# taz.de -- Kursverlierer Solon: Solarfirmen vernichten Kapital | |
> Aktionärsschützer warnen: Solon ist der größte Kapitalvernichter. Auch | |
> andere Sonnenstromunternehmen sind unter den ganz großen Kursverlierern | |
> der letzten Jahre. | |
Bild: Keine gute Investition. | |
Unter den sechs "größten Kapitalvernichtern" sind nach einer aktuellen | |
Berechnung der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) vier | |
Solarfirmen. Den unrühmlichen Spitzenplatz in der "Hall of Shame" nimmt die | |
Berliner Firma Solon ein. "Solon hat es geschafft, das Kapital seiner | |
Aktionäre fast vollständig zu pulverisieren", sagt DSW-Hauptgeschäftsführer | |
Ulrich Hocker. Wer vor fünf Jahren für 1.000 Euro Aktien von Solon kaufte, | |
hat heute nur noch Papiere im Wert von 90 Euro im Depot. | |
Auf Platz 3 der Kursverlierer unter allen 285 börsennotierten deutschen | |
Aktiengesellschaften im Qualitätssegment Prime Standard liegt die | |
Solarfirma Q-Cells, auf Platz 4 folgt Colexon, auf Platz 6 Conergy. Unter | |
den 50 größten Börsenwertverlierern folgen aus der Solarbranche außerdem | |
Solarworld auf Platz 18, Sunways auf Platz 31 und die Solar-Fabrik auf | |
Platz 42. | |
Es sei "eindeutig, dass wir es mit einer blasenartigen Entwicklung in | |
dieser Branche zu tun haben", sagt Aktionärsschützer Hocker. Aus dieser | |
Blase scheine "angesichts der Diskussion um ein Ende der Subventionen in | |
Deutschland und in anderen EU-Ländern nun die Luft zu entweichen". | |
Die DSW hat in ihrer sogenannten Watchlist mit einem Punkteverfahren die | |
Entwicklung der Aktienkurse im vergangenen Jahr sowie auch über einen | |
Zeitraum von drei und fünf Jahren bewertet. Daraus ergibt sich das | |
Gesamtergebnis. Auf ein Jahr bezogen schnitt unterdessen Q-Cells mit einem | |
Kursverlust von 72,9 Prozent unter den Solarfirmen am schlechtesten ab, | |
über fünf Jahre betrachtet war Conergy mit minus 94,6 Prozent das | |
Schlusslicht. | |
Das Wort "Blase" will man in der Solarbranche zwar nicht in den Mund | |
nehmen, doch von "übertriebener Euphorie" und "Übertreibung nach oben" ist | |
auch dort sehr wohl die Rede. "Bis vor wenigen Jahren schien es für die | |
Solarbranche keine Grenzen zu geben", sagte gestern eine Sprecherin des | |
Modulherstellers Solon. Es habe auch "Fehleinschätzungen" gegeben. Hinzu | |
komme, dass die Solarstrombranche schlecht planen könne, weil sie noch | |
immer stark von der Förderpolitik abhängt. Je näher der Solarstrom sich | |
aber dem Preis des Steckdosenstroms annähere, umso planbarer werde der | |
Markt für die Anbieter. Bei der Firma Colexon sieht man unterdessen auch | |
"Kommunikationsprobleme, die dem Vertrauen von Investoren massiv geschadet" | |
hätten. Die Debatte über die Zukunft der Einspeisvergütungen habe im Markt | |
viel Verunsicherung geschaffen. Colexon ist Projektentwickler und betreibt | |
Solarkraftwerke, das Unternehmen hieß bis 2007 Reinecke & Pohl. | |
Bei der Firma Conergy, die sich zeitweise als internationaler | |
Gemischtwarenladen der erneuerbaren Energien versuchte, gibt man auch | |
Fehlentscheidungen zu. Dazu habe das Bestreben gehört, die Hälfte des | |
Geschäfts mit anderer Technik als der Photovoltaik zu machen. Und als | |
Unternehmen, das als Start-up begann, habe man es im rapiden Wachstum nicht | |
rechtzeitig geschafft, die Managementqualitäten den Erfordernissen | |
anzupassen. | |
11 Mar 2011 | |
## AUTOREN | |
Bernward Janzing | |
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