die Betreiber des Luzia streiten den | |
Vorwurf ab. | |
"Als wir zu dritt vor dem Luzia ankamen, wurde uns der Zutritt verwehrt. | |
Die Türsteher sagten, es sei zu voll", erzählt Figen Izgin, ehemalige | |
Bundestagskandidatin der Linken. Doch als nach ihnen andere Menschen - | |
meist junge, "hippe" Personen - eingelassen wurden, wollten die | |
Abgewiesenen in Erfahrung bringen, warum sie draußen bleiben mussten. | |
Zunächst habe es geheißen, die anderen seien Stammgäste oder Teilnehmer | |
einer Geburtstagsfeier. Nach einer Weile habe ein Türsteher gesagt: "Wenn | |
es voll wird, selektieren wir." | |
Für Izgin und ihre Freunde, deren Gruppe mittlerweile auf zehn Personen | |
angewachsen war, eine schmerzhafte Erfahrung. "Warum durften wir nicht | |
rein?", fragt die 45-Jährige. "Wir waren nicht auffällig, nicht besoffen | |
und haben nicht gestört." Über die Gründe könne sie nur mutmaßen: "Die | |
Türsteher haben nicht gesagt, warum sie uns aussortiert haben." Von | |
Rassismus wolle sie eigentlich nicht sprechen, sagt Izgin. Schließlich | |
seien die Betreiber des Luzia zwei türkischstämmige Brüder. Es sei auch | |
nicht so, dass in den Laden generell keine Migranten eingelassen würden. | |
Ein "mulmiges Gefühl" bleibe aber. | |
Garip Bali, ein weiteres Allmende-Mitglied, das an jenem Abend draußen | |
bleiben musste, hält die Türpolitik des Luzia dagegen für rassistisches | |
Kalkül: "Ein paar Migranten dürfen rein, damit das Publikum schön | |
multikulturell ist. Doch wir dürfen die Atmosphäre nicht dominieren." | |
Besonders irritiert Izgin, Bali und ihre Freunde, dass so etwas mitten im | |
vermeintlichen Alternativkiez passiert. "Kreuzberg ist wegen seiner | |
Multikultur berühmt. Wenn ich da als Ausländer nicht in ein Café darf, kann | |
ich das nicht akzeptieren", sagt ein Freund der beiden. Eine Bar, vor der | |
Besucher aussortiert würden, passe nicht in den Bezirk. | |
Das Luzia weist den Diskriminierungsvorwurf vehement zurück: "Wir halten | |
das unsachliche Verhalten von Allmende für unverantwortlich, denn mit | |
solchen irreführenden Hetzkampagnen werden echte Diskriminierungen von der | |
Öffentlichkeit nicht wahrgenommen", teilten die Betreiber schriftlich mit. | |
Die Gruppe sei zu groß gewesen, freitagabends lasse man nur Gruppen von | |
maximal vier Personen ein. Weitere Fragen wollte die Geschäftsführerin | |
nicht beantworten. | |
14 Jan 2011 | |
## AUTOREN | |
Simon Poelchau | |
## TAGS | |
antimuslimischer Rassismus | |
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