# taz.de -- Ramsauers Renaturierungsprogramm: Wasserstraßen werden wieder Flü… | |
> Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer will Gewässer, auf denen kaum | |
> Frachter fahren, künftig renaturieren. Investitionen soll es nur noch für | |
> stark genutzte Flüsse und Kanäle geben. | |
Bild: Die Wasserstraßen werden neu eingestuft: Hier überquert der Mittellandk… | |
BERLIN taz | Für Fische, Wasservögel und Paddler hat der zunehmende Lkw- | |
und Bahngüterverkehr sein Gutes: Flüsse, die nicht mehr als Wasserstraßen | |
gebraucht werden, weil kaum ein Frachter auf ihnen herumtuckert, will | |
Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) nun renaturieren. Das betrifft | |
etwa die Leine und die Aller in Niedersachsen, die teilweise schiffbar | |
sind. Die Renaturierungen einzelner Flüsse sind Teil eines umfassenden | |
Konzepts zur Neuordnung der Bundeswasserstraßen und der entsprechenden | |
Verwaltung, das Ramsauer jetzt dem Haushaltsausschuss des Bundestages | |
vorgelegt hat. | |
Erstmals werden nun die Wasserstraßen, die allein im Binnenland eine Länge | |
von 7.300 Kilometern haben, einer umfassenden Bestandsaufnahme unterzogen | |
und in wichtig, weniger wichtig oder verzichtbar eingestuft. | |
Kriterium dafür ist, wie viele Tonnen Güter auf ihnen jährlich | |
transportiert werden. Ziel ist, "die geringen verfügbaren Ressourcen | |
(Investitionsmittel und Personal) auf die Teile der | |
Wasserstraßeninfrastruktur zu konzentrieren, die bereits heute oder | |
absehbar über ein hohes Verkehrsaufkommen verfügen", heißt es in Ramsauers | |
Bericht an den Bundestag. | |
Dazu zählen etwa der Rhein, das westdeutsche Kanalnetz, die Außenelbe und | |
der Nord-Ostsee-Kanal. Dieses sogenannte Vorrangnetz soll zügig weiter | |
ausgebaut werden, dazu zählen etwa Schleusen. Es ist für einen | |
Rund-um-die-Uhr-Betrieb ausgelegt. | |
Im sogenannten Hauptnetz - dazu zählen der Elbe-Seitenkanal oder die | |
Außenems - ist ein Ausbau möglich, wenn er gesamtwirtschaftlich sinnvoll | |
erscheint; auch hier sollen Schiffe 24 Stunden am Tag auf dem Wasser sein | |
können. Im Ergänzungsnetz, zum Beispiel die Saar, steht die Erhaltung der | |
Substanz im Vordergrund; ein Ausbau wird nicht gänzlich ausgeschlossen. Im | |
Nebennetz, zum Beispiel der Elbe-Lübeck-Kanal, gibt es keinen Ausbau mehr. | |
In das Randnetz, zu dem das Bundesverkehrsministerium etwa den Teltowkanal | |
im Berliner Süden rechnet, wird nichts mehr investiert, sondern nur noch | |
das Nötigste getan, um die Verkehrssicherungspflicht zu erfüllen. | |
Das sogenannte Restnetz, das für den Gütertransport unwichtig ist und nur | |
eine geringe Bedeutung für die Personenschifffahrt und den Wassertourismus | |
hat, soll seine Verkehrsfunktion verlieren und möglichst renaturiert | |
werden. Der Bund möchte hier seine Eigentümerverpflichtung abgeben. | |
Laufende Investitionen sollen aber unabhängig von ihrer | |
Wasserstraßenkategorie beendet werden. Dazu zählen etwa der Neubau des | |
Schiffshebewerkes im ostbrandenburgischen Niederfinow sowie der umstrittene | |
Ausbau der Havel, mit dem Berlin an das westdeutsche Wasserstraßennetz | |
angeschlossen wird. | |
Die Grünen loben Ramsauers Konzept. Endlich habe der Bund erkannt, "dass | |
sich millionenschwere Investitionen in den Wasserstraßenbau nicht überall | |
lohnen", sagte die Grünen-Bundestagsabgeordnete Cornelia Behm. Der Verzicht | |
auf Ausbau vor allem in Ostdeutschland dürfe aber nicht zur Aufgabe der | |
Flüsse führen. Maßnahmen für den Natur- und Hochwasserschutz sowie den | |
Wassertourismus müssten bezahlt werden. | |
28 Jan 2011 | |
## AUTOREN | |
Richard Rother | |
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