Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- NPD in Stadtteil-Parlamenten: Braune Beiräte
> In Blumenthal und Gröpelingen ziehen Rechtsextremisten in die Beiräte
> ein. Die einen wollen sie ignorieren, die anderen Statuten ändern, um
> Hetze zu verhindern.
Bild: Beirat in Bremen-Blumenthal: Sascha Humpe
Aus Ländern wie Sachsen sind die Szenen bekannt: NPD-Abgeordnete, die ihr
Rederecht in den Plenarsitzungen nutzen, um gegen Juden oder Ausländer zu
hetzen. Ähnliches könnte sich künftig auch in zwei Bremer Beiräten
abspielen. Denn in Blumenthal und Gröpelingen gelang es der NPD jeweils
einen Sitz in den Stadtteilgremien zu erringen.
In Gröpelingen machten 3,7 Prozent der WählerInnen bei der Neonazi-Partei
ihr Kreuz. Weil es für die Beiräte keine Fünf-Prozent-Hürde gibt, sitzt
künftig die NPDlerin Gabriela Yardim mit am Tisch. In Blumenthal bekam der
NPDler Sascha Humpe 4,3 Prozent der Stimmen.
"Das ist kein gutes Zeichen für diesen Stadtteil", sagt der Blumenthaler
Ortsamtsleiter Jörg-Peter Nowack. Am 27. Juni konstituiert sich der neue
Beirat. "Bisher legen wir sehr viel Wert darauf, dass die Bürgerinnen hier
ihre Meinung sagen dürfen, das nimmt viel Zeit ein." In Zukunft werde dies
möglicherweise nicht möglich sein. "Es ist damit zu rechnen, dass das
NPD-Mitglied seine Parolen tröten will."
Nowack will deshalb "versuchen, nicht-zielführende Debatten
einzuschränken." Wie das möglich sein soll, darüber will er in den nächsten
Wochen mit den Fraktionsspitzen sprechen. Klar sei aber: "Das wird nicht
ohne Änderung der Geschäftsordnung abgehen." Das bedeute: "Einschränkungen
für alle." Vor allem denkt Nowack an eine Redezeitbegrenzung.
In Gröpelingen sieht man die Sache etwas gelassener: "Wir wissen ja noch
nicht, wie die sich einbringen werden", sagt Reiner Bischoff, der
stellvertretende Gröpelinger Ortsamtstleiter. Schon früher seien immer
wieder Rechtsradikale aus der DVU in den Beirat gewählt worden, doch die
kämen "normalerweise gar nicht oder nur bei den allerersten Sitzungen. Ob
von der NPD ein anderer Auftritt zu erwarten sei, darüber "haben wir keine
Infos und legen keinen Wert darauf, über die jetzt viel zu wissen". Rund
1.640 Stimmen gab es für die NPD - "das ist nicht zu dramatisieren", sagt
Bischoff. "Die etablierten Parteien sind hier so mächtig, dass man mit
denen fertig wird."
Wie es dazu kam, dass in Blumenthal nicht nur die NPD, sondern auch noch
die rechtspopulistischen Bürger in Wut besonders stark abschnitten, darüber
wird derzeit spekuliert. Der Weser-Kurier behauptete, dies liege an
"schlecht integrierten Zuwanderern", vor allem an Roma. Die Gegend sei
"vermüllt", es gebe viele Polizeieinsätze. Diese Zustände, so die Zeitung,
würden Bürger, "denen diese Zustände zum Hals heraushängen", als
"Protestwähler" zur NPD treiben.
Tatsächlich gebe es viel Kriminalität und soziale Probleme, sagt
Ortsamtsleiter Nowack. "Das berechtigt aber keinen, die NPD zu wählen."
Allerdings müsse die Politik an den Zuständen in Blumenthal etwas ändern.
"Wir haben in den letzten Jahren 10.000 Industriearbeitsplätze verloren,
bislang gibt es null konkrete Initiativen, da was zu ändern." Hinzu komme,
dass "Problemfamilien aus anderen Stadtteilen in der Tendenz nach
Blumenthal entsorgt werden", so Nowack.
Letztlich sei das Problem, dass der abgelegene Stadtteil "wenig sichtbar"
sei: "Wir sind nicht die Priorität der Politik", Investitionen in die
Infrastruktur blieben aus. Dabei könne der Senat relativ leicht
signalisieren, dass die Spaltung in Bremen und Bremen-Nord überwunden
werden solle, sagt Nowack. Etwa mit dem Prinzip "Eine Stadt - ein Tarif".
Derzeit sei die Zugfahrt von Lesum in die City teurer als von Mahndorf in
die Innenstadt - obwohl diese Entfernung weiter ist. 1,8 Millionen würde
eine Tarif-Angleichung das Land kosten, sagt Nowack. "Das ist nicht viel
Geld - aber so etwas nehmen die Bürger wahr."
31 May 2011
## AUTOREN
Christian Jakob
## ARTIKEL ZUM THEMA
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.