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# taz.de -- Ägypten hofft auf Touristen: Freie Sicht auf die Pyramiden
> Noch meiden viele Touristen eine Reise in das Land der Pharaonen. Doch
> die Tourismusbranche ist zuversichtlich, dass die Besucherzahlen wieder
> nach oben gehen werden.
Bild: Derzeit ist der Besucherandrang nicht sehr groß: Die Pyramiden von Gizeh.
Bis August will er durchhalten. Wenn dann die Gästezahl nicht endlich
steigt und die ägyptischen Behörden bis dahin keine finanziellen Hilfen in
Aussicht gestellt haben, sieht Urs Umbricht schwarz für seine Ferienanlage
"Jolie Ville" auf Kings Island, einer Nil-Insel vor Luxor. Geplante und
bereits begonnene Investitionen liegen vorerst auf Eis, sagt der Schweizer
Generalmanager.
Er hat Pech mit der Eigentümerin der Anlage, einer Investmentgruppe mit
mehrheitlich ägyptischem Kapital. Es stammt nicht nur von Ministern der
geschassten Regierung, die jetzt teils im Gefängnis sitzen, sondern vor
allem von der Hussein-Salem-Gruppe.
Salem selbst, ein sehr umtriebiger Geschäftsmann, der seit den umwälzenden
Ereignissen spurlos verschwunden ist, war ein enger Vertrauter der
Mubarak-Familie und soll im Februar in Dubai aufgegriffen worden sein mit
500 Millionen Dollar Bargeld.
Noch können sie auf Kings Island den 600 Mitarbeitern die Löhne zahlen. Und
trotz des Gästeschwunds sei niemand entlassen worden.
Das beteuern auch die Manager anderer edler Hotelanlagen wie das Kempinski
in Kairo und in Soma Bay am Roten Meer, das historische Mena House Oberoi
vor den Pyramiden von Gizeh und das Sofitel Winter Palace in Luxor, auf
dessen Terrasse Agatha Christie ihren Kriminalroman "Tod auf dem Nil"
geschrieben haben soll.
"Wir schicken unsere Mitarbeiter im Augenblick auf Schulungen oder in den
Urlaub", sagt Hany Abdelmoneim, Generalmanager von Kempinski am Roten Meer.
Man will auch nicht riskieren, dass das gut ausgebildete Personal später
die Konkurrenz bedient, wenn die Gäste wieder reichlich kommen.
Drei Millionen Arbeitsstellen hängen im 80-Millionen-Einwohner-Land Ägypten
direkt und indirekt vom Tourismus ab. Allein aus Deutschland reisten im
zurückliegenden Jahr rund zwei Millionen Urlauber an.
Doch ins "neue Ägypten", wie sich das Land nach den umwälzenden Aufständen
vom Januar und Februar gerne selbst bezeichnet, finden bislang nur wenige.
Und das trotz der mittlerweile aufgehobenen Reisewarnungen vieler
Regierungen und der wieder aktivierten Billigflugverbindungen - in das
"Land, wo alles beginnt", so die PR-Kampagne in vorrevolutionären Zeiten.
Jetzt fragt die neue Touristikwerbung Ägypten: "Sind wir noch auf der
Erde?"
Noch wissen es nicht alle. Leere Cafés und verwaiste Strandliegen,
festgezurrte Kreuzfahrtschiffe am Ufer des Nil und freie Sicht auf
Pyramiden und Gräber im Tal der Könige schlagen der ägyptischen
Tourismusbranche schwer auf den Magen.
In den Flughäfen am Roten Meer und in Luxor erinnert wenig an die übliche
Hektik. Hotels melden 25 bis 35 Prozent der sonst üblichen Belegung. Das
Überleben sichern vielerorts nur treue Stammgäste.
Deutsche Reiseveranstalter sehen die Entwicklung optimistischer. Rewe
Touristik (ITS, Jahn Reisen und Tjaereborg) glaubt, Ägypten habe etwa 40
Prozent des Sommergeschäfts verloren.
Anfang März hätten die Buchungen wieder stark angezogen. In den Osterferien
("Urlauber profitieren von günstigen Angeboten") waren ihre Veranstalter
sogar ausgebucht.
Der Ägypten-Spezialist "Stern-Tours" meldet dagegen nur geringe Nachfrage.
Gerade einmal ein Drittel der Vorjahreszahlen sei erreicht worden.
Bei "Studiosus" kommen, wenngleich auf niedrigem Niveau, neue Buchungen
herein, heißt es dort. Ab September werde sich die Nachfrage wohl wieder
normalisieren. Auch bei Thomas Cook und Neckermann sollen die Buchungen
zunehmen.
"Es hat sich was verändert", sagt der Vorsitzende der Ägyptischen
Tourismusbehörde, Amr al-Ezabi in Kairo: "Die Reiseveranstalter suchen
jetzt stärker den Kontakt zur Stimmung im Land."
5 May 2011
## AUTOREN
Barbara Geier
## TAGS
Reiseland Ägypten
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