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# taz.de -- Atompolitik weltweit: Finnland bleibt auf Ausbaukurs
> Durch Fukushima ist das Thema Atomkraft wieder ins Bewusstsein der Finnen
> gerückt. Die Regierung will trotzdem weitere Reaktoren bauen, denn
> "genehmigt ist genehmigt".
Bild: Trotz schlechter Erfahrungen mit dem Reaktor Olkiluoto 3 lässt die finni…
STOCKHOLM taz | Zweifel an der Atomkraft? Nicht in Finnland. Trotz der
schlechten Erfahrungen, die man mit dem Neubau des Reaktors Olkiluoto 3
gemacht hat - der nun vier Jahre verspätet und doppelt so teuer wie geplant
2013 fertig werden soll -, hatte die Regierung vor einem Jahr den Neubau
von zwei weiteren Atomreaktoren genehmigt. Und genehmigt ist genehmigt,
sagt Regierungschefin Mari Kiviniemi.
An einer neuen Debatte über Pro und Contra Atomkraft ist ihr nicht gelegen,
denn am 17. April finden in Finnland Parlamentswahlen statt. Zwar zeigen
Umfragen ein großes Vertrauen der FinnInnen in die Sicherheit der
einheimischen Reaktoren und in die Weisheit ihrer atomkraftfreundlichen
PolitikerInnen, doch einen Ausbau über fünf Reaktoren hinaus lehnt die
Hälfte der Bevölkerung ab, nur ein Drittel befürwortet ihn; jüngste
Umfragen vom Wochenende bestätigen diese Haltung.
Durch das Unglück von Fukushima ist das Thema Atomkraft wieder ins
Bewusstsein der Wähler gerückt. Der jetzigen Vierparteienkoalition dürfte
dies kaum zugutekommen, am ehesten der oppositionellen Linkspartei, die
einen konsequenten Anti-AKW-Kurs hält und eine Rücknahme der schon
erteilten Neubaugenehmigungen fordert. Ob die Grünen profitieren, ist eher
zweifelhaft: Von vielen AKW-Gegnern wird ihnen ihre Wischiwaschi-Haltung
übel genommen: "im Prinzip" gegen Atomkraft zu plädieren, aber gleichzeitig
in einer Regierung verblieben zu sein, die für den weiteren Ausbau stimmte.
Alle Aufregung sei schon deshalb fehl am Platze, meint die Regierung, weil
in Finnland nur alle 100.000 Jahre ein Erdbeben zu erwarten sei und selbst
ein großer Erdrutsch irgendwo rund um die Ostsee nur eine geringe
Tsunami-Gefahr mit sich bringe. Die Notstromversorgung für den Fall eines
Ausfalls der externen Stromzufuhr sei außerdem schon bei den Altreaktoren
doppelt so sicher ausgelegt, wie sie es bei den havarierten japanischen
Reaktoren gewesen sei. Und der im Bau befindliche Reaktor sowie die
geplanten weiteren Neubauten würden "noch sicherer" werden. Forderungen
nach einem Ausbaustopp werden von atomfreundlichen Regierungsmitgliedern
als "populistisch" zurückgewiesen.
Zumindest wies die Regierung aber die Strahlenaufsichtsbehörde Stuk an,
alle vier finnischen Altreaktoren, die jetzt zwischen 28 und 33 Jahren in
Betrieb sind, noch einmal daraufhin zu überprüfen, ob die Erfahrungen in
Japan eine zusätzliche Sicherheitsnachrüstung erforderlich machen könnte.
Dass keiner dieser Reaktoren gegen einen Flugzeugabsturz gesichert ist,
akzeptiert man in Finnland als unvermeidliches Restrisiko.
24 Mar 2011
## AUTOREN
Reinhard Wolff
## TAGS
Schwerpunkt Atomkraft
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