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# taz.de -- Unverständliche Bankberatung: "Schwierig wie eine Doktorarbeit"
> Die Bankberatung ist für die Kunden oft unverständlich: Zu viele
> Fachbegriffe, zu viel Englisch, zu lange Sätze. Sparkassen und
> Volksbanken sind besser als Privatbanken.
Bild: Für die Kunden sind die Geschäftspapiere von Banken zumeist unverständ…
HAMBURG dapd | Banken nerven ihre Kunden oft mit unverständlichem Deutsch.
Das hat jetzt eine Studie ergeben, bei der die Universität Hohenheim die
Verständlichkeit von Bankunterlagen untersucht hat. "Manche Dokumente haben
den Schwierigkeitsgrad einer Doktorarbeit", sagt der Kommunikationsforscher
und Studienleiter Frank Brettschneider. Problematisch seien insbesondere
die häufige Verwendung von Fachbegriffen, englische Bezeichnungen und lange
Schachtelsätze.
In der Studie untersuchten Wissenschaftler 295 Dokumente von 39 Banken.
Dabei nahmen sie Unterlagen zur Kontoeröffnung ebenso unter die Lupe wie
Newsletter, Datenschutzerklärungen, Allgemeine Geschäftsbedingungen und
Pressemitteilungen.
Die Verständlichkeit wurde auf einer Skala von 0 (unverständlich) bis 20
Punkten (maximal verständlich) gemessen. Eine wissenschaftliche
Dissertation erreicht beispielsweise 4,25 Punkte, die Bild-Zeitung 16,8
Punkte. Bei den Bankunterlagen ermittelten die Wissenschaftler einen
Durchschnittswert von nur 9,98 Punkten.
"Auffällig ist, dass die Gruppe der Sparkassen und Volksbanken besser als
die der Privatbanken abgeschnitten hat", sagt Brettschneider. Die
Kommunikation der schlechtesten Banken bewerteten die Experten als
eindeutig unverständlich.
"Es gibt Banken, die sich durchaus um Transparenz und Verständlichkeit
bemühen, anderen scheint das bislang nicht besonders wichtig zu sein", sagt
Brettschneider. Für die Banken stehe an erster Stelle, dass ihre Unterlagen
juristisch wasserdicht seien, viele entstünden zudem unter Zeitdruck. Und
gelegentlich sollten unangenehme Details wohl auch durch eine unklare
Sprache versteckt werden.
In den Unterlagen entdeckten die Wissenschaftler teilweise haarsträubende
Details. So gab es Sätze mit über 80 Wörtern, einen Fremdwörteranteil von
bis zu 15 Prozent und komplizierte Schachtelsätze. Zu den verwendeten
Fachbegriffen zählten beispielsweise Bruttoanlageninvestitionen,
Kapitalisierungstarif, Fluktuationsquote, Zahlungsdiensterahmenvertrag oder
Risikoinventur.
Zudem wurden häufig unpersönliche Passivsätze entdeckt. Wenn Kunden
Unterlagen nicht verstehen, sollten sie laut Brettschneider die Bank
anrufen und um eine ausführliche Erklärung bitten. "Die Macht der Kunden
ist größer, als sie glauben. Unzufriedene Kunden kann sich kein Institut
mehr leisten", sagt der Experte.
Die Studie der Uni Hohenheim zeigt schon Wirkung, denn der Experte wurde
bereits von mehreren Banken zu Vorträgen eingeladen. In einer nächsten
Studie soll die Verständlichkeit von Unterlagen zu Finanzprodukten unter
die Lupe genommen werden.
27 Feb 2011
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