| # taz.de -- Kommentar Frauen-Fußball-WM: Journalisten sind keine Verbrecher | |
| > Berichterstatter werden bei der Frauen-WM nicht durchleuchtet. Doch das | |
| > ist eine Ausnahme. Die sonst gängigen Überprüfungen werden nicht kritisch | |
| > genug betrachtet. | |
| Wer über die WM der Fußballerinnen im Sommer berichten will, muss seine | |
| Daten nicht den staatlichen Schnüfflern zur Verfügung stellen. Das ist eine | |
| gute Nachricht - und in einer Zeit, in der staatliche Behörden immer weiter | |
| in die Privatsphäre ihrer Bürger eindringen, sicher auch eine | |
| ungewöhnliche. Journalisten werden zumindest dieses eine Mal nicht wie | |
| potenzielle Verbrecher behandelt. Es war die taz, die vor der | |
| Leichtathletik-WM 2009 mit großem Aufwand auf die | |
| Akkreditierungsproblematik hingewiesen hat. Es hat sich gelohnt. | |
| Und doch muss bei aller Freude auch darüber, dass die taz von der Frauen-WM | |
| berichten wird, festgestellt werden, wie merkwürdig leise die Diskussion | |
| über die Zulassung von Journalisten zu Großereignissen geführt worden ist. | |
| Einen kollektiven, über die Redaktionsstuben hinaus wahrnehmbaren Aufschrei | |
| über die staatliche Kontrolle von Pressevertretern hat es nicht gegeben. | |
| Redaktionen, die ansonsten jede Einschränkung der Pressefreiheit andernorts | |
| in Europa zu Recht kritisieren, hatten keine Probleme damit, ihre | |
| Mitarbeiter von BKA und Verfassungsschutz durchleuchten zu lassen. Dass sie | |
| damit auch einen Teil der Pressefreiheit preisgeben, haben sie nicht | |
| gesehen - oder wollten es nicht. | |
| Viel zu viele Journalisten haben sich längst die Argumente der staatlichen | |
| Sicherheitsfanatiker zu eigen gemacht und lassen sich gerne überprüfen, oft | |
| im festen Glauben, dies diene auch ihrer eigenen Sicherheit. Bei | |
| politischen Großereignissen wird schon lange nicht mehr grundsätzlich | |
| nachgefragt, ob das große Durchleuchten sinnvoll ist. Es ist der gute, alte | |
| olympische Gedanke, der viele Redaktionen blind gemacht hat für die | |
| Gefahren, die von übertriebener staatlicher Medienkontrolle ausgehen: Dabei | |
| sein ist im Zweifel eben doch - alles. | |
| 9 Mar 2011 | |
| ## AUTOREN | |
| Andreas Rüttenauer | |
| ## TAGS | |
| WM 2011 – Mixed Zone | |
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