# taz.de -- Wasserpreise: Gewinne sollten höher sprudeln | |
> Senator Harald Wolf wollte höhere Preise durchsetzen. | |
Bild: Wirtschaftssenator Wolf konnte sich mit seinen Vorschlägen nicht durchse… | |
Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linke) hat sich im Jahr 2003 für eine noch | |
stärkere Erhöhung der Wasserpreise eingesetzt. Das ergibt sich aus | |
senatsinternen Unterlagen, die der taz exklusiv vorliegen. Hätte sich Wolf | |
damals durchgesetzt, müssten die Berliner allein im Jahr 2011 rund 33 | |
Millionen Euro zusätzlich für Wasser und Abwasser bezahlen. Doch die | |
damalige Justizsenatorin Karin Schubert (SPD) hatte sich geweigert, Wolfs | |
Vorschlag zu unterstützen. Sie verwies dabei unter anderem auf das Risiko, | |
der Verfassungsgerichtshof könne die Regelung "wegen grundsätzlicher | |
Unzulässigkeit eines ,Gewinnaufschlags' " kippen. | |
Die große Koalition unter Eberhard Diepgen (CDU) hatte 1999 einen Anteil | |
von 49,9 Prozent an den Wasserbetrieben verkauft. Dabei hatte sie mit den | |
privaten Anteilseignern eine Formel zur Berechnung des Zinssatzes definiert | |
und per Gesetz festgeschrieben. Der Zinssatz, der in die Berechnung der | |
Wasserpreise einfloss, schwankte jährlich. | |
Doch der Verfassungsgerichtshof kippte den Zinssatz. Die rot-rote Koalition | |
musste daraufhin im Jahr 2003 entscheiden, in welcher Höhe sie ihn neu | |
festlegt. Das Dilemma: Wäre der Zinssatz niedriger als vorher gewesen, | |
hätte das Land den privaten Anteilseignern die ausgefallenen Gewinne | |
ersetzen müssen. | |
Harald Wolf legte nun seinen Senatskollegen einen Gesetzentwurf mit einem | |
festen Zinssatz von 8 Prozent vor. Dieser Zinssatz würde - soweit absehbar | |
- immer über dem vorherigen Zinssatz liegen. Die Gewinne der Wasserbetriebe | |
wären in diesem Fall stets so hoch gewesen, dass der Senat keine | |
Ausgleichszahlungen an die privaten Anteilseigner RWE und Veolia zahlen | |
müsste. Der Zinssatz wäre aber auch höher als nötig, um dieses Ziel zu | |
erreichen. Dadurch würden die Wasserpreise stärker als notwendig steigen. | |
Doch diese Zusammenhänge wollte Wolf in dem Gesetz nicht erwähnen - wofür | |
ihn Justizsenatorin Schubert rügte. In einem Brief monierte sie, "dass die | |
der Entgeltbemessung in Wahrheit zugrunde liegenden Erwägungen weder im | |
Gesetzeswortlaut noch in der Gesetzesbegründung ihren Niederschlag gefunden | |
haben". Sie erteilte Wolf auch eine Lektion in Jura: "Der Gesetzgeber hat | |
aber den rechtsstaatlichen Grundsatz der Normenwahrheit - zu der auch die | |
Normenklarheit gehört - zu beachten." Wolf musste einen neuen Entwurf | |
vorlegen, der zu niedrigen Wasserpreisen führte. | |
Die Pressestelle von Wolf wollte dazu jetzt keine Stellung nehmen: "Es | |
macht keinen Sinn, Entwürfe zu kommentieren, die letztendlich nach | |
juristischer, tarifrechtlicher, wirtschaftlicher und politischer Prüfung | |
verworfen wurden." SEBASTIAN HEISER | |
## Download der Senatsdokumente: | |
11 Feb 2011 | |
## AUTOREN | |
Sebastian Heiser | |
## ARTIKEL ZUM THEMA |