Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Neues Buch von Bascha Mika: "Ich finde Rosa auch nicht schlecht"
> Frauen sind feige, bequem und vermaust - das ist die These des neuen
> Buchs von Ex-taz-Chefredakteurin Bascha Mika. Jetzt hat sie es der
> Öffentlichkeit vorgestellt.
Bild: Ex-taz-Chefin Bascha Mika bei Vorstellung ihres neuen Buchs "Die Feigheit…
BERLIN taz | "In den nächsten Wochen werden sicher die Fetzen fliegen.
Vielleicht auch schon heute Abend zwischen uns." Wer mit einem solchen Satz
eine Buchpremiere anmoderiert, ist offensichtlich auf Krawall gebürstet. So
kennt man Luzia Braun, ZDF-Moderation und "aspekte"-Frontfrau, eigentlich
nicht. Aber man ahnt, was sie meint.
Das Buch, das sie Dienstagabend im Bildungs- und Kulturmonstrum Urania in
Berlin vorstellt, trägt den Titel "Die Feigheit der Frauen". Geschrieben
hat es Ex-taz-Chefredakteurin Bascha Mika. Mit ihr wird Luzia Braun zwei
Stunden lang über Frauen, Kinder, Männer, Rollenbilder und Strukturen
reden.
Mika hat eine steile These: Frauen sind feige, bequem und vermaust. Sie
betrügen sich selbst und erliegen immer wieder uralten Rollenmustern.
Das ist interessant: Seit Jahren fällt eine Testosteronbastion nach der
anderen, das Land wird von einer Frau regiert, gerade debattieren zwei
CDU-Ministerinnen über die Quote, und Frauen können Kinder sogar bekommen,
ohne jemals einen Mann anfassen zu müssen. Und dann sagt da eine Frau, die
über zehn Jahre lang eine Zeitung führte, die in der Feminismusdebatte ganz
vorn mitmischt, dass Frauen einfach nicht hinterherkommen. Dass sie zu doof
und zu faul sind, um all ihre super Chancen richtig zu nutzen.
Mit dieser Behauptung tingelt Bascha Mika schon seit einigen Jahren durch
die Republik, jetzt hat sie sie in über 200 Seiten gestopft. Es ist der
erste öffentliche Abend für Mika und ihr neues Buch. Der erste Abend ist
wichtig, er gibt einen Hinweis darauf, ob ein Buch ein Renner wird oder
floppt. Und er ist eine Probebühne dafür, welche Textpassagen gut ankommen
beim Publikum.
Der Urania-Saal ist gut gefüllt, das Publikum 50 plus und eher weiblich.
Autorin und Moderatorin sitzen auf der Bühne in gebührendem Abstand. Beide
sind derselbe Jahrgang (1954) und im chinesischen Jahr des Pferdes geboren,
sagt Braun: "Wir sind oft nervig für die anderen."
Dann liest Mika von Eva, die sich für Mann, Hund und zwei Kinder aufgegeben
hat, sich aber einredet, dass sie glücklich ist. Sie liest von 12-jährigen
Mädchen, die von nichts anderem träumen, als sich mit aufgespritzten Lippen
und Silikonbrüsten über die Laufstege der Welt zu modeln. Und von Müttern,
die ihre Mädchen in rosarote Kleidchen, Kinderzimmer und Klavierstübchen
packen.
Die Sätze fließen, sie schwingen und klingen, leicht und schwerelos. "Ist
Eva der Prototyp der Frau?", fragt Luzia Braun. An ihrem Hals haben sich
rote Flecken gebildet. Eva hat die Wahl, sagt Mika, aber sie nimmt ihre
Chancen nicht wahr. Die ersten Frauen gehen.
Ist es nicht eher so, dass es Müttern nicht unbedingt leicht gemacht wird,
nach einer Auszeit in den Beruf zurückzukehren, will Braun wissen. "Ich
wäre nicht so dumm, die Strukturen zu leugnen", kontert Mika: "Aber was hat
sich denn geändert, seit wir die Strukturen beklagen? Nichts." Frauen
scheitern eben vor allem an sich selbst. "Können Sie mal ins Mikro
sprechen", ruft eine Frau aus dem Saal. Jetzt gehen die ersten Männer.
Braun und Mika reden weiter, über Boygroups, den Neidfaktor, Hausarbeit und
Kitas. Mika sagt, es gäbe so wenig Kita-Plätze, weil am Ende die Mutter
sagt: "Okay, ich bleibe zu Hause." Und Mika sagt Sätze wie: "Ich finde Rosa
auch nicht schlecht." Und: "Wir Frauen glauben immer noch, dass wir
gefallen sollen über den Körper." Ihre Stimme klingt samtig und ruhig und
ein wenig wie die eines Mädchens.
Eine junge Frau bedankt sich bei Mika: Da habe endlich mal eine den Mut
gehabt, das aufzuschreiben, was sie selbst jeden Tag erlebe. Ein Mann,
Mitte sechzig, steht auf: "Ich habe das Gefühl, wir reden über die
Sechziger." Moderatorin Braun ist nicht zu beneiden. Ein anderer Mann fragt
nach den Ostfrauen: "Die habe ich nicht so erlebt." Mika hat eine Antwort:
"Im Osten sieht es tatsächlich ein bisschen anders aus. Aber das fällt
nicht ins Gewicht, die sind halt nicht so viele."
Das Buch wird sicher ein großer Erfolg.
2 Feb 2011
## AUTOREN
Simone Schmollack
## ARTIKEL ZUM THEMA
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.