# taz.de -- die wahrheit: Ghost Fock | |
> Was dem einen die "Gorch Fock" ist dem anderen die "Ghost". Auch auf Wolf | |
> Larsens Robbenschoner wurden Männer schließlich nicht geboren, sondern | |
> gemacht. | |
Aus reiner Schikane unbefestigt in die Takelage? Smutje Mugridge wäre froh | |
gewesen! Davon konnte er nach dem letzten Kielgehole ein Shanty singen! | |
Angeschrien werden, bis Spuckebläschen platzen? Das machte Käptn Larsen an | |
guten Tagen! Unter falschen Voraussetzungen (aufregender Seekrieg mit | |
Kanonen und Enterhaken) an Bord einer maroden Schaluppe schanghait worden | |
sein? Als ob auch nur einer der "Ghost"-Besatzung, seien es Köchlein, | |
Leach, Johnson oder Hump selber, freiwillig dort mitführe! | |
Da torkelte man gestern noch grölend durch die Hafenklause San Franciscos, | |
und als man wieder zu sich kommt, steht man in einer schwankenden Kombüse | |
und schnitzt Tabakdosen aus Pökelfleisch. Ach nee, das war ja auf der | |
"Pequod". Ist auch egal. Wo gesegelt wird, da fallen Späne. Und Judah | |
Ben-Hur, das nur am Rande, musste als Nr. 41 auf der Galeere ganz andere | |
Kabinettstückchen stemmen (Ketten!), am Ende sogar seinen Vorgesetzten | |
Quintus Arrius retten und sich von ihm adoptieren lassen. | |
Wenn ich schmusen will, dann werde ich Streichelzootierpfleger. Und wenn | |
ich Matrosen in der Unterhose sehen will, dann werde ich Ingrid Steeger, | |
Quatsch, also wenn ich blaue Jungs, blaue Jungs von der Waterkant sehen | |
will, dann gehe ich in die Kneipe, Quatsch, Menno, das ist aber auch ganz | |
schön verwirrend jetzt. Erst mal ein paar Küstennebel. Und einen | |
Schlüpferstürmer. Und einen neuen Bissen Priem, auf dem alten kaue ich | |
schon seit 1822 herum. | |
Wenn ich snusen will, kaufe ich mir ein Snusetier! So! Jetzt aber an die | |
Lunten, ich meine Leinen los, ich meine pullt, Männer, pullt. Steuerbert | |
und Backbert sind auch schon achtern, die warten da mit dem | |
Schiffszwieback, denn schließlich sind es nur noch fünf Minuten bis | |
Buffalo, und es klingt aus dem Schiffsraum her wie Schrei. Das ist bestimmt | |
ein Kadett in Not. Vielleicht so ein hübscher Kadett B, mit Schrägheck. Der | |
hat zwar normalerweise nur 45 PS, ich meine Knoten - wo war ich noch mal? | |
Habe wohl ein paar Glasen zu viel. Ich glaub, ich pinne. | |
Jetzt reichts hier aber. Eine Schiffsmannschaft ist kein Kaffeekränzchen. | |
Und wer nicht in Hängematten schlafen will, der soll sich eine | |
Federkernmatratze in den Seesack stopfen. Oder sich in jedem Städtchen ein | |
anderen Mädchen, ach nein, Gender Mainstreaming, ein anderes Bettchen | |
suchen. Schließlich wissen doch auch alle, dass ein Robbenschoner nicht die | |
Robben schont. Und wer je in den "Plattdeutschen Kriegsgedichten" des gut | |
aussehenden Nationalisten Gorch Fock, der jener unglücklichen Stahl-Bark | |
seinen Namen lieh, geblättert hat, von "Zeppelin kummt!" bis hin zu "Op em | |
Jungs!", der versteht, worum es geht. | |
Apropos: Wenn die "Gorch Fock" weiterhin beim Schiffeversenken mitmischt, | |
könnte man doch einen Schulzeppelin flott machen. Für ganz realistische | |
Luftkriegssimulationen. Inklusive Takelage-Freeclimbing. | |
1 Feb 2011 | |
## AUTOREN | |
Jenni Zylka | |
Jenni Zylka | |
## TAGS | |
Gorch Fock | |
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