# taz.de -- Proteste gegen Atomkraft: Ungehorsam gegen Atomlobby | |
> Kommende Woche tagt das Atomforum in Berlin - Atomkraftgegner wollen das | |
> Treffen mit Blockaden und Zeltlager auf dem Alex verhindern. | |
Bild: Sie legten sich noch ganz ohne Zelt auf den Alex: Anti-AKW-Flashmob im Ap… | |
Ein Hauch von Wendland auf dem Alexanderplatz - das ist ab Sonntag das Ziel | |
von Berliner Atomkraftgegnern. Mit einem Widerstandscamp wollen die | |
Aktivisten die Jahrestagung des Deutschen Atomforums begleiten, das sich | |
von kommendem Dienstag bis Donnerstag im Congress Center am Alexanderplatz | |
trifft. Mehr noch: Statt des üblichen Begleitprotests soll das Treffen mit | |
Blockaden verhindert werden. | |
"Um den kompletten Atomausstieg zu beschleunigen, müssen wir zu allen | |
Mitteln greifen", sagt Sonja Schubert vom Bündnis "Atomforum blockieren". | |
Nur wenige Wochen nach den Atomunfällen in Fukushima werde man die | |
Atomlobby nicht ungestört in Hinterzimmern klüngeln lassen. Die | |
Protestankündigung zeigt offenbar bereits Wirkung: Ein für Montagabend | |
geplantes Vorabenddinner des Atomforums wurde abgesagt. "Ein Anfang", | |
findet Schubert. "Jetzt müssen wir noch die Tagung verhindern." | |
Maik Luckow, Sprecher des Atomforums, widerspricht: Die Absage des Dinners | |
sei nicht dem Protest, sondern der aktuellen Lage nach Fukushima | |
geschuldet. Deshalb habe man auch den politischen Part der Jahrestagung auf | |
den Herbst "verschoben". Stattdessen werde nun erst ab Dienstagnachmittag | |
ausschließlich über technische Fragen zur Atomenergie diskutiert. "Solange | |
die Folgen noch so unklar und die Diskussion so offen ist, gilt es, deren | |
Ergebnisse abzuwarten", begründet Luckow den Schritt. AKW-Gegnerin Schubert | |
hält das für "vorgeschoben". | |
Nach Fukushima erlebte die Anti-Atom-Bewegung in Berlin eine kleine | |
Renaissance: Hunderte beteiligten sich an Mahnwachen für einen | |
Atomausstieg, zu einer Großdemo im März kamen 120.000 Menschen. Jetzt geht | |
der Protest einen Schritt weiter: zum zivilen Ungehorsam. Organisiert wird | |
die Blockade von autonomen Anti-Atom-Gruppen aus Berlin. Moderatere Gruppen | |
wie die Naturfreunde und Anti Atom Berlin unterstützen zumindest das Camp | |
auf dem Alexanderplatz. | |
Mit 25 Zelten und einem Großzelt mit Bühne wollen die Anti-AKWler ab | |
Sonntagnachmittag rund um die Weltzeituhr aufschlagen - mit Volksküchen, | |
Workshops, Ausstellungen und Straßentheater. Geplant sind Auftritte von | |
Berliner Bands wie den Ohrbooten, abends soll es "Silent Discos" mit | |
Kopfhörern geben. "24 Stunden Kulturprogramm täglich" verspricht | |
Mitorganisatorin Schubert. | |
Auf die Straße geht es erstmals am Montagabend - mit einer Demonstration | |
vom Schlesischen Tor zum Bundesumweltministerium am Alexanderplatz. Am | |
Dienstag sollen dann die Eingänge zum Congress Center blockiert werden, um | |
das Atomforum zu verhindern. Dabei werde man "kreativ und entschlossen" | |
vorgehen, heißt es in einem Aufruf: "Von sitzen bis flitzen, von türmen bis | |
stürmen". Mit mindestens 1.000 Teilnehmern rechnet Schubert. Auch Busse aus | |
dem Wendland und Hannover würden anreisen. | |
"Jeder hat das Recht zu demonstrieren", kommentiert Atomforum-Sprecher | |
Luckow die Proteste. "Aber auch wir haben das Recht, eine lange geplante | |
Veranstaltung durchzuführen." Bereits in den Vorjahren begleiteten Proteste | |
das Jahrestreffen des Atomforums. Die Polizei verspricht, "alle | |
erforderlichen Maßnahmen für einen störungsfreien Verlauf" zu | |
gewährleisten. | |
10 May 2011 | |
## AUTOREN | |
Konrad Litschko | |
## ARTIKEL ZUM THEMA |