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# taz.de -- Proteste in Syrien: 13 Menschen getötet
> Bei Demonstrationen nach dem Freitagsgebet kamen in Daraa 13 Menschen ums
> Leben. Sicherheitskräfte hatten Tränengas und scharfe Munition
> eingesetzt.
Bild: Syrische Sicherheitskräfte in Deraa.
DAMASKUS dpa/afp | Bei neuen Protesten der Opposition in der syrischen
Stadt Daraa sind nach Angaben eines Menschenrechtsaktivisten am Freitag
mindestens 13 Menschen getötet worden, Dutzende wurden verletzt. Tausende
Menschen gingen demnach in der 100 Kilometer südlich der Hauptstadt
Damaskus gelegenen Stadt nach dem Freitagsgebet auf die Straße.
Sicherheitskräfte in Zivil hätten Tränengas eingesetzt und dann scharfe
Munition und Gummigeschosse eingesetzt.
Landesweit gingen wieder Tausende auf die Straßen, um mehr Freiheit und
demokratische Reformen zu verlangen. Augenzeugen berichteten, alleine in
der südlichen Stadt Daraa seien acht Menschen getötet worden, als
Angehörige der Sicherheitskräfte das Feuer auf rund 4.000 Demonstranten
eröffneten.
In Deir al-Sor nahe der irakischen Grenze droschen Schlägertrupps auf
Demonstranten ein. In der Stadt Latakia gingen nach dem Freitagsgebet
ebenfalls Hunderte Regimegegner auf die Straßen. Sie riefen: "Welche eine
Schande, Schüsse auf friedliche Demonstranten." Weitere Demonstrationen
wurden aus Kamischli, aus der Provinz Idlib, aus Homs gemeldet. Anwohner
berichteten zudem von einer Kundgebung in dem Dorf Zakija südwestlich von
Damaskus, wo zwei Menschen erschossen wurden.
Aus dem Umland von Damaskus, aus den Provinzen Homs und Latakia, aus Idlib
und aus Benias wurden ebenfalls Protestaktionen gemeldet. In Benias riefen
einige Demonstranten: "Der islamische Religionsgelehrte und der Priester
gehen Hand in Hand." Auch Kurden in den Provinzen Kamischli und Hassaka
gingen auf die Straße.
## Ankündigung von Reformen hilft nicht
Präsident Baschar al-Assad hatte in den vergangenen Tagen einige
[1][Reformen verkündet], um die Protestbewegung zu stoppen, die im März
begonnen hatte. Erst hob er die Arbeitsbeschränkungen für Frauen mit
Gesichtsschleier auf. Dann befahl er, mehr als 100.000 Kurden aus der
Provinz Hassaka, denen 1962 die Staatsbürgerschaft aberkannt worden war,
zusammen mit ihren Angehörigen wieder zu Syrern zu machen. In Kamischli
riefen einige Demonstranten: "Die Staatsangehörigkeit ist kein Ersatz für
die Freiheit."
Assad gehört zur religiösen Minderheit der Alawiten. Er hatte die Proteste
der Regimegegner, die sich von den Revolutionen in Tunesien und Ägypten
hatten inspirieren lassen, als Versuch radikaler Sunniten dargestellt,
Zwietracht zwischen den Religionsgruppen zu säen.
Tatsächlich sympathisiert ein Teil der Demonstranten mit den Muslimbrüdern
und gelegentlich werden bei den Kundgebungen auch religiöse Parolen
gerufen. Doch sind an den Protesten auch Angehörige anderer
Religionsgruppen beteiligt. Seit Beginn der Proteste wurden in Syrien nach
Schätzungen von Menschenrechtsgruppen mehr als 110 Menschen getötet.
Dutzende Demonstranten und einige bekannte Oppositionelle wurden
festgenommen.
8 Apr 2011
## LINKS
[1] /1/politik/nahost/artikel/1/hoffnung-auf-reformen-1/
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