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# taz.de -- Kolumne Staralbum: Der Abwesende
> Manche Leute müssen in diesen Tagen arbeiten, trotz Berlinale. Nicht wie
> Journalisten Filme gucken und ein bisschen darüber schreiben, sondern
> richtig arbeiten. So wie Moritz Bleibtreu.
Bild: War nicht auf der PK: Moritz Bleibtreu.
Je länger so ein Festival dauert, desto mehr entwöhnen sich die
Fachbesucher von der Außenwelt abseits vom Potsdamer Platz. Alltag findet
nur statt, wenn es sich nicht verhindern lässt, man etwa abends noch
schnell die Wäsche aufhängen muss. Zwar liegen auf der Berlinale viele
Zeitungen kostenlos aus, doch werden die nur flüchtig gelesen und dann
meistens auch nur die Berlinale-Sonderseiten - immer unter der
Fragestellung: Welchen Film muss man noch sehen und welchen kann man an
sich vorbeiziehen lassen?
Doch manche Leute müssen in diesen Tagen arbeiten, trotz Berlinale, nicht
nur wie wir Journalisten Filme gucken, Partys besuchen und ein bisschen
darüber schreiben, sondern richtig arbeiten, einen Film drehen zum
Beispiel. So wie Moritz Bleibtreu, der deswegen nicht an der
Pressekonferenz zu "Mein bester Feind" (außer Konkurrenz) am Mittwochmittag
teilnehmen konnte, auch wenn er gerade in Berlin arbeitet. Bei der Premiere
am Abend sei er aber möglicherweise dabei, sagte Regisseur Wolfgang
Murnberger (zuletzt 2009 mit "Der Knochenmann" auf der Berlinale), "je
nachdem, wie die Dreharbeiten laufen".
Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass Bleibtreu, der bei der
letztjährigen Berlinale Oskar Roehlers Nazitrash "Jud Süß - Film ohne
Gewissen" präsentierte, in dem er Joseph Goebbels spielte, nun als
jüdischer Kunsthändler Victor Kaufmann auf die Festivalleinwand
zurückkehrt, dessen Familie von den Nazis übel mitgespielt wird, besonders
jedoch von seinem vom Patenkind zum SS-Offizier mutierten Jugendfreund Rudi
Smekal, verkörpert von Georg Friedrich, auf der diesjährigen Berlinale auch
in Jan Schomburgs "Über uns das All" zu sehen.
Ausnahmsweise, könnte man fast sagen, spielt Bleibtreu also mal keine
prägnante Figur der deutschen Geschichte - nicht Goethes Nebenbuhler um
Lotte Buff, nicht Andreas Baader und auch nicht den
NS-Reichspropagandaminister -, sondern einen fiktiven Wiener Galerieerben,
der mit dem Anschluss Österreichs an Nazideutschland einen alten Freund
verliert und viele neue Feinde gewinnt.
Obwohl er der Star des Films ist, wurde auf der Pressekonferenz kaum über
Bleibtreu geredet. Auf die Frage einer Kollegin nach seinem Verbleib und
der Zusammenarbeit, antwortete Regisseur Murnberger so schmallippig und
knapp, dass man als Journalist fast denken könnte, da sind zwei aber keine
Freunde geworden. Würde zum Film passen.
17 Feb 2011
## AUTOREN
David Denk
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