# taz.de -- Bildungsfinanzierung in Berlin: Aus für den Schulfrieden | |
> Die GEW hat ausgerechnet, wie Berlin zu guten Schulen kommen könnte - und | |
> zwar mit geringerer Etaterhöhung, als selbst die Kanzlerin forderte. | |
> Finanziert werden soll das mit Steuererhöhungen. | |
Bild: Deutschlands dienstältester Minister will nicht mehr: Der Berliner Bildu… | |
Wollte man diesen Text gähnend langweilig anfangen, könnte dies sein erster | |
Satz sein: LehrerInnen fordern mehr Geld für Schulen. | |
Doch was auf den ersten Blick wie das Gegenteil einer aufregenden Neuigkeit | |
aussieht, ist auf den zweiten echt spannend. 660 Millionen Euro mehr müsste | |
Berlin jährlich in Bildung investieren, um "gute Schulen" zu bekommen, | |
errechneten die Fachleute der Lehrergewerkschaft GEW Posten für Posten. Sie | |
fordern damit eine Erhöhung der Ausgaben von derzeit 4,7 auf 5,3 Prozent | |
des Berliner Bruttoinlandsprodukts (BIP). | |
Spannend ist das, weil die Gewerkschaft damit weit unter dem bleibt, was | |
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die MinisterpräsidentInnen 2008 bei | |
ihrem Bildungsgipfel für nötig befunden hatten: "7 +3" lautete da die | |
Zauberformel, nach der bis 2015 frühkindliche und schulische Bildung mit 7 | |
Prozent des BIP der Länder, Hochschulen mit 3 Prozent gefördert werden | |
sollten. Und weil die GEW mit ihren Vorschlägen einem an | |
bildungspolitischen Debatten derzeit so gar nicht mehr interessierten | |
Bildungssenator Dampf macht. | |
Gerade weil das Angebot ja eigentlich ein recht freundliches ist: | |
"Realistisch" und vor allem "finanzierbar" sei es, meint Knut Langenbach | |
von der Arbeitsgemeinschaft Bildungsfinanzierung der GEW Berlin, die das | |
Paket ausgerechnet hat. | |
Das umfasst die Ganztagsversorgung aller GrundschülerInnen: Kostenpunkt | |
laut GEW: 100 Millionen Euro. Zusätzliches Personal für Schulen an sozialen | |
Brennpunkten soll mit 18 Millionen Euro finanziert werden, 130 Millionen | |
planen die Gewerkschafter für die Reduzierung der Unterrichtsstunden für | |
Lehrkräfte aller Schularten auf 25 Stunden ein. Mehr Erzieher- und | |
SozialpädagogInnen sollen 62,5 Millionen Euro kosten, für 38 Millionen will | |
die GEW die Ausbildung von LehrerInnen verbessern, indem die von | |
ReferendarInnen geleisteten Stunden nicht mehr wie bisher in den | |
Unterrichtsstundenbedarf von Schulen eingerechnet werden. | |
Auch, woher das Geld für die Mehrinvestitionen kommen soll, weiß die GEW: | |
"Staatliche Einnahmen müssen dringend erhöht werden, wenn Berlin seine | |
bildungspolitischen Ziele wirklich erreichen will", so Langenbach. Und die | |
seien im Schulgesetz festgeschrieben, ergänzt sein Kollege Peter Börtzler: | |
"Dort steht, dass jedes Kind bestmöglich individuell gefördert werden | |
soll!" Das sei der Anspruch der Gewerkschaft - und vor allem auch der | |
Eltern und SchülerInnen, so Sigrid Baumgardt von der im April neu gewählten | |
Dreierspitze der Berliner GEW. | |
Deren "Schulterschluss" habe sich bei der bildungspolitischen Großdemo am | |
9. Juni gezeigt, "und den wollen wir mit unseren konkreten Forderungen | |
stärken und unterstützen", so Baumgardt. Die nächste Demo ist für September | |
geplant. | |
Dass das dem noch amtierenden Schulsenator gar nicht gefallen wird, ist den | |
LehrervertreterInnen egal. Jürgen Zöllner (SPD) hatte gerade nach formal | |
umgesetzter Schulreform nicht nur den "Berliner Schulfrieden" verkündet, | |
sondern auch, dass er als Senator nach der kommenden Wahl im September | |
nicht mehr zur Verfügung stehe. | |
Doch das Thema Bildung so aus dem Wahlkampf herauszuhalten, passt der GEW | |
nicht: "Einseitig" sei Zöllners Bildungsfrieden, so Baumgardt - auch wenn | |
sie zugibt, dass derzeit offensichtlich keine Partei bereitstehe, die | |
GEW-Ideen zu unterstützen: "Wir werden den Druck auf sie eben erhöhen!" | |
14 Jun 2011 | |
## AUTOREN | |
Alke Wierth | |
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