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# taz.de -- Kommentar Castor-Transport nach Lubmin: Karneval mit kühlem Kopf
> Der Mut der Castor-Gegner ist bewundernswert. Trotzdem täte es ihnen gut,
> wenn sie einsehen würden, dass sie den Transport nicht verhindern werden.
Bild: Donnerstagmorgen: Die Polizei räumt letzte Blockaden von der Strecke zwi…
Es ist ein bisschen wie am Rosenmontag in Köln: Der Zug kommt! Und der Tanz
geht los. Nur, dass auf den Gleisen zwischen Karlsruhe und Lubmin kein
Karneval gefeiert wird. Vielmehr werden sich dort viele Atomgegner frierend
dem Zug, der Deutschlands verfehlte Energiepolitik repräsentiert, in den
Weg stellen.
Wer die Mitmach-Demokratie fordert, sollte sich ein Beispiel nehmen an Mut
und Wut der BürgerInnen, die sich eher von ruppigen Polizisten rumschubsen
lassen als zu Hause vor der Glotze zu sitzen. Und trotzdem täte den
Transportgegnern die Einsicht ganz gut, dass es hier um symbolische Politik
geht - und nicht um die tatsächliche Verhinderung eines Transports.
Denn der Castor wird sein Ziel erreichen, wie es noch alle Castoren getan
haben. Und das ist auch gut so. Denn es macht mehr Sinn, unsere nuklearen
Abfälle zentral zwischenzulagern und ein möglichst sicheres Endlager zu
suchen. Und auch wenn sich die Lubminer über den Atomdreck aus dem Westen
aufregen: Lubmin ist nicht Gorleben, wo eine umstrittene
Standortentscheidung mit Gewalt durchgesetzt werden soll.
Trotz dieser Logik des Atomstaats haben die AKW-Gegner gute Argumente zu
protestieren und zu blockieren - so, wie die Polizei gehalten ist, den
Castor sicher ans Ziel zu bringen. Auf dem Weg dahin sollte die
Anti-Atom-Bewegung ihren Widerspruch laut, deutlich und friedlich zeigen.
Sie tut unserem Land einen großen Gefallen, wenn sie die Debatte über die
Zukunft der Energie nicht den Kungelrunden im Kanzleramt überlässt.
Aber diese Entscheidungen fallen nicht am Bahndamm von Lubmin, sondern nach
langem zähen Kampf in der Politik. Kein Castor ist es wert, dafür seinen
Kopf zu riskieren. Denn diese Köpfe werden noch gebraucht.
15 Feb 2011
## AUTOREN
Bernhard Pötter
## TAGS
Schwerpunkt Atomkraft
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