| # taz.de -- Spekulationen um autonomes Zentrum: Poker um die Rote Flora | |
| > Der Besitzer des autonomen Stadtteilzentrums Kretschmer geht rechtlich | |
| > gegen die Nutzungsbindung vor. Olaf Scholz sieht keinen Handlungsbedarf. | |
| Bild: Auch so kann das Stadtteilzentrum genutzt werden: Altensingen in der Rote… | |
| HAMBURG taz | Klausmartin Kretschmer, Besitzer der Roten Flora will | |
| offenbar um die Zukunft des besetzten autonomen Stadtteilzentrums | |
| feilschen. Kretschmer hat den Notar und Ex-SPD-Bürgermeister Henning | |
| Voscherau mit einer "Grundbuchbereinigung" beauftragt. | |
| Er will die festgeschriebene Nutzung des Gebäudes als selbst verwaltetes | |
| Stadtteilzentrum aus dem Grundbuch entfernen zu lassen, sofern die Stadt | |
| nicht selbst die Rote Flora für seinen Traumpreis von fünf Millionen Euro | |
| zurückkauft. Kretschmer wollte sich gegenüber der taz nicht näher äußern. | |
| "Wenn man ein Objekt verkaufen möchte, ist das ein gängiger Vorgang", sagte | |
| er. Es sei jetzt aber nicht an der Zeit, "Öl ins Feuer zu gießen". | |
| Ende März läuft das beim Verkauf der Roten Flora im Jahr 2001 mit | |
| Kretschmer vereinbarte zehnjährige Vorkaufsrecht der Stadt aus. Kretschmer | |
| hatte das Gebäude auf Initiative des rot-grünen Senats damals für den | |
| Schnäppchenpreis von 185.000 Euro erworben, um es nicht zum Wahlkampfthema | |
| werden zu lassen. | |
| Nach einem Bericht der Hamburger Morgenpost hat der Erste Bürgermeister | |
| Olaf Scholz (SPD) die Rote Flora aufgrund des sich anbahnenden Konflikts | |
| nun zur Chefsache erklärt. "Quatsch", erwidert Senatssprecher Christoph | |
| Holstein. Scholz hatte noch vor zwei Wochen gegenüber der taz beteuert, | |
| dass er zurzeit "keinen Handlungsbedarf" sehe. "Niemand hat vor, etwas an | |
| dem jetzigen Zustand im Großen und Ganzen zu ändern." | |
| In Flora-Kreisen sieht man in Kretschmers Vorgehen auch eher einen erneuten | |
| Erpressungsversuch. "Das ist kein Gesprächspartner, das ist ein Fall für | |
| den Staatsanwalt", sagt Marc Meyer, Anwalt der Flora. Schon 2009 hatte | |
| Kretschmer dem damaligen schwarz-grünen Senat in einem Interview mit der | |
| Zeitschrift Szene gedroht, die Rote Flora zum Machtfaktor der | |
| Bürgerschaftswahlen 2012 werden zu lassen. Eine "brennende Flora" würde für | |
| schwarz-grün "kein Spaziergang" werden. | |
| Der Versuch des schwarz-grünen Senats im vorigen Herbst, konkret mit | |
| Kretschmer über einen Rückkauf ins Gespräch zu kommen, scheiterte. Zwei Mal | |
| brüskierte er die Senatsunterhändler und ließ zwei Verhandlungstermine | |
| platzen. Denn diese hatten die klare Vorgabe, dass der Rückkaufspreis nicht | |
| wesentlich über dem geschätzten Verkehrswert von 1,2 Millionen Euro liegen | |
| dürfe. Kretschmer wollte aber vier bis fünf Millionen Euro für die | |
| Immobilie kassieren. | |
| Was der neue Vorstoß soll, ist unklar. Denn laut den | |
| Bürgerschaftsdrucksachen von 2001 ist beim Verkauf neben dem Rückkaufsrecht | |
| der Stadt eine "unbefristete Nutzungsbindung" als selbst verwaltetes | |
| Kulturzentrum sowie ein Bauverbot vereinbart worden. | |
| Die unbefristete Nutzungsbindung würde auch bei einem Verkauf an den neuen | |
| Eigentümer übergehen, den möglichen Gewinn über den Verkehrswert müsste | |
| Kretschmer an die Stadt abführen. So sieht es auch Hans-Peter Strenge, der | |
| damals als Justizstaatsrat die Verkaufsverhandlungen begleitete "Der Sinn | |
| war ja, dass Kretschmer mit der Flora nicht spekulativ umgeht und sie dann | |
| an Müller oder Meier verkauft." | |
| 17 Mar 2011 | |
| ## AUTOREN | |
| Kai von Appen | |
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