# taz.de -- Kommentar Linkspartei nach Wahlschlappe: Wir haben nichts verstanden | |
> Die Niederlagen der Linkspartei sind kein Zufall. Sie zeigen ein | |
> strukturelles Problem. Wenn beim Sozialprotest gerade Flaute ist, bleibt | |
> die Linkspartei im Trockendock. | |
Die Linkspartei hat die Wahlen in Stuttgart und Mainz verloren. Die | |
Westausdehnung, die bisher wie von selbst zu funktionieren schien, stockt. | |
Landtagsfraktionen sind oft Motor der Professionalisierung der jungen | |
Partei im Westen - das fällt in Stuttgart und Mainz nun aus. | |
Bemerkenswert ist, welchen Schluss die Parteispitze in Berlin aus dieser | |
Niederlage zieht: keinen. Das Atomthema habe alles andere verdrängt, da | |
kann man leider nichts machen, so tönen Klaus Ernst und Gesine Lötzsch. | |
Wenn Parteiführer sich zum Opfer der Verhältnisse deklarieren, muss man | |
immer misstrauisch sein. Fukushima ist höchstens der halbe, bequeme Teil | |
der Antwort. | |
Die Niederlagen der Linkspartei sind kein Zufall. Sie zeigen ein | |
strukturelles Problem: Die Linkspartei ist im Westen nur erfolgreich, wenn | |
sie auf Anti-Rot-Grün und Sozialproteste setzen kann. Wenn bei | |
Sozialprotest gerade Flaute ist, wie in Baden-Württemberg, und Rot-Grün im | |
Trend liegt, bleibt die Linkspartei im Trockendock. Um auch für | |
Linksliberale interessant zu sein, müsste sie - über ihren Markenkern | |
Soziales hinaus - bei mehr Themen kompetent sein. Doch sie ist auf die | |
Abgrenzung geeicht, ihr fehlt es an eigenem Gewicht. | |
Die Linkspartei-Spitze möchte mit solchen kniffeligen, strategischen | |
Problemen aber lieber nicht behelligt werden. Zur Erinnerung: Auch in | |
Hamburg gelang der Sprung über die fünf Prozent eher gegen Berlin - damals | |
hielt Lötzsch es für klug, die Vokabel "Kommunismus" wiederzubeleben. In | |
der Linksparteizentrale herrschen halsstarrige Realitätsverleugnung und | |
intellektuelle Unbeweglichkeit. | |
Diese Symptome kennt man von müden, abgewirtschafteten Regierungsparteien - | |
von vitalen, aufstrebenden linken Oppositionsparteien eher nicht. Sogar | |
Guido Westerwelle hielt es nach der FDP-Schlappe für nötig zu | |
signalisieren, man habe die Botschaft der Wähler verstanden. Die Spitze der | |
Linkspartei ist noch nicht so weit. | |
29 Mar 2011 | |
## AUTOREN | |
Stefan Reinecke | |
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