# taz.de -- Feuer in Roma-Lager in Italien: Vier Kinder verbrannt | |
> Immer wieder entstehen Brände in den illegalen Lagern der Roma aufgrund | |
> der armseligen Lebensverhältnisse. Jetzt starben vier Kinder in der Nähe | |
> von Rom. | |
Bild: Die Mutter trauert um ihre vier verbrannten Kinder. | |
ROM taz | Vier Kinder einer Roma-Familie sind am Sonntagabend in ihrer | |
Baracke am Stadtrand Roms verbrannt. Die Tragödie ereignete sich kurz vor | |
21 Uhr; zu diesem Zeitpunkt waren die Kinder, drei Jungen und ein Mädchen | |
im Alter von drei bis elf Jahren, offenkundig allein. Ihr Vater erklärte | |
später, er sei unterwegs gewesen, um Einkäufe zu erledigen. | |
Als Feuerwehr und Polizei eintrafen, stand die Baracke schon in hellen | |
Flammen; die Rettungskräfte fanden später vier völlig verkohlte Leichen. | |
Die Kinder lebten mit ihren aus Rumänien stammenden Eltern und vier | |
weiteren Geschwistern in einem aus insgesamt fünf Baracken bestehenden | |
Mini-Lager an der Via Appia Nuova, einer Ausfallstraße, die südöstlich aus | |
Rom heraus in Richtung Flughafen führt. | |
Die Baracken bestanden aus Wellblech und Pressspan. Beheizt werden sie mit | |
kleinen Öfen oder oft auch mit offenen Kohlebecken. Die Polizei geht nach | |
einem Bericht der Tageszeitung La Repubblica davon aus, dass ein Heizofen | |
defekt war und das Feuer auslöste. | |
Immer wieder entstehen in den sogenannten "campi abusivi" - den ohne | |
Genehmigung errichteten Mini-Favelas Roms, Mailands oder Turins - bei | |
diesen mehr als prekären Zuständen Brände. Erst im letzten August | |
verbrannte in Rom ein dreijähriges Roma-Kind, der dreimonatige Bruder trug | |
schwere Brandverletzungen davon. Eine ähnliche Katastrophe wie jetzt hatte | |
sich im August 2007 in Livorno ereignet, als vier Kinder im Alter von vier | |
bis zwölf Jahren in ihrer Elendshütte Opfer der Flammen wurden. | |
Quer durch alle Parteien zeigten sich Italiens Politiker entsetzt über das | |
Unglück. "Die verdammten illegalen Lager" müssten "endlich aus Rom | |
verschwinden", forderte Roms Bürgermeister Gianni Alemanno noch am | |
Sonntagabend am Unglücksort. Alemanno, ein stramm rechter Politiker mit | |
faschistischer Vergangenheit, der heute zum Berlusconi-Lager gehört, hat im | |
Frühjahr 2008 den Bürgermeistersessel nicht zuletzt mit Stimmungsmache | |
gegen die Roma erobert. Und er hatte versprochen, mehrere große, reguläre | |
Lager zu schaffen, um im Gegenzug die völlig menschenunwürdigen | |
Barackenlager zu räumen, in denen allein in Rom zwischen 6.000 und 10.000 | |
Roma hausen. | |
Susi Fantino, Bezirksbürgermeisterin jenes Stadtbezirks, in dem sich das | |
Unglück ereignete, und Vertreterin der kleinen Partei "Linke, Ökologie und | |
Freiheit", ging ihrerseits scharf mit Alemanno ins Gericht. Dieser | |
verschanze sich jetzt hinter bürokratischen Hindernissen, die es ihm nicht | |
erlaubt hätten, die geplanten drei Großlager zu eröffnen, sagte Fantino. | |
In Wahrheit habe sich Alemanno mehr damit befasst, sogar reguläre Lager zu | |
räumen, als soziale Notstände anzugehen wie in der vom Brand betroffenen | |
illegalen Mini-Siedlung. Die Bezirksbürgermeisterin wies darauf hin, dass | |
sie "zuletzt vor 15 bis 20 Tagen" die Stadtspitze auf die dramatische Lage | |
in dem illegalen Camp aufmerksam gemacht habe. | |
Wenigstens im Tod ist nun den Kindern die politische Aufmerksamkeit sicher. | |
Alemanno hat für den Tag ihrer Beerdigung Trauerbeflaggung in der ganzen | |
Stadt angekündigt. Und Italiens Staatspräsident Giorgio Napolitano will die | |
Eltern der toten Kinder zu einem Gespräch empfangen. | |
7 Feb 2011 | |
## AUTOREN | |
Michael Braun | |
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