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# taz.de -- Strategiewechsel bei Ökobrause: Weniger Bio bei Bionade
> Nachdem die Ökolimo-Firma vom Dr.-Oetker-Konzern gekauft wurde, krempelt
> sie ihr Sponsoring um. Erste Opfer: Zwei Anti-Gentechnik-Events in
> Berlin.
Bild: Für die Treckerfahrer bei der Anti-Gentech-Demo gibt es keine Ökolimo.
BERLIN taz | Der Öko-Limonadenhersteller Bionade hat nach der Übernahme
durch den konventionellen Lebensmittelkonzern Dr. Oetker sein Engagement
gegen die Agro-Gentechnik zurückgefahren. "Wir haben unsere
Sponsoring-Strategie zugespitzt auf Kinder und Jugendliche mit dem Fokus
Sport, Bewegung, Gesundheit und Kultur", sagte Geschäftsführer Peter
Kowalsky am Freitag der taz. Bionade unterstütze jetzt vor allem
Veranstaltungen wie "Jugend trainiert für Olympia".
Deshalb habe die Firma zum Beispiel ihre 2008 begonnene Unterstützung für
das [1]["Rock for Nature"]-Konzert gegen Gentechnik gestoppt. Die
Veranstaltung findet dieses Jahr im Anschluss an die [2]["Wir haben es
satt"]-Demonstration gegen die industrialisierte Landwirtschaft in Berlin
statt.
Die Bionade GmbH, die ihre Agrarrohstoffe aus Bio-Landwirtschaft bezieht,
profilierte sich in ihrer Werbung mit Slogans wie "Das offizielle Getränk
einer besseren Welt" oder "Jede Revolution beginnt mit einem leichtem
Prickeln."
Für viele wurde die Ökobrause so zu einer Alternative "zur Coca-Coca-Welt"
und ein Zeichen "gegen den Kulturimperialismus der USA", wie "Rock for
Nature"-Organisator und Biobauer Rudolf Bühler sagt. Doch Ende 2009 kaufte
die zu Oetker gehörende Radeberger Gruppe 70 Prozent der Bionade GmbH.
Oetker macht seine Milliardenumsätze zum Beispiel mit konventionellen
Tiefkühlpizzen.
Biobauer Bühler sagt über den Grund für den Kurswechsel von Bionade: "Das
Stichwort ist: Bionade hat den Besitzer gewechselt." Bühler bedauert, dass
sich das Unternehmen "aus der Umweltszene zurückzieht."
Besonders verstimmt sind diejenigen, die aus Nord- und Ostdeutschland
Treckerzüge zur Demonstration am Samstag organisiert haben. Sie hatten die
Firma nach eigenen Angaben um ein paar Bionade-Flaschen für die Fahrer
gebeten, aber darauf zunächst nicht einmal eine Antwort erhalten.
"Als ich dann anrief, sagte mir eine Dame, dass sie sich inhaltlich von
unserer Demo distanzieren", berichtetAktivist Urban Lempp. Er findet es
"hochinteressant", dass "eine Firma, die mit dem Biolabel wirbt und immer
in einem positiven Öko-Zusammenhang erwähnt wird, noch nicht einmal so eine
Veranstaltung unterstützt". Lempps Lehre: "Nur weil jemand Bio macht, ist
das eben kein gesellschaftlicher Anspruch, der auch agrarpolitische
Auswirkungen haben muss."
Bionade-Chef Kowalsky wollte nicht bestätigen, dass sich seine Firma
ausdrücklich von der Demonstration distanziert habe, dementierte es aber
auch nicht. Den Vorwurf, das Sponsoring werde weniger politisch, wies er
zurück. "Wenn man sich für Gesundheit und Bewegung von Kindern und
Jugendlichen engagiert, ist das doch kein Entpolitisieren."
Bionade arbeite weiter mit Verbänden für eine Gentechnik-freie Ernährung
zusammen, zum Beispiel in der Assoziation ökologischer
Lebensmittelhersteller (AOEL). Der Unterschied zum Sponsoring: AOEL ist
eine Branchenorganisation, die sich gegen einen Beitrag für die Interessen
ihrer Mitgliedsfirmen etwa in der Politik einsetzt.
Seine Kritiker kann Kowalsky so nicht überzeugen. "Die Bionade-Entscheidung
zeigt, dass auf freiwilliges Öko-Engagement von Unternehmen kein Verlass
ist", sagte Kathrin Hartmann, die in ihrem Buch "Ende der Märchenstunde"
das Geschäft mit angeblich umweltfreundlichem und fairem Konsum kritisiert.
"Oetker profitiert von dem guten Image von Bionade, an seinem Wirtschaften
ändert der Konzern freilich nichts." Im Gegenteil: Nun müsse Bionade sich
Oetker anpassen.
21 Jan 2011
## LINKS
[1] http://www.besh.de/rockfornature/
[2] http://wir-haben-es-satt.de/
## AUTOREN
Jost Maurin
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