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# taz.de -- Filmstart "Bad Teacher": Da lacht der Mittlere Westen
> In der Schulkomödie "Bad Teacher" führt sich Cameron Diaz ziemlich
> pubertär auf. Ein Film, den man wie die letzte Stunde Unterricht kaum
> übersteht.
Bild: Kifft, pennt im Unterricht und sucht einen sexy Mann mit Geld: Cameron Di…
Heilige Scheiße! Noch eine Doppelstunde! Amerikanische Schulkomödie. Echt
nicht mein Lieblingsfach. "Bad Teacher". Cameron Diaz. Klingt ja noch ganz
gut. Ist aber in Wirklichkeit eine verfickte Bullenkacke von Lahmarschfilm.
Cameron Diaz, die die schlechte Lehrerin spielt, hat nämlich so eine Art
Tourette-Syndrom und reiht versaute Wörter aneinander, die anständige
Schüler nie in den Mund nehmen würden. Da lacht der Mittlere Westen.
Zwischendurch kifft sie, pennt im Unterricht und sucht einen sexy Mann mit
Geld. Sie hat eine Freundin, die zu dick ist, und eine streberhafte
Rivalin. Ihr fallen richtig fiese Tricks ein, sie kommt dauernd in
peinliche Situationen, sie mogelt sich aus fast allem raus, sie ist in
Wahrheit ein unheimlich netter und mitfühlender Mensch, und dafür kriegt
sie am Ende auch nicht den Schnösel (den Justin Timberlake gibt, was
möglicherweise ein Witz sein sollte, komplett mit der blödesten Szene für
Schlechten-Sex-haben, die je auf puritanischen Leinwänden zu sehen war),
sondern, na ja, ihr wisst es, wenn ihr es seht. Kurzum: Die Superpointe
dieses Films ist es, dass sich hier die Lehrer so aufführen, wie sich sonst
in amerikanischen Schulkomödien die Schüler aufführen.
Haben wenigstens die Schauspieler ihren Spaß? Eher nicht. Cameron Diaz gibt
mal wieder ihre Breitmaulschlampe mit goldenem Herz, der Rest kaspert sich
so durch. Ein, zwei Mal sitzt eine Pointe, aber im Großen und Ganzen zieht
sich das so vorhersehbar wie unglaubwürdig hin. Frauen auf Männertoiletten
und solches Zeug. An einen nennenswerten Regieeinfall erinnere ich mich
nicht. Howard Hawks? Lubitsch? Wilder? Gefehlt, verpennt, vergessen. Gerade
mal so die Formeln auswendig gelernt.
Dabei ist der Einfall, Lehrer statt Schüler als Vollidioten im Triebstau zu
zeigen, höchstens auf Papier wirklich lustig. Denn Schulkomödien haben ja
weniger die höhere Kunst der Komödie im Sinn (obwohl es kleine Meisterwerke
wie "Ferris macht blau" oder "O. C. and Stiggs" durchaus gibt) als vielmehr
Bewältigung einer ziemlich stressigen Lebensphase. Die Lehrer sind Feinde,
Idioten oder höchstens manchmal kurzzeitig Verbündete, ansonsten
interessieren sie nicht weiter.
Auch nicht eine verpeilte Tusse, die unbedingt Geld für eine
Busenvergrößerung braucht und daher mit allen Mitteln an das Prämiengeld
für die besten Testergebnisse ihrer Klasse heran will. Dieses Prämiensystem
gab es tatsächlich in einigen Staaten der USA, bis sich herausstellte -
auch aus schlechten Filmen kann man was lernen - dass sich kapitalistische
Anreize und pädagogische Anstrengungen dergestalt beißen, dass vor allem
mehr oder weniger drastische Betrugsmanöver dabei herauskommen.
Aber wie eben aus dem Bad Teacher eine gute Lehrerin wird, wenn sie nur den
richtigen Basketball in den Rücken bekommt, so wird hier auch ein korruptes
und verblödetes System nicht ernsthaft attackiert. Obschon doch an allen
Ecken und Enden das wirklich grausame, das heißt das wirklich komische zu
entdecken wäre. Es gibt Filme, die übersteht man nur wie die letzte Stunde
Unterricht. In strategischem Halbschlaf.
"Bad Teacher". Regie: Jake Kasdan. Mit Cameron Diaz, Justin Timberlake u.
a. USA 2011, 91 Min.
23 Jun 2011
## AUTOREN
Georg Seesslen
## TAGS
Spielfilm
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