# taz.de -- Berliner Rechte im Bezirksparlament: Mit der NPD gegen die Bürgerm… | |
> NPD will SPD-Bürgermeisterin in Treptow-Köpenick abwählen. Sie bekommt | |
> vier Ja-Stimmen mehr, als sie Bezirksverordnete hat. Damit erhält ein | |
> NPD-Antrag erstmals Unterstützung aus anderen Fraktionen. | |
Erstmals seit dem Einzug der NPD in vier Bezirksverordnetenversammlungen | |
ist ein Antrag der Rechtsextremen von Verordneten anderer Parteien | |
unterstützt worden. In Treptow-Köpenick hatte die NPD die Abwahl von | |
Bürgermeisterin Gabriele Schöttler (SPD) beantragt. Dafür votierten in | |
geheimer Abstimmung vier Verordnete mehr, als die NPD Stimmen hat. | |
Der Anlass für den Abwahlantrag war nichtig: Schöttler hatte eine | |
Ausstellung mit Aktfotografien aus dem Rathaus entfernen lassen, weil es | |
Kritik von Rathausmitarbeitern gegeben haben soll. Dafür hatte sich | |
Schöttler im Dezember öffentlich entschuldigt. Die NPD aber wertete den | |
Fall als politische Zensur und beantragte Schöttlers Abwahl. | |
Die vier zusätzlichen Ja-Stimmen sorgten fraktionsübergreifend für | |
Überraschung. "Wer Probleme mit der Bürgermeisterin hat, kann die anders | |
austragen, als der NPD auf dem Leim zu gehen", sagt | |
Linken-Bezirksvorsitzende Petra Reichardt. "Das ist mehr als peinlich." Wer | |
die vier waren, darüber mochte sie nicht spekulieren. "Ich traue das | |
eigentlich niemandem zu." | |
SPD-Fraktionschef Oliver Igel hingegen hat Vermutungen, will die aber nicht | |
über die Presse lancieren. Fest stehe für ihn nur, dass die Stimmen nicht | |
aus der eigenen Partei kommen könnten. Hartmut Nemak von der Fraktion | |
Bündnis für sozialen Fortschritt (ehemals WASG) vermutet die | |
NPD-Unterstützer bei der FDP. Dort weist man die Anschuldigung hingegen | |
zurück. | |
Nach dem Einzug der NPD in vier Bezirksparlamente im Jahr 2006 hatten die | |
anderen Parteien vereinbart, keine Anträge der Neonazis zu unterstützen. | |
Dieser Konsens wurde nun erstmals gebrochen. "Wir werden beraten müssen, | |
wie wir weiter damit umgehen", sagt Hans Erxleben, Rechtsextremismusexperte | |
der Linken. Siegfried Stock (SPD) meint hingegen: "Wir haben die | |
NPD-Anträge ja nicht abgelehnt, weil sie von der NPD kamen, sondern weil | |
sie substanzlos, politisch unerwünscht oder rechtlich nicht durchsetzbar | |
waren." Der Grüne Johannes Sievers hält die Abstimmung für eine Ausnahme, | |
"in der sich nur die große Unzufriedenheit mit der Bürgermeisterin zeigt." | |
Die 57-jährige Schöttler, ehemalige Gesundheitssenatorin und seit 2006 | |
Bezirkschefin, tritt bei den Neuwahlen im September nicht mehr an, weil ihr | |
der Rückhalt in der eigenen Partei fehlt. | |
Treptow-Köpenick ist der einzige Bezirk, in dem die NPD noch eine Fraktion | |
hat. In Marzahn-Hellersdorf und Lichtenberg hatten sie sich durch interne | |
Streitigkeiten aufgelöst. In Neukölln hat die NPD nur zwei Verordnete. Zu | |
einer Fraktion gehören mindestens drei. | |
28 Feb 2011 | |
## AUTOREN | |
Marina Mai | |
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