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# taz.de -- Schalke 04 und Trainer Felix Magath: Miese Methode
> Felix Magath wird nicht mehr lange Trainer auf Schalke sein. Nach der Ära
> als unnahbarer Alleinherrscher auf Schalke ist sein Ruf beschädigt – zu
> emotionslos.
Bild: Ausschau halten nach einem neuem Job: Das steht für Felix Magath wohl an.
GELSENKIRCHEN taz | Natürlich konnten Führungskräfte des FC Schalke 04 mal
wieder nicht stillhalten. So sensationell die Nachricht auch sein mag,
anderswo hätten sich die Verantwortungsträger zumindest noch ein paar
Stunden auf die Lippen gebissen, um die Konzentration vor einer bedeutsamen
Achtelfinalpartie in der Champions League nicht zu beschädigen. Gestern
spielte Schalke gegen den FC Valencia.
Im geschwätzigen Gelsenkirchen jedoch hat irgendjemand die Fußballnachricht
der Woche ausgeplaudert. Felix Magath wird den Klub spätestens am
Saisonende verlassen müssen, das verkündete die Westdeutsche Allgemeine
Zeitung in der Nacht zum Dienstag auf ihrer Internetseite. "Die
Entscheidungsgremien trauen dem 57-Jährigen nicht mehr zu, seinen
Masterplan in die Tat umzusetzen", lautete die Begründung. Woher genau
diese Information stammt und wie groß ihr Wahrheitsgehalt ist, musste
danach niemand mehr überprüfen.
Denn die Ahnung, dass Magaths Tage auf Schalke gezählt sind, verdichtete
sich während der vergangenen Tage auch ohne Bestätigung aus Vereinskreisen
zur Gewissheit. Magath und die fünf, sechs Vertrauten, die er mitbrachte,
sind seit langem isoliert, werden intern als "Besatzungsmacht" bezeichnet,
Magaths Führungsstil, der auf Autorität und Allmacht basiert, ist für viele
im Verein nur noch schwer zu ertragen. Ein Großteil der Mannschaft, viele
Angestellte des Vereins, die meisten Fans und der mächtige Aufsichtsrat
werden erleichtert aufatmen, wenn ein neuer, ein umgänglicherer Mann den
Trainerposten übernimmt.
Doch das belastete Klima ist nur ein Hintergrund der bevorstehenden
Trennung und wäre vielleicht sogar zu tolerieren gewesen, wenn die Arbeit
des Trainers die Hoffnung auf eine bessere Zukunft nähren würde. Doch
jenseits der Erfolge in den Pokalwettbewerben ist die teure Mannschaft nach
über eineinhalb Magath-Jahren immer noch ein unfertiges Gebilde im
permanenten Umbruch.
Ohne Sieg gegen Frankfurt droht der Abstieg
Sollte Schalke am Samstag nicht gegen Eintracht Frankfurt gewinnen, droht
ernsthaft die Gefahr eines Abstiegs, und schon jetzt ist absehbar, dass im
kommenden Sommer - wie in jeder Transferperiode unter Magath - wieder wild
hin und her transferiert werden würde. Ob dabei irgendwann einmal ein
funktionierendes Team entstehen würde, das Deutscher Meister werden kann,
ist in großem Maße vom Zufall abhängig - eine konzeptionell durchdachte
Entwicklung ist nicht zu erkennen. Die Methode Magath ist auf Schalke
gescheitert.
Jetzt wird also Horst Heldt, den Aufsichtsratschef Clemens Tönnies im
vorigen Sommer aus Stuttgart holte, der neue Gestalter auf Schalke. Für den
Trainerposten ist ein junger, moderner Trainertyp vorgesehen, der
Freiburger Robin Dutt ist im Gespräch. Vielleicht wäre eine zweite Amtszeit
von Ralf Rangnick ebenfalls eine interessante Option. Und wenn es ganz eng
wird, gelten Hans Meyer und Otto Rehhagel als Kandidaten zur Sicherung des
Klassenerhalts.
Zu emotionslos: Magaths Ruf ist schwer beschädigt
Felix Magath könnte derweil ein Thema beim Hamburger SV werden, wo ein
Nachfolger für Armin Veh gesucht wird, allerdings ist sein Ruf schwer
beschädigt nach rund eineinhalb Jahren Schalke. Die Art und Weise, wie er
Spieler behandelt, emotionslos, wie lebloses Arbeitsmaterial, das bei
Bedarf in Gebrauch genommen und ansonsten zwischen Tribüne, Auswechselbank
und zweiter Mannschaft hin- und hergeschoben wird, ist nicht mehr
zeitgemäß.
Dieser Stil hinterlässt unglückliche Menschen und verbrannte Erde. In der
Wochenzeitung Die Zeit war vor einigen Wochen ein verstörendes Psychogramm
Magaths zu lesen, in dem ein namentlich ungenannter Vereinsfunktionär
beschreibt, wie es ist, mit dem Erfolgstrainer zusammenzuarbeiten: "Der Weg
zu Magath führt Schritt für Schritt in die Abhängigkeit und dann in die
Demütigung."
Um diesen Mann loszuwerden, muss Schalke nun auch noch richtig viel Geld
bezahlen. Bis 2013 laufen die Verträge des Chefs und seiner engsten
Mitarbeiter, über 10 Millionen Euro Abfindung kann die Magath-Clique
angeblich einfordern. Immerhin hat Magath das Geld auch eingespielt, diesen
Erfolg muss man ihm lassen. Das gute Abschneiden in der Champions League
und im DFB-Pokal füllt die Kassen. Dass Magath wahrscheinlich einen
Großteil der Einnahmen in die eigene Tasche stecken darf, ist die letzte
bittere Pointe eines großen Missverständnisses.
9 Mar 2011
## AUTOREN
Daniel Theweleit
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