Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Kommentar Konsum-Milleniumsziele: Die richtige Globalisierung
> Die "Konsum-Milleniumsziele" sind eine gute Idee. Auch wenn sie nicht
> einklagbar sind: Sie bauen politischen Druck auf und drehen unseren Blick
> auf die Globalisierung um.
Bild: Und der Entwicklungshilfe-Minister? Trinkt Suppe und schweigt.
Gute Ideen zeichen sich oft dadurch aus, dass sie ganz simpel sind und ein
Problem aus einem neuen Blickwinkel sehen. Der Vorschlag, die
Millenniumsziele der UN auf die Industriestaaten auszuweiten, gehört zu
dieser Kategorie. Denn eigentlich leuchtet es sofort ein, dass die reichen
Ressourcenfresser dieser Welt ebenfalls Grenzen und Ziele brauchen, wenn
eine lebenswerte Entwicklung für alle möglich sein soll. Die Idee ist aber
noch wichtiger, weil sie zeigt, wie Globalisierung aussehen muss.
Denn die Debatte um "Entwicklungshilfe" hat sich verändert. Es geht
inzwischen um weit mehr als Almosen für die Armen. Doch die
Millenniumsziele der UN verbleiben nach wie vor in dieser Logik: Um Hunger,
Bildungsarmut und Mangel an Lebenschancen zu bekämpfen, sollen die
Industrieländer den armen Staaten unter die Arme greifen. Das ist aus
ökonomischen, sozialen und ökologischen Gründen ebenso richtig wie aus
historischen und humanitären Erwägungen.
Doch es zementiert die Logik, dass der Norden agiert und den Süden
alimentiert. Und dass alles so bleibt, wie es ist. Wenn sich aber in den
Industriestaaten nichts ändert an der Produktion von Waren, am Handel mit
dem Süden und den Leitbildern des Konsums, dann nützen auch die schönsten
Erfolge bei den Millenniumszielen wenig.
Schließlich zeigt die Idee, diese Konsumziele für den Norden breit zu
diskutieren, wie es das "Worldwatch Institute" begonnen hat, den richtigen
Weg. Denn eine Halbierung der Fettleibigkeit, die Reduktion von
Treibhausgasen oder gerechtere Steuern erfordern Maßnahmen, die in
demokratischen Ländern keine Gewinnerthemen sind.
Natürlich könnten solche Ziele oder Selbstverpflichtungen nicht eingeklagt
werden, aber sie würden politischen Druck aufbauen. Und sie würden unseren
Blick auf die Globalisierung umdrehen: Die bringt nicht nur Chancen für den
Export, sondern auch die Pflicht zu Importen – in dem Fall von
Verantwortlichkeit.
7 Feb 2011
## AUTOREN
Bernhard Pötter
## ARTIKEL ZUM THEMA
Deutsche Entwicklungshilfe: Versprochen ist versprochen
Über 30 EntwicklungspolitikerInnen aus allen Fraktionen fordern, das 0,7
Prozent-Ziel zur Finanzierung von Projekten einzuhalten. Doch dafür werden
Milliarden benötigt.
Millenniums-Konsumziele geplant: Diät für die Fetten und Reichen
"Millenniumsziele" nur für Entwicklungsländer? Jetzt sollen
Millenniums-Konsumziele dazukommen: weniger Energieverbrauch, weniger
Arbeit, weniger Rüstung.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.