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# taz.de -- Plagiatsfall Silvana Koch-Mehrin: Doktortitel futsch
> Silvana Koch-Mehrin ist nicht nur ihre politischen Führungsämter los,
> sondern jetzt auch ihren Doktortitel. Die Universität Heidelberg entzog
> ihr den Titel.
Bild: Titel-los: Silvana Koch-Mehrin steht nun ohne Doktor da.
HEIDELBERG dpa | Nach dem früheren Verteidigungsminister Karl-Theodor zu
Guttenberg (CSU) muss auch die FDP-Europaabgeordnete Silvana Koch-Mehrin
ihren Doktortitel abgeben. Die Universität Heidelberg stellte nach
mehrwöchiger Prüfung der Doktorarbeit und einer Anhörung der Autorin fest,
dass Teile ihrer Dissertation abgeschrieben sind. Damit entspreche die
Arbeit nicht den wissenschaftliche Anforderungen, und der Doktorgrad werde
entzogen, teilte die Universität am Mittwoch mit. Ungewissheit herrscht
weiter über die Doktorarbeit des FDP-Europapolitikers Jorgo Chatzimarkakis.
Auf rund 80 Textseiten der Dissertation Koch-Mehrins fänden sich mehr als
120 Stellen, die nach Bewertung des Promotionsausschusses als Plagiate zu
klassifizieren sind. Die beanstandeten Textstellen in der Arbeit über die
"Historische Währungsunion zwischen Wirtschaft und Politik: Die Lateinische
Münzunion 1865-1927" stammten aus 30 verschiedenen Publikationen. Nur ein
Drittel von ihnen habe die Autorin im Jahr 2000 im Literaturverzeichnis
aufgeführt.
"Angesichts der Vielzahl und des systematischen Charakters der Plagiate
kann kein Zweifel daran bestehen, dass sich Frau Koch-Mehrin in ihrer
Dissertation fremdes geistiges Eigentum angeeignet und als das eigene
ausgegeben hat", sagte Dekan Manfred Berg. Die Quantität und Qualität der
nachweisbaren Plagiate lege zwingend die Schlussfolgerung nahe, dass
Koch-Mehrin keine "selbstständige wissenschaftliche Arbeit" abgeliefert
habe. Dies bedeutet für Berg, dass sie bei der Zulassung zur Promotion
"schwerwiegende falsche Angaben über die Eigenständigkeit der erbrachten
wissenschaftlichen Leistungen" gemacht hat.
## Uni: Aberkennung zwingend
Während der zweimonatigen Prüfung der Arbeit sei Koch-Mehrin laufend über
den Stand der Verfahrens informiert worden, sagte der Dekan. "Der
Promotionsausschuss ist sich darüber im Klaren, dass der Entzug des
Doktortitels eine schwerwiegende Maßnahme darstellt und hat sich diese
Entscheidung nicht leicht gemacht." Die Aberkennung sei nach der Faktenlage
jedoch zwingend gewesen. Die Untersuchung war von einer Internetplattform
ins Rollen gebracht worden, die zahlreiche Plagiate gefunden und
veröffentlicht hatte.
Die 40 Jahre alte Politikerin hatte Anfang Mai nach Bekanntwerden der
Vorwürfe ihre politischen Führungsämter abgegeben. Sie räumte ihre Position
als Vorsitzende der FDP im Europaparlament und als Vizepräsidentin des
Parlamentes, blieb aber Abgeordnete.
In zu Guttenbergs Doktorarbeit waren im Februar Plagiate entdeckt worden.
Wenig später erkannte ihm die Uni Bayreuth den Doktortitel ab. Die Uni
erklärte in ihrem Abschlussbericht, dass der CSU-Politiker vorsätzlich
getäuscht habe.
Keine Entscheidung gibt es bislang zur umstrittenen Promotion des
FDP-Politikers Chatzimarkakis. Seit Ende Mai beschäftigt sich an der
Universität Bonn eine Arbeitsgruppe der philosophischen Fakultät mit
Plagiatsvorwürfen gegen den Politiker. Chatzimarkakis hatte um Überprüfung
seiner aus dem Jahr 2000 stammenden Arbeit gebeten, als er sich mit
Vorwürfen der Internet-Plattform "VroniPlag Wiki" konfrontiert sah, in
mindestens einem Fünftel seiner Doktorarbeit gebe es abgeschriebene
Stellen. Die Arbeitsgruppe wollte ursprünglich noch im Juni einen Bericht
vorlegen. Dieser soll als Grundlage für eine abschließende Entscheidung
über den Fall dienen.
15 Jun 2011
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