# taz.de -- Kommentar Ungarns Mediengesetz und EU: Lauter Verlierer | |
> Die Bürokraten in Brüssel und die Rowdys in Budapest wollten bei der | |
> Überarbeitung des ungarischen Mediengesetzes nur ihr Gesicht wahren. Das | |
> ist ihnen gelungen. | |
Bild: Nu beruhigt euch doch: Viktor Orbán hat das umstrittene Mediengesetz noc… | |
Es gibt Geschichten, die haben nur Verlierer: Die ungarische Regierung hat | |
ein restriktives Mediengesetz durchs Budapester Parlament geboxt, um sich | |
danach im Rampenlicht der EU-Ratspräsidentschaft feiern zu können. Das | |
verheerende Medienecho verhinderte den ersehnten Ritterschlag für Premier | |
Viktor Orbán auf dem internationalen Parkett. Trotzdem wollten die | |
ungarischen Machthaber nicht nachbessern. Und so war plötzlich Brüssel | |
gefordert. | |
Anderthalb Monate später sehen wir, dass die Bürokraten in Brüssel und die | |
Rowdys in Budapest von Anfang an nur ihr Gesicht wahren wollten. An dem | |
Mediengesetz hier und da ein wenig herumstreichen macht nichts besser: Das | |
Gesetz verletzt grundsätzlich die Meinungsfreiheit und räumt den Weg frei | |
für nachträgliche Zensur. | |
Die EU-Kommission hat die Aufgabe auf sich genommen, die ungarische | |
Regierung zu zwingen, die Richtlinien der Gemeinschaft zu befolgen. Es | |
wurden drei problematische Passagen und ein paar Floskeln gefunden, die es | |
Budapest ermöglichten, ohne Gesichtsverlust das Gesetz modifizieren zu | |
können. Die Kommission stand als effektiver Schlichter da. Und dann sollte | |
mit dem Ganzen bitte Schluss sein. | |
Das Ergebnis ist lächerlich. Was die Kommission erreicht hat, muss als | |
Kapitulation gewertet werden. Aber auch Orbán hat keinen Grund zur Freude. | |
Noch vor Weihnachten sagte der Ministerpräsident mit breiter Brust, Ungarn | |
beuge sich keiner ausländischen Instanz. Das tut die Regierung nun aber | |
doch. | |
Der größte Verlierer allerdings ist wieder die ungarische Presse. Das | |
Europäische Parlament wird zwar in zwei Wochen über den faulen Kompromiss | |
noch richten. Bis dahin werden aber immer mehr Medienhäuser in Budapest | |
schon eingeknickt sein. | |
17 Feb 2011 | |
## AUTOREN | |
Gergely Marton | |
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