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# taz.de -- Prozess um Al-Qaida-Terroristen: Milde Strafe für volles Geständn…
> Das Frankfurter Oberlandesgericht verurteilt den 25-jährigen Rami M. zu
> einer Haft von vier Jahren und neun Monaten. Ein Deal macht das
> Blitzurteil möglich.
Bild: Zog in Pakistan in den Dschihad: Rami M. vor dem Oberlandesgericht Frankf…
BERLIN taz | Es ist ein ungewöhnlich schneller Ausgang für einen
Terrorprozess. Normalerweise dauern Staatsschutzverfahren mehrere Monate -
der [1][in Frankfurt geborene Islamist Rami M.] ist nun nach nur drei
Prozesstagen wegen Al-Qaida-Mitgliedschaft zu einer Haftstrafe von vier
Jahren und neun Monaten verurteilt worden.
Möglich gemacht hat das Blitzurteil des Oberlandesgerichts Frankfurt am
Main eine Verständigung, umgangssprachlich "Deal" genannt: umfangreiches
Geständnis gegen eine relativ milde Strafe. So kam es auch.
Der 25-jährige Rami M. erzählte vor Gericht - wie schon zuvor in
Vernehmungen des Bundeskriminalamts -, wie er im Frühjahr 2009 über Wien in
den Iran reiste und von da aus weiter in die pakistanische Bergregion
Wasiristan. Zunächst landete er bei der "Islamischen Bewegung Usbekistan"
und wechselte dann im Mai 2009 zur al-Qaida.
In einem Lager der Terrorgruppe wurde er im Umgang mit Maschinengewehren
und Mörsern ausgebildet und beteiligte sich dann am Kampfhandlungen gegen
die pakistanische Armee - unter anderem soll er nach Überzeugung des
Gerichts Flugabwehrraketen transportiert und Wache an einer
Geschützstellung geschoben haben.
Der übergewichtige Ex-Dauerkiffer Rami M. war aber offenbar vom bewaffneten
Dschihad überfordert. Einen Kampfeinsatz in Afghanistan unter einem
Kommandeur namens "Damdam" brach er ab, später bat er die Al-Qaida-Leute,
ob er nicht nach Deutschland zurückkehren könne, um Geld zu sammeln.
Scheich Junis al-Mauretani - angeblich "Außenminister" der al-Qaida - soll
Rami M. und andere Islamisten aus Deutschland in Pakistan für die Bildung
eines Netzwerks in Europa vorgesehen haben und brachte ihnen
Computerverschlüsselung bei. Im Juni 2010 wurde Rami M. auf dem [2][Weg zur
deutschen Botschaft in Islamabad festgenommen], zwei Monate später nach
Deutschland überstellt. Berichte über das ominöse Treffen mit dem Scheich
in Verhören führten dann mit zu den Terrorwarnungen durch den deutschen
Innenminister im vergangenen Herbst.
Er bereue, was er getan habe, sagte Rami M. vor der Verkündung des Urteils
am Montag. "Ich möchte mich bei allen entschuldigen."
9 May 2011
## LINKS
[1] /1/politik/deutschland/artikel/1/rami-m-packt-aus/
[2] /1/politik/asien/artikel/1/irrfahrt-eines-dschihadisten/
## AUTOREN
Wolf Schmidt
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