# taz.de -- Werbung auf Skype: Bitte sprechen Sie nach der Werbung! | |
> Geld verdienen und die Nutzer nicht abschrecken: Der Netztelefoniedienst | |
> Skype entdeckt die Werbung. Auch das Online-Netzwerk Twitter | |
> experimentiert mit Reklame. | |
Bild: Solange keine Werbesprecher ins Telefonat reinquatschen, geht's ja noch: … | |
Nutzer der Windows-Version 5.1 der Internet-Telefonie-Software Skype | |
erwartet seit wenigen Tagen eine unangenehme Überraschung. Ihnen lacht | |
unter dem "Home"-Karteireiter, den viele Nutzer aktiviert haben, eine große | |
Werbefläche entgegen. Diverse Werbepartner hat Skype dort versammelt, wie | |
das Unternehmen stolz in [1][einer Pressemitteilung schreibt.] "Skype | |
startete eine neue Werbegelegenheit für die wichtigsten Marken der Welt". | |
Skype erlaubte seinen mittlerweile 650 Millionen Nutzern seit bald acht | |
Jahren das kostenlos Kommunizieren per Sprache, Video oder Text. Nur für | |
Sonderdienste wie Gespräche ins Fest- oder Mobilfunknetz oder | |
Videokonferenzen mit mehreren Personen wird Geld verlangt. Von ein paar | |
Cent pro Minute bis zu einigen Euro im Monat belaufen sich die Kosten. | |
Ansonsten verhielt sich Skype sehr nutzerfreundlich: Kaum ein ablenkendes | |
Element störte die hübsch gestaltete Software - und schon gar keine | |
Werbung. | |
Zu unfreiwilligen Reklamebetrachtern werden zunächst Nutzer in den USA, in | |
Großbritannien und auch in Deutschland. Die Aufmerksamkeit von | |
"durchschnittlich 145 Millionen verbundenen Nutzern im Monat" will Skype zu | |
Geld machen, zu Spitzenzeiten nutzen fast 30 Millionen User gleichzeitig | |
den Dienst. Nun will das Unternehmen diese Kunden mit Werbung von Nokia, | |
Universal Pictures oder Groupon konfrontieren. Dem [2][IT-Nachrichtendienst | |
Heise] sagte ein Skype-Sprecher, man plane weder Pop-ups noch blinkende | |
Banner. | |
## "Rich Media" | |
Sogenannte "Rich Media"-Anzeigen sind erlaubt, die nach Angaben von Skype | |
Audio- oder Video-Elemente enthalten könnten. Die Formate sind | |
verhältnismäßig groß: Bis zu 650 mal 340 Bildpunkte darf die Werbung | |
einnehmen, auf kleinen Laptops mit nur 1024 Bildpunkten horizontaler | |
Auflösung wird man ihr also kaum entgegen können. | |
Unklar ist, ob von der neuen Werbeoffensive, die viele Nutzer aus heiterem | |
Himmel traf, auch zahlende Kunden betroffen sind. Skype wolle dies testen, | |
wobei die "meisten" Werbekonsumenten wohl Gratis-User sein dürften, wie die | |
Firma ausführte. Skype will zur Zielgruppenoptimierung auch Daten nutzen, | |
die aus der Kundendatenbank stammen - Wohnort, Altersgruppe oder | |
Geschlecht. | |
Immerhin soll man dieser "Personalisierung" über ein Einstellungsmenü | |
widersprechen können, in der Standardeinstellung ist sie aber aktiviert. | |
Von Werbung verschont bleiben vorerst User unter Mac OS X und Linux; auch | |
die Mobilversionen von Skype für iPhone und Co. sind zunächst reklamefrei. | |
Skypes Werbestrategie hat rein wirtschaftlich-strategische Gründe. Das | |
Unternehmen konnte sich mithilfe von Finanzinvestoren vom bisherigen | |
Mutterunternehmen Ebay loskaufen und hat im August vergangenen Jahres bei | |
der US-Börsenaufsicht einen Antrag gestellt, in den nächsten Monaten an den | |
New Yorker Aktienmarkt gehen zu dürfen. Dazu müssen Einnahmen her. Um die | |
Umsätze aus den erwähnten Sonderdiensten zu ergänzen, will man nun mit | |
Online-Werbung Kasse machen. | |
## Twitters "Dickbar" | |
Der Internet-Telefonie-Dienst ist nicht das einzige Gratisangebot, das | |
gerade mit neuen Reklamestrategien für Verärgerung bei seiner treuen | |
Nutzerschaft sorgt. Der Kurznachrichtendienst Twitter sucht schon seit | |
Jahren nach einem passenden Geschäftsmodell und glaubt, es ebenfalls in der | |
Online-Werbung gefunden zu haben. Wie diese in den Nachrichtenstrom | |
integriert werden soll, wird allerdings unter Experten wie Usern kontrovers | |
diskutiert. | |
So ergänzte Twitter vor wenigen Tagen seine populäre | |
iPhone-Twitter-Anwendung um eine sogenannte [3][Quick Bar]. Sie überlagert | |
am oberen Rand des Bildschirms andere Tweets und zeigt "Trending Topics" | |
an, also Begriffe und Themen, die gerade besonders stark diskutiert werden. | |
Das Ziel der Quick Bar ist ein anderes: Das Einblenden gelegentlicher | |
"promoted trends", also beworbener Themen, für die Reklamekunden zahlen. | |
Dass man die Quick Bar nicht abschalten kann, führte schnell zu einem | |
lustigen Spitznamen: Der Blogger John Gruber nannte sie "Dickbar". "Dick" | |
ist sowohl das englische Wort für "Schwanz" als auch der Name von | |
Twitter-Chef Dick Costolo. Mittlerweile hat Twitter das Problem mit einer | |
Änderung leicht entschärft, doch weg bekommt man die "Dickbar" noch immer | |
nocht. | |
10 Mar 2011 | |
## LINKS | |
[1] http://about.skype.com/press/2011/03/advertising.html | |
[2] http://www.heise.de/newsticker/meldung/Skype-startet-mit-Werbung-im-VoIP-Cl… | |
[3] http://gigaom.com/2011/03/07/quickbar-future-twitter/ | |
## AUTOREN | |
Ben Schwan | |
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