# taz.de -- Datenleck bei Facebook: Das Hintertürchen-App | |
> Die Sicherheitsforscher von Symantec haben ein schweres Sicherheitsleck | |
> beim weltgrößten sozialen Netzwerk entdeckt. Es erlaubte über Jahre | |
> theoretisch Zugriff auf Profile. | |
Bild: Facebook hat zum ersten Mal Nutzerdaten weitergegeben. | |
Es gibt Bugs, kleine Fehler, die schnell behoben sind und dann gibt es | |
sicherheitstechnische Datenlecks großen Ausmaßes. Solch ein Leck hatte das | |
IT-Security-Unternehmen Symantec bei Facebook gefunden. Über Jahre war es | |
zumindest theoretisch möglich, Zugriff auf Millionen von Profilen zu | |
erhalten. | |
Das Problem dabei waren die sogenannte Access-Token, kleine Textschnipsel, | |
über die man eine Art Nachschlüssel für ein Facebook-Profil erhält. Ein | |
Passwort muss dann nicht mehr eingegeben werden, um verschiedene Aktionen | |
auszuführen, die eigentlich nur der Benutzer darf. | |
Betroffen waren laut Symantec-Schätzungen User von rund 100.000 Apps, | |
Anwendungen, die von Drittanbietern stammen und bei Facebook laufen. Diese | |
Apps, vom Spiel über den Infodienst bis zum Videowerkzeug, benötigen vom | |
User bei der Installation Genehmigungen. Sind diese erteilt, darf eine App | |
etwa auf die eigene Pinnwand schreiben, die Freundesliste einsehen, andere | |
User im Nachrichtenstrom informieren oder sogar Zugriff auf Fotos und Chats | |
haben. | |
## Werbekunden hatten Zugriff aufs eigene Konto | |
Doch diese Genehmigungen für die Apps wurden verbotenerweise an Dritte | |
weitergeleitet. Grund war ein Programmierfehler bei Facebook: Die | |
Access-Token wurden in Internet-Adressen gepackt, die dann weitergeleitet | |
wurden als Referrer. Diese Referrer mit den Nachschlüsseln tauchten erstens | |
in den Logdateien der App-Entwickler auf und wurden zweitens aber | |
möglicherweise auch an deren Werbekunden weitergereicht. Wer also eine | |
betroffene App installierte, erlaubte den Werbekunden eben jener App | |
möglicherweise signifikanten Zugriff auf sein Konto. | |
Doch die Facebook-Nutzer hatten Glück im Unglück. Die mindestens seit 2007 | |
bestehende Lücke in der Datensicherheit war laut Symantec nicht weitläufig | |
bekannt. Somit landeten zwar zahllose Nachschlüssen bei Werbekunden von | |
App-Entwicklern, doch diese bekamen das schlicht nicht mit. Allerdings sind | |
die Access-Token eine dauerhafte Angelegenheit: Nur das Ändern des eigenen | |
Facebook-Passworts machte die Nachschlüssel zunichte, was Symantec | |
furchtsamen Usern nun auch empfiehlt. | |
Facebook zufolge wurden keine Hinweise darauf gefunden, dass die Lücke auch | |
ausgenutzt wurde - was aber nichts heißen muss. Immerhin hat Facebook das | |
Problem laut eigenen Angaben mittlerweile behoben und will künftig sowieso | |
auf eine sichere Methode zur Authentifizierung von Apps setzen. | |
## Nutzerdaten "aus Versehen" weitergegeben | |
Es ist im übrigen nicht das erste Mal, dass Facebook über ein solches | |
Problem gestolpert ist. Schon einmal wurden Nutzerdaten "aus Versehen" an | |
Werbekunden übertragen. Damals handelte es sich allerdings "nur" um | |
Nutzer-Identifikationsnummern, was Werbetreibenden allerdings potenziell | |
die Namen von Facebook-Kunden bescheren konnte. Laut einem Bericht des Wall | |
Street Journal waren davon auch populäre Facebook-Apps wie "Farmville" oder | |
"Texas Holdem" betroffen, auch dieser Bug ist mittlerweile behoben. | |
Facebook versuchte am Mittwoch, die von Symantec aufgedeckte Lücke | |
kleinzureden. Man habe "eine intensive Untersuchung" eingeleitet. Zudem sei | |
es App-Entwicklern schließlich verboten, Nutzerinformationen und | |
Nutzerzugänge an Dritte weiterzuleiten. Dass die davon erst gar nichts | |
mitbekamen, scheint da nicht sonderlich zu stören. | |
Ben Edelman, Internet-Forscher an der Harvard Business School, sagte | |
gegenüber dem Wall Street Journal, an solchen und ähnlichen Problemen sei | |
Facebooks komplexes Ökosystem schuld. Daten könnten hin und her fließen. | |
"Aber niemand hat Facebook gebeten, ein solches System zu entwickeln." | |
Das Thema Apps und Sicherheit gilt in der IT-Security-Szene sowieso als | |
besonders heiß: Facebook untersucht im Gegensatz zu anderen Firmen wie | |
Apple eingereichte Anwendungen nur stichprobenartig. Da eine "böse" App | |
sich Zugriff auf sensible Daten verschaffen könnte, wird dieses Vorgehen | |
regelmäßig kritisiert. | |
Für Facebook ist das eigene Ökosystem allerdings ein wichtiges Pfund: Es | |
dient dem Ziel, dass die Nutzer auf längere Sicht immer mehr Tätigkeiten | |
direkt bei Facebook machen, anstatt etwa andere Kommunikationskanäle oder | |
Betriebssystem wie Windows zu nutzen. | |
12 May 2011 | |
## AUTOREN | |
Ben Schwan | |
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