| # taz.de -- Alles easy mit den Rockern: Ein verzerrtes Bild | |
| > Außer in den Medien sieht ein "Runder Tisch" kein Problem durch die Hells | |
| > Angels in Walsrode. Trotz Ärger dürfen diese dort weiter Security-Dienste | |
| > beim Stadtmarketing Open-Air erledigen. | |
| Bild: Im Norden groß im Security-Business: Die Hells Angels. | |
| Es war geballte Verständnislosigkeit, mit der die Presse am Mittwoch auf | |
| die Erklärung von Walsrodes Bürgermeisterin Silke Lorenz reagierte. Die | |
| hatte am Vorabend zu einem "Runden Tisch" geladen. Dort sollte sich | |
| ausgesprochen werden, über die laut gewordenen Vorwürfe, der Hells | |
| Angels-Schatzmeister und Walsroder Unternehmer Wolfgang Heer und der | |
| ähnlich beleumundete "Outlaw"-Motorrad Club "Red Devils" erlangten immer | |
| mehr Einfluss in der Stadt. | |
| Nicht-lokale Journalisten hatte Lorenz bei ihrem Runden Tisch nicht | |
| zugelassen. Am Mittwoch wollte sie ihnen dafür die Ergebnisse präsentieren. | |
| Doch die gab es nicht. Denn der Runde Tisch war ohne jeden konkreten | |
| Beschluss auseinander gegangen. | |
| Die meisten, die Lorenz geladen hatte - Parteien, Vereine, die private | |
| Stadtmarketing-Gesellschaft - fanden, dass es "gar kein | |
| Hells-Angels-Problem" in der Stadt gebe. So berichtete es die Lokalzeitung, | |
| die beim Runden Tisch dabei sein durfte. Ein Handwerker lobte gar den | |
| "wichtigen Steuerzahler" Heer. "Die Beteiligten stellten ausdrücklich fest, | |
| dass sie sich in Walsrode sehr sicher fühlen", sagte Lorenz. Es gebe "keine | |
| Rocker, die öffentlich Präsenz zeigen." | |
| Dafür gab es Unmut über die Presse, die ein "verzerrtes Bild" zeichne - | |
| Touristen würden geplante Reisen in die Heidestadt stornieren, verunsichert | |
| durch Artikel über Umtriebe der Rocker-Clubs in Walsrode. | |
| So hatte sich beim Runden Tisch Lorenz Stellvertreterin geäußert. Auch die | |
| Bürgermeisterin selbst wies darauf hin, dass sie sich "sachgerechte | |
| Berichterstattung" wünschen würde. Die anwesenden Journalisten reagierten | |
| darauf gereizt. Sie erinnerten daran, dass erst kürzlich Angestellte der | |
| Security Firma GAB, die Heer und dem Hannoveraner Hells Angels-Boss Frank | |
| Hanebuth gehört, Fußballfans verprügelt hatten, nachdem der lokale | |
| Sportverein GAB angeheuert hatte. | |
| Oder dass das Frauenhaus seine Beteiligung am Weihnachtsmarkt zurückgezogen | |
| habe - weil der Markt Spenden von Hells Angels annehme, die aus Einkünften | |
| aus Bordellen stammten. Oder dass Lorenz selbst bei der Eröffnung von Heers | |
| Bowlingbahn zum Gratulieren erschienen war. "Ein Fehler", räumte sie am | |
| gestrigen Mittwoch ein. | |
| Irgendwie hält sie es auch für einen Fehler, dass seit Jahren der private | |
| Stadtmarketing-Verein für seine Open-Air-Reihe "Walsroder Mittwoch" die GAB | |
| engagiert. Die Familie Heer ist dabei sogar Veranstalter des | |
| Abschlusskonzerts im August. Ein gutes Aushängeschild für die Stadt sei | |
| dies "sicher nicht", sagt Lorenz. | |
| Ändern wird sich aber nichts: "Die Stadt kann Vereinen nicht die moralische | |
| Entscheidung, mit wem man Geschäfte macht, abnehmen", steht in einer Art | |
| Protokoll des Runden Tisches. Lorenz bekräftigt diese Position. Vereinen, | |
| die mit Hells Angels Geschäfte machen, Zuschüsse zu streichen - dazu gebe | |
| es derzeit "keine Pläne". | |
| 8 Jun 2011 | |
| ## AUTOREN | |
| Christian Jakob | |
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