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# taz.de -- Bürgermeisterkandidat per Facebook: Such, Netzwerk, such!
> Einem winzigen Kreisverband der Grünen im Land Brandenburg fehlte der
> Kandidat für eine Bürgermeisterwahl. Gefunden wurde er mit Hilfe einer
> Facebook-Gruppe.
Bild: Mutiger Kandidat: Gerald Heisig (re.)
BERLIN taz | Der Grünen Kreisverband Elbe-Elster tritt mit Bio-Kaufmann
Gerald Heisig zur Bürgermeisterwahl in Uebigau-Wahrenbrück an. "Na und?",
könnte man sich da zu Recht fragen. Wäre da nicht ein kleines Detail: Sie
haben den [1][Kandidaten über Facebook gefunden].
"Die Zeit, in der politische Diskussionen in geschlossenen Zirkeln
stattfinden, ist vorbei!", sagt Klaus Peschel, Vorsitzender des
Kreisverbandes. Es werde immer mehr übers Netz kommuniziert. "Und dort
wollen wir die Leute auch abholen", so Peschel.
Auch die Grünen-Landtagsabgeordnete Sabine Niels lobte die neue Idee:
"Immer mehr Menschen informieren sich heute über das Internet, da ist es
nur konsequent, wenn wir als Grüne genau dort auch nach geeigneten
Kandidatinnen und Kandidaten Ausschau halten", sagte sie der Märkischen
Allgemeinen Zeitung. Aber ganz so geplant, wie sie es nun darstellen, war
die Entscheidung für den Kandidatencheck per Facebook wohl nicht. Vielmehr
wurde sie aus der Not heraus geboren.
Der Kreisverband Elbe-Elster ist klein. Sehr klein. Um genau zu sein, zählt
er nur neun Mitglieder und hat damit nur drei mehr als der kleinste in
Deutschland. Bei der letzten Bundestagswahl holte er 3,3 Prozent. "Wir
leben von engagierten Einzelpersonen", sagt der Sprecher des Kreisverbands
und damaliger Bundestagskandidat Christoph Wunnicke. "Klaus Peschel
übernimmt seit 20 Jahren jedes erdenkliche Amt. Er konnte nicht auch noch
für die Wahl zum Bürgermeister antreten." Darum hätten sie einen neuen
Kandidaten gesucht.
Erst ganz klassisch über die Mail-Listen der Grünen. Darüber sei jedoch
niemand gefunden worden. "Dann kam uns die Idee, auch öffentlich nach
Kandidaten zu suchen", so Wunnicke. Auch außerhalb der Partei.
Zuerst schrieben sie über die Homepage aus. "Aber da gehen am Tag höchstens
zwei Leute drauf", so der Pressesprecher. Gleichzeitig hatten sie die Idee
eine Facebook-Gruppe zu gründen. "Das Experiment hat sich gelohnt"
resümiert Peschel. Von mehr als 30 Anfragen gab es elf ernsthafte
Bewerbungen, von denen sie sieben in die engere Auwahl nahmen. Aus Hamburg
und München; Frauen und Männer zwischen 26 und 62 Jahren. Zwei Kandidaten
kamen persönlich vorbei. Am Dienstagabend haben sie sich entschieden:
Gerald Heisig ist ihr Spitzenkandidat.
Auch der 45jährige Bio-Kaufmann aus Eberswalde fand die Ausschreibung über
Facebook. Dann wählte er jedoch den klassischen Weg. Er schickte seine
Bewerbung als E-Mail und sprach persönlich vor. Nach seiner Wahl erklärte
er, im schönsten Politkersprech, "sich auf Uebigau-Wahrenbrück zu freuen"
und "sich der großen Aufgabe bewusst" zu sein. Das Grüne Facebook-Wunder
könnte perfekt sein. Gäbe es da nicht einen kleinen Haken.
Bürgermeister wird er wohl nicht. Bei der letzten Wahl traten die Grünen
nicht mal mit einem Kandidaten an. Der Amtsinhaber Andreas Claus ist zwar
parteilos, erhält aber Unterstützung von der CDU. Sie ist im Kreis mit
Abstand stärkste Partei. Somit wäre das wirkliche Wunder, würde der grüne
Spitzenkandidat gewinnen.
11 May 2011
## LINKS
[1] http://www.facebook.com/profile.php?id=100002300627165
## AUTOREN
Rasmus Cloes
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