# taz.de -- GLEICHSTELLUNG: Geführt von Frauen | |
> Macht die Frauenquote für Spitzenjobs Sinn? Die Arbeitnehmerkammer ließ | |
> darüber diskutieren, für Rot-Grün gab's Lob von der | |
> Gleichstellungsbeauftragten | |
Bild: Zwei Frauen in einer Männerdomäne: Renate Sinth (links), stellvertreten… | |
Kurz vor der Wahl hat die Landesfrauenbeauftragte Ulrike Hauffe den | |
rot-grünen Senat gelobt. "Was hier ging, ist gemacht worden," sagte Hauffe | |
am Dienstag in der Arbeitnehmerkammer. Dort ging es gestern um die Frage, | |
warum der Anteil von Frauen in Führungspositionen so gering ist und ob eine | |
Quote für Aufsichträte sinnvoll Abhilfe schafft. | |
Für Hauffe war die Antwort klar: Sie setzt auf Zwang. "Seit Jahrzehnten | |
gibt es hier nur marginale Verbesserungen. Und ich habe nicht die Bohne an | |
Glauben daran, dass das von selber besser wird." Tatsächlich sind in Bremen | |
nur 3,2 Prozent aller Vorstandsposten von Frauen besetzt. Bei den | |
Aufsichtsräten privater Unternehmen sind es zehn Prozent, bei den | |
öffentlichen Gesellschaften rund 23 Prozent. | |
Unter ihnen ist auch Hauffe selbst. "Ich bin eine Quotenfrau", sagte sie | |
und fand dies wunderbar, denn "Macht ist etwas großartiges". Mit dieser | |
Macht habe sie etwa die BSAG dazu gebracht, die Unternehmenssatzung nach | |
dem Landesgleichstellungsgesetz auszurichten. "Die meinten, als | |
Aktiengesellschaft bräuchten die das nicht." Doch Aufsichtsrätin Hauffe | |
machte Druck. Nun hat die BSAG Frauenförderpläne und sei unter den | |
deutschen ÖPNV-Betrieben "mit Abstand an der Spitze in Sachen | |
Frauenförderung", so Hauffe. "Als die mich erstmal an der Backe hatten, | |
haben sie auch ganz toll mitgearbeitet." Bei der Barmer Ersatzkasse habe | |
sie als Aufsichtsrätin dazu beigetragen, eine 50-Prozent Quote für | |
Führungspositionen festzuschreiben. "Das hat kein anderes Unternehmen, und | |
das ist von uns gekommen." | |
Die von ihr so gelobte Linnert wies auf den tieferen Sinn solcher | |
Quotierungen hin. "Frauen sind keine besseren Menschen", sagte sie. Wenn es | |
sich nur um einen "interbourgeouisen Konflikt" handeln würden, sei die | |
Debatte hinfällig. "Aus wem sich die ausbeutende Führungselite rekrutiert, | |
könnte einem ja egal sein." Doch der "andere" Führungsstil von Frauen tue | |
der Gesellschaft insgesamt gut: "Die fragen zum Beispiel viel eher: Wie | |
geht es mir eigentlich an meinem Arbeitsplatz?" | |
Doch ohne Druck, so sieht es auch Linnert, sei dies nur schwer zu haben. So | |
habe etwa die staatliche WfB zuletzt ihren genehmigungspflichtigen Beirat | |
mit 29 Männern und 30 Frauen besetzen wollte. "Das habe ich gesprengt. Beim | |
nächsten Mal ist die Liste quotiert und Schluss." Rot-Grün hat in den | |
Bundesrat eine Initiative für Frauen in Aufsichtsräten eingebracht. | |
Hauffe hofft darauf. Der mit einer Selbstverpflichtung der Industrie | |
beendete "Quotengipfel" von Frauenministerin Kristina Schröder "der war ja | |
wohl komplett für die Tüte", schimpte sie. "Bremen hat irren Nachholbedarf. | |
Wir stehen je nach Studie an letzter oder vorletzter Stelle aller | |
Bundesländer." | |
12 Apr 2011 | |
## AUTOREN | |
Christian Jakob | |
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