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# taz.de -- Bundeswehr: Wieder toter Soldat bei Kundus
> Die Taliban setzen den deutschen Soldaten in Nordafghanistan erneut
> schwer zu. Am Donnerstag gab es bei einem Sprengstoffanschlag einen Toten
> und mehrere Verletzte.
Bild: Erkennungsmarke eines Bundeswehrsoldaten. Im Todesfall wird sie gebrochen…
BERLIN taz | Die getöteten Bundeswehrsoldaten des letzten Anschlags sind
noch nicht zu Grabe getragen, da schlagen die Taliban erneut zu. Zum
zweiten Mal in einer Woche gab es in Nordafghanistan einen
Sprengstoffanschlag auf deutsche Soldaten. Die Bundeswehr bestätigte den
Tod eines 23-jährigen Oberstabsgefreiten der Panzerbrigade 21 "Lipperland"
aus Augustdorf in Nordrhein-Westfalen.
Zudem wurden fünf Soldaten verletzt, zwei von ihnen schwer. Sie seien per
Hubschrauber ins Feldlazarett nach Kundus gebracht worden, teilte ein
Bundeswehrsprecher mit. Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière
(CDU), der sich am Donnerstag beim Kirchentag in Dresden aufhielt, sprach
den Angehörigen des Verstorbenen und den Verletzten sein Beileid aus.
Der Anschlag ereignete sich nach Angaben des Einsatzführungskommandos in
Potsdam am Donnerstagmorgen in der Provinz Baghlan rund 36 Kilometer
südlich von Kundus und war gegen einen Schützenpanzer vom Typ "Marder"
gerichtet. Dabei handelt es sich um ein stark gepanzertes
Vollkettenfahrzeug. Es bedarf großer Sprengkraft, die Insassen zu
verletzen.
Zum genauen Verlauf des Angriffs konnte die Bundeswehr zunächst keine
Angaben machen. Der Getötete sei "am Anschlagsort gefallen", hieß es in
einer Mitteilung an die Bundestagsabgeordneten. Zudem hätten sich die
Taliban zu der Tat bekannt.
Es ist bereits der dritte Anschlag in nur neun Tagen. Erst am vergangenen
Samstag waren in Talokan, der Hauptstadt der Provinz Tachar im Nordosten
Afghanistans, bei einem Anschlag zwei Bundeswehrsoldaten getötet und sechs
weitere verletzt worden. Unter den Verletzten befand sich auch der
Kommandeur des Regionalkommandos Nord der Nato-Truppe Isaf, Markus Kneip.
Eine Soldatin wurde schwer verletzt, sie wird inzwischen im
Bundeswehrkrankenhaus in Koblenz behandelt. Am Mittwoch zuvor hatte es
zudem einen Sprengstoffanschlag auf eine deutsche Patrouille nahe Kundus
gegeben. Auch dabei wurde ein Soldat getötet, ein weiterer verletzt. Die
Zahl der insgesamt in Afghanistan verstorbenen Bundeswehrsoldaten ist damit
auf 52 gestiegen (34 bei Gefechten).
Die FDP-Verteidigungspolitikerin Elke Hoff zeigte sich bestürzt über den
erneuten Tod eines Bundeswehrsoldaten. Nach den Anschlägen der letzten
Wochen müsse alles "Menschenmögliche" getan werden, um den Schutz der
Soldaten im Einsatz vor Sprengfallen zu verstärken, sagte Hoff. Von einem
grundsätzlichen Strategiewechsel hält die FDP-Politikerin aber nichts. Die
Anschläge zielten auf die Demoralisierung der Truppen. Dem dürfe man auf
keinen Fall nachgeben.
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus
Schneider, hingegen kritisierte die deutsche Politik. Auf dem Evangelischen
Kirchentag warnte er: "Wir dürfen die Bundeswehr nicht zum Instrument einer
Kanonenbootpolitik in neuer Form machen."
2 Jun 2011
## AUTOREN
Felix Lee
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