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# taz.de -- Bundesliga-Trainer Mirko Slomka: Kühl in der Begeisterung
> Mirko Slomka führte Hannover 96 auf Platz zwei. Weil sein Marktwert
> steigt, zögert er mit einer Vertragsverlängerung. Den Niedersachsen steht
> ein zäher Poker bevor.
Bild: Die Sphinx von der Leine: Mirko Slomka lächelt sich einen.
HANNOVER taz | Der Lorbeer gefällt ihm. Ein Höhenflug wie der von Hannover
96, völlig überraschend erster Verfolger von Spitzenreiter Borussia
Dortmund, dient Mirko Slomka als perfekte Grundlage für sein kurioses
Pokerspiel. "Wir haben uns vertagt. Und wir haben überhaupt keinen
Zeitdruck", sagt jener Trainer, der sich ziert, seinen im Sommer
auslaufenden Vertrag zu verlängern.
Dass Hannover 96 als Zweiter einen Tabellenrang belegt, der zur Teilnahme
an der Champions League berechtigt, aber noch keinen Trainer für die
kommende Saison hat, gehört zu den vielen Ungereimtheiten eines lange
belächelten Vereins.
Sie loben sich gegenseitig. Angeblich mögen sie sich sogar. Aber wenn die
Frage aufkommt, wann 96-Präsident Martin Kind eine längere Zusammenarbeit
mit Sportdirektor Jörg Schmadtke und Slomka festzurrt, geht es äußert kühl
und sachlich zu. Die Chance, Hannover 96 als anerkannte Marke in der
Fußball-Bundesliga zu etablieren, ist zum Greifen nahe. Aber Slomka, der
sich bei seinen geschäftlichen Angelegenheiten wie Bundestrainer Joachim
Löw von Harun Arslan beraten lässt, ziert sich.
Von einer fehlenden Wertschätzung für seine geleistete Arbeit war zuletzt
die Rede. Dann kam auch noch das Gerücht daher, dass Slomka seinen
Arbeitgeber vorzeitig verlassen will - zum VfL Wolfsburg zum Beispiel.
Gerüchte wie diese lässt der Trainer ins Leere laufen. "Wir sind nicht so
weit voneinander entfernt, um nicht über den Sommer hinaus
zusammenzuarbeiten", sagt der 43-Jährige über sich und 96.
Auf Präsident Kind, der für harte Handlungen bekannt ist, kommen unbequeme
Gespräche zu. Denn die Referenz, eine völlig verunsicherte Mannschaft am
Ende der vergangenen Saison zum Klassenerhalt geführt und mit dieser jetzt
schon den 11. Saisonsieg vollbracht zu haben, macht Slomka teuer.
"Die gute Arbeit von Herrn Slomka wird in der Öffentlichkeit wahrgenommen",
gesteht der Vereinsboss, erinnert aber auch daran, dass sein Klub die
vergangene Saison mit einem Verlust von 6 Millionen Euro abgeschlossen hat.
Sportdirektor Schmadtke muss bei seiner Transferpolitik einem strikten
Sparkurs folgen und durfte zuletzt kein Geld für Ablösesummen ausgeben.
"Wir sollten vernünftig und realistisch bleiben", sagt der Präsident und
weist seine sportliche Leitung darauf hin, dass der Höhenflug von Hannover
96 nur schwer zu wiederholen sein dürfte.
Was Slomka daran hindert, sich länger an jenen Verein zu binden, bei dem er
als Jugendtrainer seine Karriere begonnen hat, bleibt vorerst sein
Geheimnis. Die zähen Gespräche über eine Vertragsverhandlung sollen in
dieser Woche fortgesetzt werden. Schmadtke spricht von einem konstruktiven
Dialog und deutet an, dass "alle Beteiligten willig sind".
Der Traum davon, dass Hannover 96 tatsächlich eine Saison vor dem FC Bayern
München in der Tabelle beenden könnte, sorgt für eine große Euphorie in der
Stadt. Aber viele Fans scheinen es Slomka allmählich auch übel zu nehmen,
dass er sich nicht zu einer Stadt und zu einem Verein bekennt, die nach
seiner zweijährigen Arbeitslosigkeit zu seiner neuen Heimat geworden sind.
Kind hatte dem Trainer, der bei Schalke 04 gescheitert war, eine neue
Chance gegeben, die er mit Verspätung eindrucksvoll nutzt.
Den Sprung auf Platz zwei, möglich gemacht durch einen souveränen
3:0-Erfolg bei Eintracht Frankfurt, können nur wenige der Beteiligten
schlüssig erklären. Der Star in Hannover ist und bleibt in Ermangelung von
großartigen Einzelkönnern die Mannschaft. Lediglich der Ivorer Didier Ya
Konan, in Frankfurt neben Mohammed Abdellaoue und Christian Schulz erneut
Torschütze, darf für sich angesichts seiner Klasse eine Sonderrolle in
Anspruch nehmen.
Routinier Schulz hat bereits anklingen lassen, dass die Mannschaft auf ein
Signal wartet, unter welcher Regie es in Hannover weitergeht. Jüngere
Spieler wie Moritz Stoppelkamp grübeln. "Er (Slomka) hat einen ganz guten
Job gemacht. Ich wäre nicht unglücklich, wenn der Trainer bleiben würde",
sagt der Mittelfeldspieler.
18 Jan 2011
## AUTOREN
Christian Otto
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