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# taz.de -- Bamberg schlägt Alba Berlin: Basketballs Borussen
> Im Spitzenspiel der BBL unterstreicht Bamberg bei Alba Berlin einmal
> mehr, wer die Meisterschaft verdient hat. Die Berliner zeigen derweil,
> dass sie auf einem guten Weg sind.
Bild: Matchwinner: Bambergs Predrag Suput ist nicht zu stoppen.
Geradezu sehnsüchtig riefen die Bamberger Fans nach ihrem Team, das nach
Spielende zu schnell in der Kabine verschwunden war. Gut eintausend
lärmende Franken standen am Samstagabend in der Berliner Großarena, während
sich die Anhänger von Alba Berlin trollten.
Die Bamberger in ihren rotem Leibchen waren euphorisiert vom
97:93-Auswärtssieg, aufgepeitscht ob des spannenden, ja hoch dramatischen
Spiels. Sie hielten Transparente hoch, auf denen stand: "Bamberg. Albas
Nightmare". Ja, es machte ihnen offensichtlich Spaß, die Hauptstädter, die
in Deutschland jahrelang als das Nonplusultra des Basketballs galten, ein
wenig zu verhöhnen. Zuallererst aber wollten sie Predrag Suput sehen, den
Helden des Abends.
Suput hatte ein perfektes Spiel gespielt. 34 Punkte, 100 Prozent
Trefferquote aus dem Feld, neun Defensivrebounds, fünf verwandelte Dreier.
So etwas sieht man sehr, sehr selten. Nur einen kleinen Makel gabs, denn
einen seiner acht Freiwürfe hatte er danebengesetzt. Man konnte dem
33-jährigen Serben schon vorm Spiel ansehen, dass er große Lust auf die
Partie hatte. Während andere verkniffen wirkten und ihnen die Nervosität in
den Gesichtern klebte, lächelte Suput verschmitzt – als wüsste er, dass ihm
heute Großes gelingen sollte.
In einem Spiel, das hin- und herwogte, in dem erst die eine Mannschaft mit
16 Punkten führte und dann die andere mit 10, bevor erneut der Gastgeber
davonzog und schließlich doch unterliegen sollte, war Suput so etwas wie
die Boje auf den Wellen dieses faszinierenden Wechselspiels. Er war immer
zu sehen, immer präsent. Er hielt, wie die Trainer so gern sagen, "sein
Team am Leben". Albas Center Yassin Idbihi wusste nach der Vorstellung
Suputs nur eine Antwort: "Er hatte eben seinen Rhythmus gefunden."
Gut, Suput bestimmte das Treiben auf dem Parkett, aber was beide Teams vor
einer höllisch lauten Kulisse ablieferten, machte Lust auf die Playoffs.
"Solche Spiele braucht die Bundesliga", sagte Bambergs Coach Chris Fleming.
Suput sei an diesem Abend "von einem anderen Planeten" gewesen, was er über
die Schiedsrichter nicht sagen könne. Er war der Meinung, sie hätten Alba
Berlin zu viele Freiwürfe geschenkt, "aber wie sich mein Team auch gegen
diese Entscheidungen gestemmt hat, das war große Klasse", sagte er. Fleming
geht davon aus, dass sich beide Teams in dieser Spielzeit noch einmal
begegnen werden, möglicherweise im Finale der BBL, denn Fleming wollte die
beiden besten Mannschaften der Liga gesehen haben: Bamberg an Nummer eins,
Alba mehr oder weniger abgeschlagen dahinter.
Dieses Lob wird die Verantwortlichen von Alba Berlin gefreut haben, denn
noch vor ein paar Wochen war unklar, ob Alba ganz vorn mitmischen kann. Die
Krise des erfolgsverwöhnten Klubs kulminierte nach einem desaströsen Spiel
in – Bamberg. Die Berliner hatten es sang- und klanglos mit 52:103
verloren. Wenig später wurde Trainer Luka Pavicevic entlassen und der
Israeli Muli Katzurin verpflichtet. Er wagte den Umbruch, vor allem in
taktischer Hinsicht. Alba Berlin spielt nun flexibler, variantenreicher und
schneller. Die Spieler dürfen in der Offensive ihre individuelle Klasse
ausreizen.
Das recht starre Konzept Pavicevics gehört der Vergangenheit an. Die
Neuerungen Katzurins wirkten befreiend auf die Mannschaft, aber sie
stellen, inmitten einer Saison vollzogen, natürlich eine Herausforderung
dar. "So ein Umbruch ist alles andere als einfach", sagte Katzurin. Man
muss sich das wie ein Reifenwechsel während der Fahrt vorstellen. Spieler,
die konditioniert waren auf eine Spielweise, müssen plötzlich umdenken.
"Man muss ganz schön wach sein, um alles im Kopf zu haben", wird Idbihi in
der Vereinspostille Albatros zitiert. Neue Angriffssysteme seien
hinzugekommen. Neue Spieler, die im Zuge der Trainerverpflichtung nach
Berlin gekommen sind (Taylor Rochestie, Miroslav Raduljica), mussten sich
eingewöhnen. Kurzum: Es ging in Berlin fast schon noch turbulenter zu als
im überhitzten Fußballgeschäft.
Bayern München, die mutmaßliche Nummer zwei in Deutschland, schreckte
bekanntlich davor zurück, das Van-Gaal-System vorm Saisonende zu
überarbeiten. Andere Mannschaft wie Borussia Dortmund oder eben die Brose
Baskets aus Bamberg haben es gar nicht erst nötig, über einen
Strukturwandel nachzudenken. Warum auch? Sie sind die Klassenbesten.
Borussia Dortmund hat es unlängst bei den Bayern unter Beweis gestellt, die
Basketballer aus Bamberg am Samstag in Berlin.
27 Mar 2011
## AUTOREN
Markus Völker
## TAGS
Fußball-Bundesliga
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