# taz.de -- Kommentar Weltsozialforum: Dürftige Bilanz | |
> Keine Impulse durch die Revolten in Tunesien und Ägypten, und mangelnde | |
> Kooperation zwischen Nord und Süd auch beim Weltsozialforum selbst – ein | |
> karges Resultat. | |
Für ein Weltsozialforum ist Afrika der naheliegendste Schauplatz. Es gibt | |
nur wenige Orte auf der Welt, an denen sich die Folgen ungerechter | |
Wirtschaftsbeziehungen, rücksichtsloser Ressourcenausbeutung oder | |
militarisierter Konflikte so herb niederschlagen wie hier. Und nirgendwo | |
sonst sind Bewegungen noch so wenig über elektronische Medien vernetzt, | |
direkte Kontakte haben hier weit höheren Stellenwert als im Norden. | |
Dennoch fällt die Bilanz des Weltsozialforums dürftig aus: Die | |
Teilnehmerzahl blieb deutlich hinter den Erwartungen zurück, eine | |
gemeinsame politische Positionierung gab es nur im Ungefähren. Begonnen | |
hatte das Forum mit demselben Motto wie seine neun Vorgänger, geendet hat | |
es mit einer Deklaration von Analysen und Forderungen, die zutreffend und | |
richtig sein mögen, doch schon allzu oft in gleicher Form vorgetragen | |
wurden. | |
Auch die Dynamik der Revolten in Tunesien und Ägypten vermochte dem WSF | |
keine entscheidenden Impulse zu geben. Zwar wurden die Ereignisse in | |
Nordafrika intensiv diskutiert, doch eine politische Übersetzung für die | |
Verhältnisse im subsaharischen Afrika blieb weitgehend aus. Vor allem wurde | |
versäumt, den sozialen Realitäten des Austragungsortes Rechnung zu tragen. | |
Anreise, Unterkunft, Verpflegung waren für Basisbewegte aus Westafrika eine | |
weitaus größere Hürde als für die oft professionell agierenden | |
NGO-Vertreter aus Europa oder auch Lateinamerika. | |
Veranstaltungen in der senegalesischen Landessprache Wolof suchte man | |
vergebens, die nur online einsehbare Programmübersicht war für kaum mit | |
Computern vertraute Subsistenzbauern nutzlos. Die Gräben zwischen dem | |
Norden und dem Süden der Welt machen vor dem Weltsozialforum nicht Halt. | |
Doch seine Mechanismen, diese Asymmetrien zu kompensieren, waren ähnlich | |
karg wie seine politischen Resultate. | |
11 Feb 2011 | |
## AUTOREN | |
Christian Jakob | |
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